Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.sind! Der Sohn glaubte nicht, daß Althing von dem Zeuge, das man erst auf dem Dachboden suchen mußte, irgendwie Nutzen ziehen würde. Darüber kam denn auch Frau Jenny hereingerauscht. Schnell hatte sie Toilette gemacht und den Gegenstand des Besuches in Erfahrung gebracht. Vorzugsweise mit einer plötzlich verschobenen Flechte ihres falschen Haares beschäftigt, theilte sie, was selten war, die Ansicht ihres Gatten, ja übertrieb noch den Ungeschmack der alten Schildereien, von denen sie in der That Nichts zu wissen vorgab. Mama hatte in ihren spätern Jahren einen Abscheu vor dem Gemaltwerden, sagte sie. Sie ließ sich nur einmal photographiren und nie wieder! Harry nahm das Lachen seiner Frau, das diese Bemerkungen begleitete, merkwürdigerweise übel. Er hatte sich mühsam zur Begrüßung des Bildhauers in Bewegung gesetzt und besaß noch Feinfühligkeit genug, nur das Schickliche herauszukehren. Zumal am Morgen, wo noch nicht die Geister der Weine den seinigen übermannt hatten. Mama hat mich zwar noch aus dem Grabe heraus schänden wollen, sagte der Sohn, aber das hat sie nicht fertig gekriegt, daß ich sie hassen sollte! Wären nicht elende Schmeichler gewesen - Schon erhob sich Althing. Was er erforschen wollte, wußte er. Die Rabe'sche Familienfrage berührte sind! Der Sohn glaubte nicht, daß Althing von dem Zeuge, das man erst auf dem Dachboden suchen mußte, irgendwie Nutzen ziehen würde. Darüber kam denn auch Frau Jenny hereingerauscht. Schnell hatte sie Toilette gemacht und den Gegenstand des Besuches in Erfahrung gebracht. Vorzugsweise mit einer plötzlich verschobenen Flechte ihres falschen Haares beschäftigt, theilte sie, was selten war, die Ansicht ihres Gatten, ja übertrieb noch den Ungeschmack der alten Schildereien, von denen sie in der That Nichts zu wissen vorgab. Mama hatte in ihren spätern Jahren einen Abscheu vor dem Gemaltwerden, sagte sie. Sie ließ sich nur einmal photographiren und nie wieder! Harry nahm das Lachen seiner Frau, das diese Bemerkungen begleitete, merkwürdigerweise übel. Er hatte sich mühsam zur Begrüßung des Bildhauers in Bewegung gesetzt und besaß noch Feinfühligkeit genug, nur das Schickliche herauszukehren. Zumal am Morgen, wo noch nicht die Geister der Weine den seinigen übermannt hatten. Mama hat mich zwar noch aus dem Grabe heraus schänden wollen, sagte der Sohn, aber das hat sie nicht fertig gekriegt, daß ich sie hassen sollte! Wären nicht elende Schmeichler gewesen – Schon erhob sich Althing. Was er erforschen wollte, wußte er. Die Rabe’sche Familienfrage berührte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0137" n="131"/> sind! Der Sohn glaubte nicht, daß Althing von dem Zeuge, das man erst auf dem Dachboden suchen mußte, irgendwie Nutzen ziehen würde.</p> <p>Darüber kam denn auch Frau Jenny hereingerauscht. Schnell hatte sie Toilette gemacht und den Gegenstand des Besuches in Erfahrung gebracht. Vorzugsweise mit einer plötzlich verschobenen Flechte ihres falschen Haares beschäftigt, theilte sie, was selten war, die Ansicht ihres Gatten, ja übertrieb noch den Ungeschmack der alten Schildereien, von denen sie in der That Nichts zu wissen vorgab. Mama hatte in ihren spätern Jahren einen Abscheu vor dem Gemaltwerden, sagte sie. Sie ließ sich nur einmal photographiren und nie wieder!</p> <p>Harry nahm das Lachen seiner Frau, das diese Bemerkungen begleitete, merkwürdigerweise übel. Er hatte sich mühsam zur Begrüßung des Bildhauers in Bewegung gesetzt und besaß noch Feinfühligkeit genug, nur das Schickliche herauszukehren. Zumal am Morgen, wo noch nicht die Geister der Weine den seinigen übermannt hatten. Mama hat mich zwar noch aus dem Grabe heraus schänden wollen, sagte der Sohn, aber das hat sie nicht fertig gekriegt, daß ich sie hassen sollte! Wären nicht elende Schmeichler gewesen –</p> <p>Schon erhob sich Althing. Was er erforschen wollte, wußte er. Die Rabe’sche Familienfrage berührte </p> </div> </body> </text> </TEI> [131/0137]
sind! Der Sohn glaubte nicht, daß Althing von dem Zeuge, das man erst auf dem Dachboden suchen mußte, irgendwie Nutzen ziehen würde.
Darüber kam denn auch Frau Jenny hereingerauscht. Schnell hatte sie Toilette gemacht und den Gegenstand des Besuches in Erfahrung gebracht. Vorzugsweise mit einer plötzlich verschobenen Flechte ihres falschen Haares beschäftigt, theilte sie, was selten war, die Ansicht ihres Gatten, ja übertrieb noch den Ungeschmack der alten Schildereien, von denen sie in der That Nichts zu wissen vorgab. Mama hatte in ihren spätern Jahren einen Abscheu vor dem Gemaltwerden, sagte sie. Sie ließ sich nur einmal photographiren und nie wieder!
Harry nahm das Lachen seiner Frau, das diese Bemerkungen begleitete, merkwürdigerweise übel. Er hatte sich mühsam zur Begrüßung des Bildhauers in Bewegung gesetzt und besaß noch Feinfühligkeit genug, nur das Schickliche herauszukehren. Zumal am Morgen, wo noch nicht die Geister der Weine den seinigen übermannt hatten. Mama hat mich zwar noch aus dem Grabe heraus schänden wollen, sagte der Sohn, aber das hat sie nicht fertig gekriegt, daß ich sie hassen sollte! Wären nicht elende Schmeichler gewesen –
Schon erhob sich Althing. Was er erforschen wollte, wußte er. Die Rabe’sche Familienfrage berührte
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/137>, abgerufen am 16.02.2025. |