Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Damit war die Conversation abgebrochen, Mahlo schon über dem schwarzen Fabrikfußboden verschwunden. Hier und da hörte man Fensterläden aufklappen. Es schlug wirklich eben erst sieben. Wie Mahlo in das Herrschaftshaus hatte kommen können, das doch des Nachts von innen verschlossen wurde - der Schlüssel blieb freilich trotz aller Verbote in der Regel stecken - begriff der Heizer nicht, konnte aber darüber nicht weitere Nachforschungen anstellen, da ihn sein Amt sofort an seinen Posten zurückrief und ihm nur zunächst an seinem Kaffee gelegen war. Mahlo lief mit eiligen Schritten. Er fror vor Kälte. Seine Kleidung war leicht, fast sommerlich. Die Straße war stark besetzt von Berufsgenossen, die auf Arbeit gingen. Er grinste höhnische Grüße und bekam sie durch laute Lache, Androhungen von Prügeln erwidert. Zuletzt führte ihm der nicht zu ändernde Weg auch den im Düffelrock bis an den Hals zugeknöpften düsterblickenden Raimund Ehlerdt entgegen. Ehlerdt stutzte und blieb stehen wie zum Kampfe. Mahlo, der diese Bewegung vorausgesetzt hatte, ging stramm an ihm vorüber mit einem trockenen Guten Morgen! Hohn maß sich gegen Hohn. Der Neubekehrte mußte wohl die Regung fühlen, still zu stehen, Mahlo nachzurufen und ihm zu sagen: Damit war die Conversation abgebrochen, Mahlo schon über dem schwarzen Fabrikfußboden verschwunden. Hier und da hörte man Fensterläden aufklappen. Es schlug wirklich eben erst sieben. Wie Mahlo in das Herrschaftshaus hatte kommen können, das doch des Nachts von innen verschlossen wurde – der Schlüssel blieb freilich trotz aller Verbote in der Regel stecken – begriff der Heizer nicht, konnte aber darüber nicht weitere Nachforschungen anstellen, da ihn sein Amt sofort an seinen Posten zurückrief und ihm nur zunächst an seinem Kaffee gelegen war. Mahlo lief mit eiligen Schritten. Er fror vor Kälte. Seine Kleidung war leicht, fast sommerlich. Die Straße war stark besetzt von Berufsgenossen, die auf Arbeit gingen. Er grinste höhnische Grüße und bekam sie durch laute Lache, Androhungen von Prügeln erwidert. Zuletzt führte ihm der nicht zu ändernde Weg auch den im Düffelrock bis an den Hals zugeknöpften düsterblickenden Raimund Ehlerdt entgegen. Ehlerdt stutzte und blieb stehen wie zum Kampfe. Mahlo, der diese Bewegung vorausgesetzt hatte, ging stramm an ihm vorüber mit einem trockenen Guten Morgen! Hohn maß sich gegen Hohn. Der Neubekehrte mußte wohl die Regung fühlen, still zu stehen, Mahlo nachzurufen und ihm zu sagen: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0233" n="227"/> Damit war die Conversation abgebrochen, Mahlo schon über dem schwarzen Fabrikfußboden verschwunden. Hier und da hörte man Fensterläden aufklappen. Es schlug wirklich eben erst sieben. Wie Mahlo in das Herrschaftshaus hatte kommen können, das doch des Nachts von innen verschlossen wurde – der Schlüssel blieb freilich trotz aller Verbote in der Regel stecken – begriff der Heizer nicht, konnte aber darüber nicht weitere Nachforschungen anstellen, da ihn sein Amt sofort an seinen Posten zurückrief und ihm nur zunächst an seinem Kaffee gelegen war. </p> <p>Mahlo lief mit eiligen Schritten. Er fror vor Kälte. Seine Kleidung war leicht, fast sommerlich. Die Straße war stark besetzt von Berufsgenossen, die auf Arbeit gingen. Er grinste höhnische Grüße und bekam sie durch laute Lache, Androhungen von Prügeln erwidert. Zuletzt führte ihm der nicht zu ändernde Weg auch den im <ref xml:id="TEXTDueffelrock" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLDueffelrock">Düffelrock</ref> bis an den Hals zugeknöpften düsterblickenden Raimund Ehlerdt entgegen. </p> <p>Ehlerdt stutzte und blieb stehen wie zum Kampfe. Mahlo, der diese Bewegung vorausgesetzt hatte, ging stramm an ihm vorüber mit einem trockenen Guten Morgen! Hohn maß sich gegen Hohn. </p> <p>Der Neubekehrte mußte wohl die Regung fühlen, still zu stehen, Mahlo nachzurufen und ihm zu sagen: </p> </div> </body> </text> </TEI> [227/0233]
Damit war die Conversation abgebrochen, Mahlo schon über dem schwarzen Fabrikfußboden verschwunden. Hier und da hörte man Fensterläden aufklappen. Es schlug wirklich eben erst sieben. Wie Mahlo in das Herrschaftshaus hatte kommen können, das doch des Nachts von innen verschlossen wurde – der Schlüssel blieb freilich trotz aller Verbote in der Regel stecken – begriff der Heizer nicht, konnte aber darüber nicht weitere Nachforschungen anstellen, da ihn sein Amt sofort an seinen Posten zurückrief und ihm nur zunächst an seinem Kaffee gelegen war.
Mahlo lief mit eiligen Schritten. Er fror vor Kälte. Seine Kleidung war leicht, fast sommerlich. Die Straße war stark besetzt von Berufsgenossen, die auf Arbeit gingen. Er grinste höhnische Grüße und bekam sie durch laute Lache, Androhungen von Prügeln erwidert. Zuletzt führte ihm der nicht zu ändernde Weg auch den im Düffelrock bis an den Hals zugeknöpften düsterblickenden Raimund Ehlerdt entgegen.
Ehlerdt stutzte und blieb stehen wie zum Kampfe. Mahlo, der diese Bewegung vorausgesetzt hatte, ging stramm an ihm vorüber mit einem trockenen Guten Morgen! Hohn maß sich gegen Hohn.
Der Neubekehrte mußte wohl die Regung fühlen, still zu stehen, Mahlo nachzurufen und ihm zu sagen:
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