Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.ihrer Brust. Die Akademie innerhalb des Metiers! Male man, was man will, meißle man, was man will, nur die Correctheit ist die Hauptsache! Das ist furchtbar schwer, meine Herren! Die Identität des Gegebenen mit dem Gewollten! Man bewundert den neuen Farbenreiz, den Effect, den Comfort eines Gebäudes; man erträgt die langweiligsten Bilder, die je gemalt worden sind, die der neuen historischen Schule von München, die gemalte Illustration zu Beckers Weltgeschichte; aber die Ausführung stört nicht; sie ist mit allen Hülfsmitteln des Studiums, vom Geschichtsbuch an, vom Costüm-Atlas, der Anatomie her, mit lobenswerther "Technik" durchgeführt. Technik! Das ist das Zauberwort der Zeit! Ein so treu nach der Natur gemalter neapolitanischer Junge, dem man ein Sacktuch reichen möchte für den nahe bevorstehenden Moment, daß man sich abzuwenden haben würde - Wir verstehen! schaltete ein Gast ein. Erregt doch Bewunderung! So trat heute Triesel für seine Berufsgenossen ein! In die Details lasse ich mich hier nicht ein! fuhr er fort. Aber ich komme auch so auf Ihr Thema, Herr Eltester, zurück. Ist die Correctheit keine Idee? Das gebe ich zu, sie ist vielleicht eine nüchterne Idee. Ein Begriff, der an die correct costümirte Modedame im ihrer Brust. Die Akademie innerhalb des Metiers! Male man, was man will, meißle man, was man will, nur die Correctheit ist die Hauptsache! Das ist furchtbar schwer, meine Herren! Die Identität des Gegebenen mit dem Gewollten! Man bewundert den neuen Farbenreiz, den Effect, den Comfort eines Gebäudes; man erträgt die langweiligsten Bilder, die je gemalt worden sind, die der neuen historischen Schule von München, die gemalte Illustration zu Beckers Weltgeschichte; aber die Ausführung stört nicht; sie ist mit allen Hülfsmitteln des Studiums, vom Geschichtsbuch an, vom Costüm-Atlas, der Anatomie her, mit lobenswerther „Technik“ durchgeführt. Technik! Das ist das Zauberwort der Zeit! Ein so treu nach der Natur gemalter neapolitanischer Junge, dem man ein Sacktuch reichen möchte für den nahe bevorstehenden Moment, daß man sich abzuwenden haben würde – Wir verstehen! schaltete ein Gast ein. Erregt doch Bewunderung! So trat heute Triesel für seine Berufsgenossen ein! In die Details lasse ich mich hier nicht ein! fuhr er fort. Aber ich komme auch so auf Ihr Thema, Herr Eltester, zurück. Ist die Correctheit keine Idee? Das gebe ich zu, sie ist vielleicht eine nüchterne Idee. Ein Begriff, der an die correct costümirte Modedame im <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0204" n="198"/> ihrer Brust. Die Akademie innerhalb des Metiers! Male man, was man will, meißle man, was man will, nur die Correctheit ist die Hauptsache! Das ist furchtbar schwer, meine Herren! <ref xml:id="TEXTDieIdentitaetBISGewollten" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLDieIdentitaetBISGewollten">Die Identität des Gegebenen</ref> mit dem Gewollten! Man bewundert den neuen Farbenreiz, den Effect, den Comfort eines Gebäudes; man erträgt die langweiligsten Bilder, die je gemalt worden sind, die <ref xml:id="TEXTderneuenBISMuenchen" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLderneuenBISMuenchen">der neuen historischen Schule von München</ref>, die gemalte Illustration zu <ref xml:id="TEXTBeckersWeltgeschichte" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLBeckersWeltgeschichte">Beckers Weltgeschichte</ref>; aber die Ausführung stört nicht; sie ist mit allen Hülfsmitteln des Studiums, vom Geschichtsbuch an, vom Costüm-Atlas, der Anatomie her, mit lobenswerther „Technik“ durchgeführt. Technik! Das ist das Zauberwort der Zeit! Ein so treu nach der Natur gemalter neapolitanischer Junge, dem man ein Sacktuch reichen möchte für den nahe bevorstehenden Moment, daß man sich abzuwenden haben würde –</p> <p>Wir verstehen! schaltete ein Gast ein.</p> <p>Erregt doch Bewunderung! </p> <p>So trat heute Triesel für seine Berufsgenossen ein!</p> <p>In die Details lasse ich mich hier nicht ein! fuhr er fort. Aber ich komme auch so auf Ihr Thema, Herr Eltester, zurück. Ist die Correctheit keine Idee? Das gebe ich zu, sie ist vielleicht eine nüchterne Idee. Ein Begriff, der an die correct costümirte Modedame im </p> </div> </body> </text> </TEI> [198/0204]
ihrer Brust. Die Akademie innerhalb des Metiers! Male man, was man will, meißle man, was man will, nur die Correctheit ist die Hauptsache! Das ist furchtbar schwer, meine Herren! Die Identität des Gegebenen mit dem Gewollten! Man bewundert den neuen Farbenreiz, den Effect, den Comfort eines Gebäudes; man erträgt die langweiligsten Bilder, die je gemalt worden sind, die der neuen historischen Schule von München, die gemalte Illustration zu Beckers Weltgeschichte; aber die Ausführung stört nicht; sie ist mit allen Hülfsmitteln des Studiums, vom Geschichtsbuch an, vom Costüm-Atlas, der Anatomie her, mit lobenswerther „Technik“ durchgeführt. Technik! Das ist das Zauberwort der Zeit! Ein so treu nach der Natur gemalter neapolitanischer Junge, dem man ein Sacktuch reichen möchte für den nahe bevorstehenden Moment, daß man sich abzuwenden haben würde –
Wir verstehen! schaltete ein Gast ein.
Erregt doch Bewunderung!
So trat heute Triesel für seine Berufsgenossen ein!
In die Details lasse ich mich hier nicht ein! fuhr er fort. Aber ich komme auch so auf Ihr Thema, Herr Eltester, zurück. Ist die Correctheit keine Idee? Das gebe ich zu, sie ist vielleicht eine nüchterne Idee. Ein Begriff, der an die correct costümirte Modedame im
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