Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Das hätte ich auch gethan, Fräulein! Aber ich bin sehr, sehr geizig! So wurde ganz leicht und zum Lachen hin und her geplaudert. Die Hutnähterinnen hätten die Debatte wieder beinahe in's "sociale Problem" gebracht, denn die Frauenloosfrage nahmen beide Mädchen, Martha und Helene, sehr ernst und jene hatte noch auf den Treppen von ihren Arrangements für die ihr empfohlenen Unglücklichen gesprochen. Aber mit einem: Wie schön! Wie sinnig! unterbrach der Graf dann wieder das leichte Gespräch, wenn er ein Reliefporträt oder eine Gruppe, eine ideale Einzelfigur längere Zeit betrachtet hatte. Wir können nicht Alle Siegesmonumente bauen, sagte Althing, oder auf die Eitelkeit unsrer großen Männer speculiren oder in den Büchern stöbern: Was könnte man wohl als Säcularerinnerung in Trab bringen mit Hülfe eines guten Freundes? Welcher Dichter, welcher Musiker ist vor hundert Jahren geboren? Oder welche Stadt besitzt Mittel genug, um dem Einführer der Kartoffeln nach Europa ein Denkmal grade heraus wie aus dem Schulbuch zu setzen? Da muß man für die Industrie, die Bronzeure, die Ciseleure nachdenken! Sehen Sie dort den Untersetzer zu einer Lampe! Das hätte ich auch gethan, Fräulein! Aber ich bin sehr, sehr geizig! So wurde ganz leicht und zum Lachen hin und her geplaudert. Die Hutnähterinnen hätten die Debatte wieder beinahe in’s „sociale Problem“ gebracht, denn die Frauenloosfrage nahmen beide Mädchen, Martha und Helene, sehr ernst und jene hatte noch auf den Treppen von ihren Arrangements für die ihr empfohlenen Unglücklichen gesprochen. Aber mit einem: Wie schön! Wie sinnig! unterbrach der Graf dann wieder das leichte Gespräch, wenn er ein Reliefporträt oder eine Gruppe, eine ideale Einzelfigur längere Zeit betrachtet hatte. Wir können nicht Alle Siegesmonumente bauen, sagte Althing, oder auf die Eitelkeit unsrer großen Männer speculiren oder in den Büchern stöbern: Was könnte man wohl als Säcularerinnerung in Trab bringen mit Hülfe eines guten Freundes? Welcher Dichter, welcher Musiker ist vor hundert Jahren geboren? Oder welche Stadt besitzt Mittel genug, um dem Einführer der Kartoffeln nach Europa ein Denkmal grade heraus wie aus dem Schulbuch zu setzen? Da muß man für die Industrie, die Bronzeure, die Ciseleure nachdenken! Sehen Sie dort den Untersetzer zu einer Lampe! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0096" n="90"/> Das hätte ich auch gethan, Fräulein! Aber ich bin sehr, sehr geizig! </p> <p>So wurde ganz leicht und zum Lachen hin und her geplaudert. Die Hutnähterinnen hätten die Debatte wieder beinahe in’s „<ref xml:id="TEXTsocialeBISFrauenloosfrage" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLsocialeBISFrauenloosfrage">sociale Problem“ gebracht, denn die Frauenloosfrage</ref> nahmen beide Mädchen, Martha und Helene, sehr ernst und jene hatte noch auf den Treppen von ihren Arrangements für die ihr empfohlenen Unglücklichen gesprochen. </p> <p>Aber mit einem: Wie schön! Wie sinnig! unterbrach der Graf dann wieder das leichte Gespräch, wenn er ein Reliefporträt oder eine Gruppe, eine ideale Einzelfigur längere Zeit betrachtet hatte. </p> <p>Wir können nicht Alle <ref xml:id="TEXTSiegesmonumente" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLSiegesmonumente">Siegesmonumente</ref> bauen, sagte Althing, oder auf die Eitelkeit unsrer großen Männer speculiren oder in den Büchern stöbern: Was könnte man wohl als <ref xml:id="TEXTSaecularerinnerung" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLSaecularerinnerung">Säcularerinnerung</ref> in Trab bringen mit Hülfe eines guten Freundes? Welcher Dichter, welcher Musiker ist vor hundert Jahren geboren? Oder welche Stadt besitzt Mittel genug, um dem Einführer der Kartoffeln nach Europa ein Denkmal grade heraus wie aus dem Schulbuch zu setzen? Da muß man für die Industrie, die Bronzeure, die Ciseleure nachdenken! Sehen Sie dort den Untersetzer zu einer Lampe! </p> <p> </p> </div> </body> </text> </TEI> [90/0096]
Das hätte ich auch gethan, Fräulein! Aber ich bin sehr, sehr geizig!
So wurde ganz leicht und zum Lachen hin und her geplaudert. Die Hutnähterinnen hätten die Debatte wieder beinahe in’s „sociale Problem“ gebracht, denn die Frauenloosfrage nahmen beide Mädchen, Martha und Helene, sehr ernst und jene hatte noch auf den Treppen von ihren Arrangements für die ihr empfohlenen Unglücklichen gesprochen.
Aber mit einem: Wie schön! Wie sinnig! unterbrach der Graf dann wieder das leichte Gespräch, wenn er ein Reliefporträt oder eine Gruppe, eine ideale Einzelfigur längere Zeit betrachtet hatte.
Wir können nicht Alle Siegesmonumente bauen, sagte Althing, oder auf die Eitelkeit unsrer großen Männer speculiren oder in den Büchern stöbern: Was könnte man wohl als Säcularerinnerung in Trab bringen mit Hülfe eines guten Freundes? Welcher Dichter, welcher Musiker ist vor hundert Jahren geboren? Oder welche Stadt besitzt Mittel genug, um dem Einführer der Kartoffeln nach Europa ein Denkmal grade heraus wie aus dem Schulbuch zu setzen? Da muß man für die Industrie, die Bronzeure, die Ciseleure nachdenken! Sehen Sie dort den Untersetzer zu einer Lampe!
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