Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

Hören Sie, Durchlaucht! Der Mensch scheint keine guten Anlagen gehabt zu haben - bemerkte Forbeck, mit seinem Lackstiefel ungeduldig hämmernd, aber die Stimme dämpfend. Nehmen Sie sich doch in Acht!

Im Gegentheil! vertheidigte der Fürst den Angeschuldigten. Holl war ein Träumer wie ich gewesen - ich versichere Sie - betäubt von Meerpoesie! Immer wollte auch ich ein neues Amerika entdecken! Zu Schiffe! Das war mein ganzes Denken. Auf hohe See! Wilde sehen! Karaiben! Jetzt verspeisen mich freilich auch Menschenfresser, die Recensenten!

Der Fürst lachte selbst über seinen Witz und Forbeck that ihm den Gefallen, mit einzustimmen.

Aber erschreckte Sie denn nicht schon der bloße Gedanke an die Seekrankheit? fragte Forbeck, welchem Phantastereien dieser Art grundzuwider waren, es sei denn, daß man nicht trockenen Mundes sitzt, sondern hinter'm Eiskübel mit der Champagnerflasche nach einem brillanten Diner.

Der Fürst ließ sich nicht irre machen. Er kam immer wieder darauf zurück, auch er hätte in seiner Knabenzeit diesen romantischen Zug in die Ferne, namentlich in's Australische, gehabt.

Forbeck merkte, er wollte Nichts ohne den Banquier Cohn thun.

Hören Sie, Durchlaucht! Der Mensch scheint keine guten Anlagen gehabt zu haben – bemerkte Forbeck, mit seinem Lackstiefel ungeduldig hämmernd, aber die Stimme dämpfend. Nehmen Sie sich doch in Acht!

Im Gegentheil! vertheidigte der Fürst den Angeschuldigten. Holl war ein Träumer wie ich gewesen – ich versichere Sie – betäubt von Meerpoesie! Immer wollte auch ich ein neues Amerika entdecken! Zu Schiffe! Das war mein ganzes Denken. Auf hohe See! Wilde sehen! Karaiben! Jetzt verspeisen mich freilich auch Menschenfresser, die Recensenten!

Der Fürst lachte selbst über seinen Witz und Forbeck that ihm den Gefallen, mit einzustimmen.

Aber erschreckte Sie denn nicht schon der bloße Gedanke an die Seekrankheit? fragte Forbeck, welchem Phantastereien dieser Art grundzuwider waren, es sei denn, daß man nicht trockenen Mundes sitzt, sondern hinter’m Eiskübel mit der Champagnerflasche nach einem brillanten Diner.

Der Fürst ließ sich nicht irre machen. Er kam immer wieder darauf zurück, auch er hätte in seiner Knabenzeit diesen romantischen Zug in die Ferne, namentlich in’s Australische, gehabt.

Forbeck merkte, er wollte Nichts ohne den Banquier Cohn thun.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0226" n="220"/>
        <p> Hören Sie, Durchlaucht! Der Mensch scheint keine guten Anlagen gehabt zu haben &#x2013; bemerkte Forbeck, mit seinem Lackstiefel ungeduldig hämmernd, aber die Stimme dämpfend. Nehmen Sie sich doch in Acht!</p>
        <p>Im Gegentheil! vertheidigte der Fürst den Angeschuldigten. Holl war ein Träumer wie ich gewesen &#x2013; ich versichere Sie &#x2013; betäubt von Meerpoesie! Immer wollte auch ich ein neues Amerika entdecken! Zu Schiffe! Das war mein ganzes Denken. Auf hohe See! Wilde sehen! <ref xml:id="TEXTKaraiben" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLKaraiben">Karaiben</ref>! Jetzt verspeisen mich freilich auch Menschenfresser, die Recensenten!</p>
        <p>Der Fürst lachte selbst über seinen Witz und Forbeck that ihm den Gefallen, mit einzustimmen.</p>
        <p>Aber erschreckte Sie denn nicht schon der bloße Gedanke an die Seekrankheit? fragte Forbeck, welchem Phantastereien dieser Art grundzuwider waren, es sei denn, daß man nicht trockenen Mundes sitzt, sondern hinter&#x2019;m Eiskübel mit der Champagnerflasche nach einem brillanten Diner.</p>
        <p>Der Fürst ließ sich nicht irre machen. Er kam immer wieder darauf zurück, auch er hätte in seiner Knabenzeit diesen romantischen Zug in die Ferne, namentlich in&#x2019;s Australische, gehabt.</p>
        <p>Forbeck merkte, er wollte Nichts ohne den Banquier Cohn thun.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[220/0226] Hören Sie, Durchlaucht! Der Mensch scheint keine guten Anlagen gehabt zu haben – bemerkte Forbeck, mit seinem Lackstiefel ungeduldig hämmernd, aber die Stimme dämpfend. Nehmen Sie sich doch in Acht! Im Gegentheil! vertheidigte der Fürst den Angeschuldigten. Holl war ein Träumer wie ich gewesen – ich versichere Sie – betäubt von Meerpoesie! Immer wollte auch ich ein neues Amerika entdecken! Zu Schiffe! Das war mein ganzes Denken. Auf hohe See! Wilde sehen! Karaiben! Jetzt verspeisen mich freilich auch Menschenfresser, die Recensenten! Der Fürst lachte selbst über seinen Witz und Forbeck that ihm den Gefallen, mit einzustimmen. Aber erschreckte Sie denn nicht schon der bloße Gedanke an die Seekrankheit? fragte Forbeck, welchem Phantastereien dieser Art grundzuwider waren, es sei denn, daß man nicht trockenen Mundes sitzt, sondern hinter’m Eiskübel mit der Champagnerflasche nach einem brillanten Diner. Der Fürst ließ sich nicht irre machen. Er kam immer wieder darauf zurück, auch er hätte in seiner Knabenzeit diesen romantischen Zug in die Ferne, namentlich in’s Australische, gehabt. Forbeck merkte, er wollte Nichts ohne den Banquier Cohn thun.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T12:40:43Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T12:40:43Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-2<a>) (2014-02-19T12:40:43Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/226
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/226>, abgerufen am 22.11.2024.