Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.ersten Begegnung mit Edwina mancherlei gehört, was die üble Meinung, die sie damals von ihr hegte, milderte. Womit kann ich dienen, mein Fräulein? fragte sie. Nein, ich kann nicht annehmen, daß es Ihnen hier draußen gefällt! begann Edwina, wie auf Marthas Frage gar nicht hörend. Die abscheuliche schwarze Nachbarschaft! Das Gekreische der Maschinen! Wenn Sie das Fenster aufmachen, haben Sie ja nichts als Rauch! Sie sind damals nicht wiedergekommen, Fräulein, und ich selbst that Nichts, Sie zu halten. Sie waren mir zu hübsch und zu streng in Ihren Principien! Seitdem habe ich andere Ansichten bekommen über Folie und manchmal auch über Tugend - was Sie da für eine hübsche Broche haben! unterbrach sie sich und sah auf Marthas Brust. Ein Medusenkopf! Das wäre etwas für meine Frau Brenna, die mich jetzt bemuttert und unendlich ennuyirt - ich will sie gern los sein! Dann sich setzend, fuhr sie fort: Hätten Sie nicht Lust, mir zur Seite zu treten und etwas mehr Frische in mein Dasein zu bringen? Mein Fräulein, erwiderte Martha, hoch erstaunt über diese Annäherung, Sie trauen mir zu viel Erfindungskraft zu. Sie glauben, ich brauche jeden Tag einen neuen Gegenstand, um mich zu unterhalten? entgegnete Edwina ersten Begegnung mit Edwina mancherlei gehört, was die üble Meinung, die sie damals von ihr hegte, milderte. Womit kann ich dienen, mein Fräulein? fragte sie. Nein, ich kann nicht annehmen, daß es Ihnen hier draußen gefällt! begann Edwina, wie auf Marthas Frage gar nicht hörend. Die abscheuliche schwarze Nachbarschaft! Das Gekreische der Maschinen! Wenn Sie das Fenster aufmachen, haben Sie ja nichts als Rauch! Sie sind damals nicht wiedergekommen, Fräulein, und ich selbst that Nichts, Sie zu halten. Sie waren mir zu hübsch und zu streng in Ihren Principien! Seitdem habe ich andere Ansichten bekommen über Folie und manchmal auch über Tugend – was Sie da für eine hübsche Broche haben! unterbrach sie sich und sah auf Marthas Brust. Ein Medusenkopf! Das wäre etwas für meine Frau Brenna, die mich jetzt bemuttert und unendlich ennuyirt – ich will sie gern los sein! Dann sich setzend, fuhr sie fort: Hätten Sie nicht Lust, mir zur Seite zu treten und etwas mehr Frische in mein Dasein zu bringen? Mein Fräulein, erwiderte Martha, hoch erstaunt über diese Annäherung, Sie trauen mir zu viel Erfindungskraft zu. Sie glauben, ich brauche jeden Tag einen neuen Gegenstand, um mich zu unterhalten? entgegnete Edwina <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0141" n="135"/> ersten Begegnung mit Edwina mancherlei gehört, was die üble Meinung, die sie damals von ihr hegte, milderte.</p> <p>Womit kann ich dienen, mein Fräulein? fragte sie.</p> <p>Nein, ich kann nicht annehmen, daß es Ihnen hier draußen gefällt! begann Edwina, wie auf Marthas Frage gar nicht hörend. Die abscheuliche schwarze Nachbarschaft! Das Gekreische der Maschinen! Wenn Sie das Fenster aufmachen, haben Sie ja nichts als Rauch! Sie sind damals nicht wiedergekommen, Fräulein, und ich selbst that Nichts, Sie zu halten. Sie waren mir zu hübsch und zu streng in Ihren Principien! Seitdem habe ich andere Ansichten bekommen über Folie und manchmal auch über Tugend – was Sie da für eine hübsche Broche haben! unterbrach sie sich und sah auf Marthas Brust. Ein Medusenkopf! Das wäre etwas für meine Frau Brenna, die mich jetzt bemuttert und unendlich ennuyirt – ich will sie gern los sein! Dann sich setzend, fuhr sie fort: Hätten Sie nicht Lust, mir zur Seite zu treten und etwas mehr Frische in mein Dasein zu bringen?</p> <p>Mein Fräulein, erwiderte Martha, hoch erstaunt über diese Annäherung, Sie trauen mir zu viel Erfindungskraft zu.</p> <p>Sie glauben, ich brauche jeden Tag einen neuen Gegenstand, um mich zu unterhalten? entgegnete Edwina </p> </div> </body> </text> </TEI> [135/0141]
ersten Begegnung mit Edwina mancherlei gehört, was die üble Meinung, die sie damals von ihr hegte, milderte.
Womit kann ich dienen, mein Fräulein? fragte sie.
Nein, ich kann nicht annehmen, daß es Ihnen hier draußen gefällt! begann Edwina, wie auf Marthas Frage gar nicht hörend. Die abscheuliche schwarze Nachbarschaft! Das Gekreische der Maschinen! Wenn Sie das Fenster aufmachen, haben Sie ja nichts als Rauch! Sie sind damals nicht wiedergekommen, Fräulein, und ich selbst that Nichts, Sie zu halten. Sie waren mir zu hübsch und zu streng in Ihren Principien! Seitdem habe ich andere Ansichten bekommen über Folie und manchmal auch über Tugend – was Sie da für eine hübsche Broche haben! unterbrach sie sich und sah auf Marthas Brust. Ein Medusenkopf! Das wäre etwas für meine Frau Brenna, die mich jetzt bemuttert und unendlich ennuyirt – ich will sie gern los sein! Dann sich setzend, fuhr sie fort: Hätten Sie nicht Lust, mir zur Seite zu treten und etwas mehr Frische in mein Dasein zu bringen?
Mein Fräulein, erwiderte Martha, hoch erstaunt über diese Annäherung, Sie trauen mir zu viel Erfindungskraft zu.
Sie glauben, ich brauche jeden Tag einen neuen Gegenstand, um mich zu unterhalten? entgegnete Edwina
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/141>, abgerufen am 17.02.2025. |