Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.zu machen? Eins kann man nur sein! Herrscher oder Diener! Hammer oder Ambos -! Frau Jenny suchte immer noch zu gefallen und Raimund war überall zu Hause, wo ein weibliches Wesen Schwäche verrieth. Reine Naturen wie Helene zu erobern, hatte er aufgegeben. Ein Weib für den Matador muß schnell gewonnen sein oder er entsagt ihm. Dem gallonirten Bedienten, der eine Karte brachte, nahm Raimund diese ab, las rasch den Namen, warf einen Blick auf das kleine elegante Coupe, aus welchem ein bezaubernder Frauenkopf blickte und fragte: Die Karte ist -? Für Fräulein Ehlerdt - Zu sprechen! Bitte sehr! Rasch zog er sich in die Thüre zurück, die zu den Bureaux führte und beobachtete von ferne das Aussteigen und Dahinschweben einer jungen Dame im Modecostüme. Die Haltung war stolz, der Gang sicher. Das ist die Person, die früher mit mir unter einem Dache wohnte! sagte er sich. Wo ich bisweilen Abends mit einem alten vornehmen Herrn mit lockigem grauen Haar carambolirte! Aber sie war die Tochter dieses Mannes! sagt jetzt alle Welt. Er soll ihr Millionen hinterlassen haben! Aber die Fürstin Rauden wird sie werden! Prinz Narziß widmet ihr alle seine Paraphrasen -! So ging es in Raimunds Innern fort. zu machen? Eins kann man nur sein! Herrscher oder Diener! Hammer oder Ambos –! Frau Jenny suchte immer noch zu gefallen und Raimund war überall zu Hause, wo ein weibliches Wesen Schwäche verrieth. Reine Naturen wie Helene zu erobern, hatte er aufgegeben. Ein Weib für den Matador muß schnell gewonnen sein oder er entsagt ihm. Dem gallonirten Bedienten, der eine Karte brachte, nahm Raimund diese ab, las rasch den Namen, warf einen Blick auf das kleine elegante Coupé, aus welchem ein bezaubernder Frauenkopf blickte und fragte: Die Karte ist –? Für Fräulein Ehlerdt – Zu sprechen! Bitte sehr! Rasch zog er sich in die Thüre zurück, die zu den Bureaux führte und beobachtete von ferne das Aussteigen und Dahinschweben einer jungen Dame im Modecostüme. Die Haltung war stolz, der Gang sicher. Das ist die Person, die früher mit mir unter einem Dache wohnte! sagte er sich. Wo ich bisweilen Abends mit einem alten vornehmen Herrn mit lockigem grauen Haar carambolirte! Aber sie war die Tochter dieses Mannes! sagt jetzt alle Welt. Er soll ihr Millionen hinterlassen haben! Aber die Fürstin Rauden wird sie werden! Prinz Narziß widmet ihr alle seine Paraphrasen –! So ging es in Raimunds Innern fort. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0139" n="133"/> zu machen? Eins kann man nur sein! Herrscher oder Diener! Hammer oder Ambos –! Frau Jenny suchte immer noch zu gefallen und Raimund war überall zu Hause, wo ein weibliches Wesen Schwäche verrieth. Reine Naturen wie Helene zu erobern, hatte er aufgegeben. Ein Weib für den Matador muß schnell gewonnen sein oder er entsagt ihm.</p> <p>Dem <ref xml:id="TEXTgallonirten" type="editorialNote" target="NSer3E.htm#ERLgallonirten">gallonirten</ref> Bedienten, der eine Karte brachte, nahm Raimund diese ab, las rasch den Namen, warf einen Blick auf das kleine elegante Coupé, aus welchem ein bezaubernder Frauenkopf blickte und fragte: Die Karte ist –?</p> <p>Für Fräulein Ehlerdt –</p> <p>Zu sprechen! Bitte sehr!</p> <p>Rasch zog er sich in die Thüre zurück, die zu den Bureaux führte und beobachtete von ferne das Aussteigen und Dahinschweben einer jungen Dame im Modecostüme. Die Haltung war stolz, der Gang sicher. Das ist die Person, die früher mit mir unter einem Dache wohnte! sagte er sich. Wo ich bisweilen Abends mit einem alten vornehmen Herrn mit lockigem grauen Haar carambolirte! Aber sie war die Tochter dieses Mannes! sagt jetzt alle Welt. Er soll ihr Millionen hinterlassen haben! Aber die Fürstin Rauden wird sie werden! Prinz Narziß widmet ihr alle seine Paraphrasen –! So ging es in Raimunds Innern fort.</p> </div> </body> </text> </TEI> [133/0139]
zu machen? Eins kann man nur sein! Herrscher oder Diener! Hammer oder Ambos –! Frau Jenny suchte immer noch zu gefallen und Raimund war überall zu Hause, wo ein weibliches Wesen Schwäche verrieth. Reine Naturen wie Helene zu erobern, hatte er aufgegeben. Ein Weib für den Matador muß schnell gewonnen sein oder er entsagt ihm.
Dem gallonirten Bedienten, der eine Karte brachte, nahm Raimund diese ab, las rasch den Namen, warf einen Blick auf das kleine elegante Coupé, aus welchem ein bezaubernder Frauenkopf blickte und fragte: Die Karte ist –?
Für Fräulein Ehlerdt –
Zu sprechen! Bitte sehr!
Rasch zog er sich in die Thüre zurück, die zu den Bureaux führte und beobachtete von ferne das Aussteigen und Dahinschweben einer jungen Dame im Modecostüme. Die Haltung war stolz, der Gang sicher. Das ist die Person, die früher mit mir unter einem Dache wohnte! sagte er sich. Wo ich bisweilen Abends mit einem alten vornehmen Herrn mit lockigem grauen Haar carambolirte! Aber sie war die Tochter dieses Mannes! sagt jetzt alle Welt. Er soll ihr Millionen hinterlassen haben! Aber die Fürstin Rauden wird sie werden! Prinz Narziß widmet ihr alle seine Paraphrasen –! So ging es in Raimunds Innern fort.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/139 |
Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/139>, abgerufen am 17.02.2025. |