Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Zweites Kapitel. Das gräflich Treuenfels'sche Palais, welchem Ottomar Althing, den schönen braungelockten Kopf stolz im Nacken wiegend, zuschritt, indem er dabei theils nur an die schöne Reiterin, theils an das sonderbare Beiwort für seinen trefflichen Principal, Justizrath Luzius, "unheimlich" dachte, zeigte die Spuren des vorigen Jahrhunderts. Darunter manche, die wieder angefangen haben, für schön zu gelten. Die Zeit bewegt sich in der Form der Spirallinie. Wir sind durchaus nicht sicher, daß wir wieder auf den Zopf zurückkommen. Graf Wilhelm Treuenfels, der kinderlose steinreiche Majoratsherr, war vor einigen Monaten mit schreckhafter Plötzlichkeit gestorben. Seine Gemahlin, eine geborene Prinzessin Ingenheim-Rauden, trauerte um ihn mit Beweisen ihrer Liebe, die man noch in dem mächtigen Treppenhause an den Amoretten und wunderlichen Laternenhaltern angebracht sah. Um die rothplüschnen Schnüre, an denen man sich beim Beschreiten der Stufen Zweites Kapitel. Das gräflich Treuenfels’sche Palais, welchem Ottomar Althing, den schönen braungelockten Kopf stolz im Nacken wiegend, zuschritt, indem er dabei theils nur an die schöne Reiterin, theils an das sonderbare Beiwort für seinen trefflichen Principal, Justizrath Luzius, „unheimlich“ dachte, zeigte die Spuren des vorigen Jahrhunderts. Darunter manche, die wieder angefangen haben, für schön zu gelten. Die Zeit bewegt sich in der Form der Spirallinie. Wir sind durchaus nicht sicher, daß wir wieder auf den Zopf zurückkommen. Graf Wilhelm Treuenfels, der kinderlose steinreiche Majoratsherr, war vor einigen Monaten mit schreckhafter Plötzlichkeit gestorben. Seine Gemahlin, eine geborene Prinzessin Ingenheim-Rauden, trauerte um ihn mit Beweisen ihrer Liebe, die man noch in dem mächtigen Treppenhause an den Amoretten und wunderlichen Laternenhaltern angebracht sah. Um die rothplüschnen Schnüre, an denen man sich beim Beschreiten der Stufen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0027" n="21"/> <head> Zweites Kapitel.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>as gräflich Treuenfels’sche Palais, welchem Ottomar Althing, den schönen braungelockten Kopf stolz im Nacken wiegend, zuschritt, indem er dabei theils nur an die schöne Reiterin, theils an das sonderbare Beiwort für seinen trefflichen Principal, Justizrath Luzius, „unheimlich“ dachte, zeigte die Spuren des vorigen Jahrhunderts. Darunter manche, die wieder angefangen haben, für schön zu gelten. Die Zeit bewegt sich in der Form der Spirallinie. Wir sind durchaus nicht sicher, daß wir wieder <ref xml:id="TEXTaufdenZopfzurueckkommen" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLaufdenZopfzurueckkommen">auf den Zopf zurückkommen</ref>. </p> <p>Graf Wilhelm Treuenfels, der kinderlose steinreiche Majoratsherr, war vor einigen Monaten mit schreckhafter Plötzlichkeit gestorben. Seine Gemahlin, eine geborene Prinzessin Ingenheim-Rauden, trauerte um ihn mit Beweisen ihrer Liebe, die man noch in dem mächtigen Treppenhause an den Amoretten und wunderlichen Laternenhaltern angebracht sah. Um die rothplüschnen Schnüre, an denen man sich beim Beschreiten der Stufen </p> </div> </body> </text> </TEI> [21/0027]
Zweites Kapitel.
Das gräflich Treuenfels’sche Palais, welchem Ottomar Althing, den schönen braungelockten Kopf stolz im Nacken wiegend, zuschritt, indem er dabei theils nur an die schöne Reiterin, theils an das sonderbare Beiwort für seinen trefflichen Principal, Justizrath Luzius, „unheimlich“ dachte, zeigte die Spuren des vorigen Jahrhunderts. Darunter manche, die wieder angefangen haben, für schön zu gelten. Die Zeit bewegt sich in der Form der Spirallinie. Wir sind durchaus nicht sicher, daß wir wieder auf den Zopf zurückkommen.
Graf Wilhelm Treuenfels, der kinderlose steinreiche Majoratsherr, war vor einigen Monaten mit schreckhafter Plötzlichkeit gestorben. Seine Gemahlin, eine geborene Prinzessin Ingenheim-Rauden, trauerte um ihn mit Beweisen ihrer Liebe, die man noch in dem mächtigen Treppenhause an den Amoretten und wunderlichen Laternenhaltern angebracht sah. Um die rothplüschnen Schnüre, an denen man sich beim Beschreiten der Stufen
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