Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.Der Verwaltungsrath muß kaufen! bemerkte eben eintretend mit frischer Stimme ein ernstblickender, stolz gewachsener, seltsamerweise etwas hinkender, noch jugendlicher Mann, eben jener Secretär, der seit einiger Zeit auf Verwendung des Justizraths Luzius ständiger Begleiter des Fürsten geworden war. Wolny, der jetzt in Amerika war, hatte ihn an Ottomar Althing empfohlen. Es war ein Deutsch-Amerikaner, aber aus hiesiger Stadt gebürtig. Seemann von Beruf, commandirte er im Secessionskriege ein Panzerschiff und wurde dabei verwundet. Er schien ein Mann von scharfblickender Umsicht, alle seine Mienen und Aeußerungen sprachen dafür. Wolny hatte ihn in Boston kennen lernen. Ottomar konnte natürlich an eine dauernde Spannung mit dem Justizrath nicht glauben und hielt sich daher für berechtigt, seinen alten verbindungsreichen Principal um Unterbringung dieses vorläufig in Amerika in's kaufmännische Fach übergegangenen Mannes anzugehen. Das Hinken desselben verbot ihm den ferneren Seedienst. Luzius hatte zwar etwas gestutzt, etwas mit den Augen gezwinkert, den Fremden dreimal um seinen Namen gefragt, um seine Herkunft, seinen ursprünglichen Beruf, bis er sich darauf besann, daß Fürst Rauden einen Wunsch nach einem neuen Factotum ausgesprochen hätte, da sein alter Geschäftsführer in Staats- Der Verwaltungsrath muß kaufen! bemerkte eben eintretend mit frischer Stimme ein ernstblickender, stolz gewachsener, seltsamerweise etwas hinkender, noch jugendlicher Mann, eben jener Secretär, der seit einiger Zeit auf Verwendung des Justizraths Luzius ständiger Begleiter des Fürsten geworden war. Wolny, der jetzt in Amerika war, hatte ihn an Ottomar Althing empfohlen. Es war ein Deutsch-Amerikaner, aber aus hiesiger Stadt gebürtig. Seemann von Beruf, commandirte er im Secessionskriege ein Panzerschiff und wurde dabei verwundet. Er schien ein Mann von scharfblickender Umsicht, alle seine Mienen und Aeußerungen sprachen dafür. Wolny hatte ihn in Boston kennen lernen. Ottomar konnte natürlich an eine dauernde Spannung mit dem Justizrath nicht glauben und hielt sich daher für berechtigt, seinen alten verbindungsreichen Principal um Unterbringung dieses vorläufig in Amerika in’s kaufmännische Fach übergegangenen Mannes anzugehen. Das Hinken desselben verbot ihm den ferneren Seedienst. Luzius hatte zwar etwas gestutzt, etwas mit den Augen gezwinkert, den Fremden dreimal um seinen Namen gefragt, um seine Herkunft, seinen ursprünglichen Beruf, bis er sich darauf besann, daß Fürst Rauden einen Wunsch nach einem neuen Factotum ausgesprochen hätte, da sein alter Geschäftsführer in Staats- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0220" n="214"/> <p> Der Verwaltungsrath muß kaufen! bemerkte eben eintretend mit frischer Stimme ein ernstblickender, stolz gewachsener, seltsamerweise etwas hinkender, noch jugendlicher Mann, eben jener Secretär, der seit einiger Zeit auf Verwendung des Justizraths Luzius ständiger Begleiter des Fürsten geworden war. Wolny, der jetzt in Amerika war, hatte ihn an Ottomar Althing empfohlen. Es war ein Deutsch-Amerikaner, aber aus hiesiger Stadt gebürtig. Seemann von Beruf, <ref xml:id="TEXTcommandirteBISPanzerschiff" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLcommandirteBISPanzerschiff">commandirte er im Secessionskriege ein Panzerschiff</ref> und wurde dabei verwundet. Er schien ein Mann von scharfblickender Umsicht, alle seine Mienen und Aeußerungen sprachen dafür. Wolny hatte ihn in Boston kennen lernen. Ottomar konnte natürlich an eine dauernde Spannung mit dem Justizrath nicht glauben und hielt sich daher für berechtigt, seinen alten verbindungsreichen Principal um Unterbringung dieses vorläufig in Amerika in’s kaufmännische Fach übergegangenen Mannes anzugehen. Das Hinken desselben verbot ihm den ferneren Seedienst. Luzius hatte zwar etwas gestutzt, etwas mit den Augen gezwinkert, den Fremden dreimal um seinen Namen gefragt, um seine Herkunft, seinen ursprünglichen Beruf, bis er sich darauf besann, daß Fürst Rauden einen Wunsch nach einem neuen Factotum ausgesprochen hätte, da sein alter Geschäftsführer in Staats- </p> </div> </body> </text> </TEI> [214/0220]
Der Verwaltungsrath muß kaufen! bemerkte eben eintretend mit frischer Stimme ein ernstblickender, stolz gewachsener, seltsamerweise etwas hinkender, noch jugendlicher Mann, eben jener Secretär, der seit einiger Zeit auf Verwendung des Justizraths Luzius ständiger Begleiter des Fürsten geworden war. Wolny, der jetzt in Amerika war, hatte ihn an Ottomar Althing empfohlen. Es war ein Deutsch-Amerikaner, aber aus hiesiger Stadt gebürtig. Seemann von Beruf, commandirte er im Secessionskriege ein Panzerschiff und wurde dabei verwundet. Er schien ein Mann von scharfblickender Umsicht, alle seine Mienen und Aeußerungen sprachen dafür. Wolny hatte ihn in Boston kennen lernen. Ottomar konnte natürlich an eine dauernde Spannung mit dem Justizrath nicht glauben und hielt sich daher für berechtigt, seinen alten verbindungsreichen Principal um Unterbringung dieses vorläufig in Amerika in’s kaufmännische Fach übergegangenen Mannes anzugehen. Das Hinken desselben verbot ihm den ferneren Seedienst. Luzius hatte zwar etwas gestutzt, etwas mit den Augen gezwinkert, den Fremden dreimal um seinen Namen gefragt, um seine Herkunft, seinen ursprünglichen Beruf, bis er sich darauf besann, daß Fürst Rauden einen Wunsch nach einem neuen Factotum ausgesprochen hätte, da sein alter Geschäftsführer in Staats-
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/220>, abgerufen am 23.07.2024. |