Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.Dem Fürsten gingen seine Verluste auf fünfzig zu hundert und eins genommene Rabe-Actien sehr zu Herzen. Zwischen Milz und Leber behauptete er einen organischen Fehler zu haben. Es that ihm da regelmäßig wehe, wenn er sich vom Gelde trennen sollte. Auch kannte er Forbeck hinlänglich, um ihm Abwege vom Pfade der Ehrlichkeit zuzutrauen. In seiner Angst fiel sein Blick (die Strahlen der Abendsonne glitten golden durch seine hohen Fenster an den grünen Portieren vorüber) auf die Zeitungsnummer, die Tabelle der öffentlichen Vergnügungen, wo ein nächstes Concert eines seiner frühern Tongemälde "Tasso und Leonore", neu einstudirt, ankündigte. Er hatte die Sache selbst vorbereitet und eingeleitet und dennoch entfuhr ihm ein freudiges Ha! Forbeck verstand diese Regung. Schon zehn Billets genommen! sagte er. Mama hat allein eine Faust für zwei. Schade, daß Ada fehlt! Der Jockeyclub kommt en masse. Der Erfolg wird colossal werden -! Mit einem eigentümlichen Ausdruck von Niaiserie, wie wenn Jemand niesen wollte und nicht kann, ging der Fürst in sein Schlafzimmer, wo neben seinem Bette sein eisernes Archiv stand. Mit lauter Stimme, so daß es der Fürst hören konnte, blieb Forbeck dabei, daß er morgen das Geld noch zur heutigen Frühnotirung bringen werde. Dem Fürsten gingen seine Verluste auf fünfzig zu hundert und eins genommene Rabe-Actien sehr zu Herzen. Zwischen Milz und Leber behauptete er einen organischen Fehler zu haben. Es that ihm da regelmäßig wehe, wenn er sich vom Gelde trennen sollte. Auch kannte er Forbeck hinlänglich, um ihm Abwege vom Pfade der Ehrlichkeit zuzutrauen. In seiner Angst fiel sein Blick (die Strahlen der Abendsonne glitten golden durch seine hohen Fenster an den grünen Portièren vorüber) auf die Zeitungsnummer, die Tabelle der öffentlichen Vergnügungen, wo ein nächstes Concert eines seiner frühern Tongemälde „Tasso und Leonore“, neu einstudirt, ankündigte. Er hatte die Sache selbst vorbereitet und eingeleitet und dennoch entfuhr ihm ein freudiges Ha! Forbeck verstand diese Regung. Schon zehn Billets genommen! sagte er. Mama hat allein eine Faust für zwei. Schade, daß Ada fehlt! Der Jockeyclub kommt en masse. Der Erfolg wird colossal werden –! Mit einem eigentümlichen Ausdruck von Niaiserie, wie wenn Jemand niesen wollte und nicht kann, ging der Fürst in sein Schlafzimmer, wo neben seinem Bette sein eisernes Archiv stand. Mit lauter Stimme, so daß es der Fürst hören konnte, blieb Forbeck dabei, daß er morgen das Geld noch zur heutigen Frühnotirung bringen werde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0228" n="222"/> <p> Dem Fürsten gingen seine Verluste auf fünfzig zu hundert und eins genommene Rabe-Actien sehr zu Herzen. Zwischen Milz und Leber behauptete er einen organischen Fehler zu haben. Es that ihm da regelmäßig wehe, wenn er sich vom Gelde trennen sollte. Auch kannte er Forbeck hinlänglich, um ihm Abwege vom Pfade der Ehrlichkeit zuzutrauen.</p> <p>In seiner Angst fiel sein Blick (die Strahlen der Abendsonne glitten golden durch seine hohen Fenster an den grünen Portièren vorüber) auf die Zeitungsnummer, die Tabelle der öffentlichen Vergnügungen, wo ein nächstes Concert eines seiner frühern Tongemälde „Tasso und Leonore“, neu einstudirt, ankündigte. Er hatte die Sache selbst vorbereitet und eingeleitet und dennoch entfuhr ihm ein freudiges Ha!</p> <p>Forbeck verstand diese Regung. Schon zehn Billets genommen! sagte er. Mama hat allein eine Faust für zwei. Schade, daß Ada fehlt! Der <ref xml:id="TEXTJockeyclub" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLJockeyclub">Jockeyclub</ref> kommt <hi rendition="#aq">en masse</hi>. Der Erfolg wird colossal werden –!</p> <p>Mit einem eigentümlichen Ausdruck von <ref xml:id="TEXTNiaiserie" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLNiaiserie">Niaiserie, </ref> wie wenn Jemand niesen wollte und nicht kann, ging der Fürst in sein Schlafzimmer, wo neben seinem Bette sein eisernes Archiv stand.</p> <p>Mit lauter Stimme, so daß es der Fürst hören konnte, blieb Forbeck dabei, daß er morgen das Geld noch zur heutigen Frühnotirung bringen werde.</p> </div> </body> </text> </TEI> [222/0228]
Dem Fürsten gingen seine Verluste auf fünfzig zu hundert und eins genommene Rabe-Actien sehr zu Herzen. Zwischen Milz und Leber behauptete er einen organischen Fehler zu haben. Es that ihm da regelmäßig wehe, wenn er sich vom Gelde trennen sollte. Auch kannte er Forbeck hinlänglich, um ihm Abwege vom Pfade der Ehrlichkeit zuzutrauen.
In seiner Angst fiel sein Blick (die Strahlen der Abendsonne glitten golden durch seine hohen Fenster an den grünen Portièren vorüber) auf die Zeitungsnummer, die Tabelle der öffentlichen Vergnügungen, wo ein nächstes Concert eines seiner frühern Tongemälde „Tasso und Leonore“, neu einstudirt, ankündigte. Er hatte die Sache selbst vorbereitet und eingeleitet und dennoch entfuhr ihm ein freudiges Ha!
Forbeck verstand diese Regung. Schon zehn Billets genommen! sagte er. Mama hat allein eine Faust für zwei. Schade, daß Ada fehlt! Der Jockeyclub kommt en masse. Der Erfolg wird colossal werden –!
Mit einem eigentümlichen Ausdruck von Niaiserie, wie wenn Jemand niesen wollte und nicht kann, ging der Fürst in sein Schlafzimmer, wo neben seinem Bette sein eisernes Archiv stand.
Mit lauter Stimme, so daß es der Fürst hören konnte, blieb Forbeck dabei, daß er morgen das Geld noch zur heutigen Frühnotirung bringen werde.
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