Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.Sie hätte nicht früher kommen können, sagte sie. Sie war wie eine Braut geschmückt, ganz weiß, trug Gold und Silber und Schmelz auf Brust und in den Haaren und brachte erst die wahre Bewegung unter die Damen- und die Männerwelt. Ihren kleinen Schnurrbart fand Ottomar, der ihr den Rücken kehrte, unausstehlich. Das that aber Plümicke Nichts. Für ihn war Josefa wie der Schönheiten Eine aus seines Professors Bilderbüchern! Aber es war ein Kobold! Die Schleppe ihres Kleides war zu lang für's Trottoir, geschweige für den Salon: aber sie war gefahren gekommen, hier steckte sie die Schleppe auf. Der Hut, ein luftiges Nichts, wurde mit einer kühnen Handbewegung abgeworfen und ein kunstvolles Haargeflecht, Löckchen an Löckchen, schwarze Sammetbändchen, weißer aufgereihter Schmelz, ein Silberpfeil kamen ebenso zum Vorschein, wie trotz Ottomar ein frisches schwarzäugiges Antlitz, das alle Welt grüßte, alle Welt anlächelte, auch Herrn Dieterici, dem sie das endliche Getrocknetsein seines Fracks am Feuerherd ankündigte und beim Ankleiden behülflich war. Dazwischen: Herr Plümicke, wie geht's Ihnen? Erstaunlich, was Sie sich bei Petersilie und gelben Rüben so oben erhalten! Herr Althing, wir haben Sie ja so lange nicht gesehen! Bei uns ist seitdem viel, viel vorgefallen -! Alles das sagte das zuthunliche Mädchen buntübereck. Sie hätte nicht früher kommen können, sagte sie. Sie war wie eine Braut geschmückt, ganz weiß, trug Gold und Silber und Schmelz auf Brust und in den Haaren und brachte erst die wahre Bewegung unter die Damen- und die Männerwelt. Ihren kleinen Schnurrbart fand Ottomar, der ihr den Rücken kehrte, unausstehlich. Das that aber Plümicke Nichts. Für ihn war Josefa wie der Schönheiten Eine aus seines Professors Bilderbüchern! Aber es war ein Kobold! Die Schleppe ihres Kleides war zu lang für’s Trottoir, geschweige für den Salon: aber sie war gefahren gekommen, hier steckte sie die Schleppe auf. Der Hut, ein luftiges Nichts, wurde mit einer kühnen Handbewegung abgeworfen und ein kunstvolles Haargeflecht, Löckchen an Löckchen, schwarze Sammetbändchen, weißer aufgereihter Schmelz, ein Silberpfeil kamen ebenso zum Vorschein, wie trotz Ottomar ein frisches schwarzäugiges Antlitz, das alle Welt grüßte, alle Welt anlächelte, auch Herrn Dieterici, dem sie das endliche Getrocknetsein seines Fracks am Feuerherd ankündigte und beim Ankleiden behülflich war. Dazwischen: Herr Plümicke, wie geht’s Ihnen? Erstaunlich, was Sie sich bei Petersilie und gelben Rüben so oben erhalten! Herr Althing, wir haben Sie ja so lange nicht gesehen! Bei uns ist seitdem viel, viel vorgefallen –! Alles das sagte das zuthunliche Mädchen buntübereck. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0178" n="172"/> <p> Sie hätte nicht früher kommen können, sagte sie. Sie war wie eine Braut geschmückt, ganz weiß, trug Gold und Silber und <ref xml:id="TEXTSchmelz" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLSchmelz">Schmelz</ref> auf Brust und in den Haaren und brachte erst die wahre Bewegung unter die Damen- und die Männerwelt. Ihren kleinen Schnurrbart fand Ottomar, der ihr den Rücken kehrte, unausstehlich. Das that aber Plümicke Nichts. Für ihn war Josefa wie der Schönheiten Eine aus seines Professors Bilderbüchern! Aber es war ein Kobold! Die Schleppe ihres Kleides war zu lang für’s Trottoir, geschweige für den Salon: aber sie war gefahren gekommen, hier steckte sie die Schleppe auf. Der Hut, ein luftiges Nichts, wurde mit einer kühnen Handbewegung abgeworfen und ein kunstvolles Haargeflecht, Löckchen an Löckchen, schwarze Sammetbändchen, weißer aufgereihter Schmelz, ein Silberpfeil kamen ebenso zum Vorschein, wie trotz Ottomar ein frisches schwarzäugiges Antlitz, das alle Welt grüßte, alle Welt anlächelte, auch Herrn Dieterici, dem sie das endliche Getrocknetsein seines Fracks am Feuerherd ankündigte und beim Ankleiden behülflich war. Dazwischen: Herr Plümicke, wie geht’s Ihnen? Erstaunlich, was Sie sich bei Petersilie und gelben Rüben so oben erhalten! Herr Althing, wir haben Sie ja so lange nicht gesehen! Bei uns ist seitdem viel, viel vorgefallen –! Alles das sagte das zuthunliche Mädchen buntübereck.</p> </div> </body> </text> </TEI> [172/0178]
Sie hätte nicht früher kommen können, sagte sie. Sie war wie eine Braut geschmückt, ganz weiß, trug Gold und Silber und Schmelz auf Brust und in den Haaren und brachte erst die wahre Bewegung unter die Damen- und die Männerwelt. Ihren kleinen Schnurrbart fand Ottomar, der ihr den Rücken kehrte, unausstehlich. Das that aber Plümicke Nichts. Für ihn war Josefa wie der Schönheiten Eine aus seines Professors Bilderbüchern! Aber es war ein Kobold! Die Schleppe ihres Kleides war zu lang für’s Trottoir, geschweige für den Salon: aber sie war gefahren gekommen, hier steckte sie die Schleppe auf. Der Hut, ein luftiges Nichts, wurde mit einer kühnen Handbewegung abgeworfen und ein kunstvolles Haargeflecht, Löckchen an Löckchen, schwarze Sammetbändchen, weißer aufgereihter Schmelz, ein Silberpfeil kamen ebenso zum Vorschein, wie trotz Ottomar ein frisches schwarzäugiges Antlitz, das alle Welt grüßte, alle Welt anlächelte, auch Herrn Dieterici, dem sie das endliche Getrocknetsein seines Fracks am Feuerherd ankündigte und beim Ankleiden behülflich war. Dazwischen: Herr Plümicke, wie geht’s Ihnen? Erstaunlich, was Sie sich bei Petersilie und gelben Rüben so oben erhalten! Herr Althing, wir haben Sie ja so lange nicht gesehen! Bei uns ist seitdem viel, viel vorgefallen –! Alles das sagte das zuthunliche Mädchen buntübereck.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/178 |
Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/178>, abgerufen am 23.07.2024. |