Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.fort, die doch erfolgt sein werden? Die Bemühungen der Polizei, die Sie benachrichtigten? Hatte denn das Alles keinen Erfolg? Der Alte lachte. Im Ungarlande! sagte er. In Rumänien! Bei den Halbtürken! Die ungarische Nation ist Eines Stammes mit den Türken. Es sind die christlichen Türken! In einer Geschichte Ungarns las ich, daß einer der ersten Magnaten zur Zeit der Reformation, ein Mann, den die lutherische Partei Ungarns als einen ihrer ersten Glaubenshelden noch heute feiert, die Gunst des Padischah in Stambul durch ganze Wagenladungen voll junger Mädchen und Knaben zu erwerben trachtete, die er aus seinen Gütern aushob und mit sich, der händeringenden Väter und schreienden Mütter nicht achtend, nach Konstantinopel schleppte! - Die Baronin Ugarti, sagte nach einer Pause mit zwinkerndem Auge der Erzähler, las alle meine Anzeigen und Bitten - beachtete sie aber nicht! Edwina gefiel es auch unter der jungen Brut! Ottomar sprang auf. Er fühlte es sich über den Nacken rieseln. Das historische Citat, auch für die neuere Zeit so oft beschämend bestätigt, verursachte ihm Schauer. Er mußte stehen. Der Ofen hatte noch Steinkohlengluth genug. Er blieb in dessen Nähe - Bilder boten sich seiner Combination, die dem Pinsel eines - - fort, die doch erfolgt sein werden? Die Bemühungen der Polizei, die Sie benachrichtigten? Hatte denn das Alles keinen Erfolg? Der Alte lachte. Im Ungarlande! sagte er. In Rumänien! Bei den Halbtürken! Die ungarische Nation ist Eines Stammes mit den Türken. Es sind die christlichen Türken! In einer Geschichte Ungarns las ich, daß einer der ersten Magnaten zur Zeit der Reformation, ein Mann, den die lutherische Partei Ungarns als einen ihrer ersten Glaubenshelden noch heute feiert, die Gunst des Padischah in Stambul durch ganze Wagenladungen voll junger Mädchen und Knaben zu erwerben trachtete, die er aus seinen Gütern aushob und mit sich, der händeringenden Väter und schreienden Mütter nicht achtend, nach Konstantinopel schleppte! – Die Baronin Ugarti, sagte nach einer Pause mit zwinkerndem Auge der Erzähler, las alle meine Anzeigen und Bitten – beachtete sie aber nicht! Edwina gefiel es auch unter der jungen Brut! Ottomar sprang auf. Er fühlte es sich über den Nacken rieseln. Das historische Citat, auch für die neuere Zeit so oft beschämend bestätigt, verursachte ihm Schauer. Er mußte stehen. Der Ofen hatte noch Steinkohlengluth genug. Er blieb in dessen Nähe – Bilder boten sich seiner Combination, die dem Pinsel eines – – <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0014" n="8"/> fort, die doch erfolgt sein werden? Die Bemühungen der Polizei, die Sie benachrichtigten? Hatte denn das Alles keinen Erfolg?</p> <p>Der Alte lachte. Im Ungarlande! sagte er. In Rumänien! Bei den Halbtürken! <ref xml:id="TEXTDieungarischeBISTuerken" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLDieungarischeBISTuerken">Die ungarische Nation ist Eines Stammes mit den Türken</ref>. Es sind die christlichen Türken! In einer Geschichte Ungarns las ich, daß einer der ersten Magnaten zur Zeit der Reformation, ein Mann, den die lutherische Partei Ungarns als einen ihrer ersten Glaubenshelden noch heute feiert, die Gunst des Padischah in Stambul durch ganze Wagenladungen voll junger Mädchen und Knaben zu erwerben trachtete, die er aus seinen Gütern aushob und mit sich, der händeringenden Väter und schreienden Mütter nicht achtend, nach Konstantinopel schleppte! – Die Baronin Ugarti, sagte nach einer Pause mit zwinkerndem Auge der Erzähler, las alle meine Anzeigen und Bitten – beachtete sie aber nicht! Edwina gefiel es auch unter der jungen Brut!</p> <p>Ottomar sprang auf. Er fühlte es sich über den Nacken rieseln. <ref xml:id="TEXTDashistorischeBISbestaetigt" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLDashistorischeBISbestaetigt">Das historische Citat, auch für die neuere Zeit so oft beschämend bestätigt</ref>, verursachte ihm Schauer. Er mußte stehen. Der Ofen hatte noch Steinkohlengluth genug. Er blieb in dessen Nähe – Bilder boten sich seiner Combination, die dem Pinsel eines – – </p> </div> </body> </text> </TEI> [8/0014]
fort, die doch erfolgt sein werden? Die Bemühungen der Polizei, die Sie benachrichtigten? Hatte denn das Alles keinen Erfolg?
Der Alte lachte. Im Ungarlande! sagte er. In Rumänien! Bei den Halbtürken! Die ungarische Nation ist Eines Stammes mit den Türken. Es sind die christlichen Türken! In einer Geschichte Ungarns las ich, daß einer der ersten Magnaten zur Zeit der Reformation, ein Mann, den die lutherische Partei Ungarns als einen ihrer ersten Glaubenshelden noch heute feiert, die Gunst des Padischah in Stambul durch ganze Wagenladungen voll junger Mädchen und Knaben zu erwerben trachtete, die er aus seinen Gütern aushob und mit sich, der händeringenden Väter und schreienden Mütter nicht achtend, nach Konstantinopel schleppte! – Die Baronin Ugarti, sagte nach einer Pause mit zwinkerndem Auge der Erzähler, las alle meine Anzeigen und Bitten – beachtete sie aber nicht! Edwina gefiel es auch unter der jungen Brut!
Ottomar sprang auf. Er fühlte es sich über den Nacken rieseln. Das historische Citat, auch für die neuere Zeit so oft beschämend bestätigt, verursachte ihm Schauer. Er mußte stehen. Der Ofen hatte noch Steinkohlengluth genug. Er blieb in dessen Nähe – Bilder boten sich seiner Combination, die dem Pinsel eines – –
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/14>, abgerufen am 23.07.2024. |