Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.ein Mitglied dieser "Närrischen Leute", einen Criminal-Director - als Eduard figurirte er in jenem Kreise! Der Mann schlenderte, die Arme auf dem Rücken, durch unsere Straßen, stand an jedem Schaufenster, das ihm auffiel, still und wäre jetzt als Bummler verrufen und ein Spott der Straßenjungen geworden. Damals wuchs Gras in unseren Straßen. Man hatte keine Trottoirs -! fiel Ottomar bedeutungsvoll, wie von einem hohen Fortschritt des Jahrhunderts sprechend, ein. Der Vater lächelte still und schwieg. Wozu Alles widerlegen! hieß ein Satz seiner Philosophie. Inzwischen hatte der Sohn den Alten über einige Trümmerhaufen niedergerissener Häuser geführt. Man sah in neuprojectirte Straßen, stand unter alten, nun aufgehobenen Existenzen, hier neben einem blosgelegten Apfelbaum, der seither nur in einem Hinterhofe geblüht hatte, dort sah man noch die blautapezierte Stube eines Kutschers bei einem Grafen, dessen Palais der Erde gleichgemacht war. Warum bist du gestern nicht zu Tisch gekommen? unterbrach sich bei diesen Betrachtungen der Alte. Den Sonntag bleibt ein Sohn seinen Eltern schuldig! Kinder, die Sonntags ihre alten Eltern vergessen - ein Mitglied dieser „Närrischen Leute“, einen Criminal-Director – als Eduard figurirte er in jenem Kreise! Der Mann schlenderte, die Arme auf dem Rücken, durch unsere Straßen, stand an jedem Schaufenster, das ihm auffiel, still und wäre jetzt als Bummler verrufen und ein Spott der Straßenjungen geworden. Damals wuchs Gras in unseren Straßen. Man hatte keine Trottoirs –! fiel Ottomar bedeutungsvoll, wie von einem hohen Fortschritt des Jahrhunderts sprechend, ein. Der Vater lächelte still und schwieg. Wozu Alles widerlegen! hieß ein Satz seiner Philosophie. Inzwischen hatte der Sohn den Alten über einige Trümmerhaufen niedergerissener Häuser geführt. Man sah in neuprojectirte Straßen, stand unter alten, nun aufgehobenen Existenzen, hier neben einem blosgelegten Apfelbaum, der seither nur in einem Hinterhofe geblüht hatte, dort sah man noch die blautapezierte Stube eines Kutschers bei einem Grafen, dessen Palais der Erde gleichgemacht war. Warum bist du gestern nicht zu Tisch gekommen? unterbrach sich bei diesen Betrachtungen der Alte. Den Sonntag bleibt ein Sohn seinen Eltern schuldig! Kinder, die Sonntags ihre alten Eltern vergessen – <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0021" n="15"/> ein Mitglied dieser „Närrischen Leute“, <ref xml:id="TEXTeinenCriminalDirectorBISStrassen" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLeinenCriminalDirectorBISStrassen">einen Criminal-Director – als Eduard figurirte er in jenem Kreise! Der Mann schlenderte, die Arme auf dem Rücken, durch unsere Straßen, stand an jedem Schaufenster, das ihm auffiel, still und wäre jetzt als Bummler verrufen und ein Spott der Straßenjungen geworden. Damals wuchs Gras in unseren Straßen</ref>. </p> <p>Man hatte keine Trottoirs –! fiel Ottomar bedeutungsvoll, wie von einem hohen Fortschritt des Jahrhunderts sprechend, ein.</p> <p>Der Vater lächelte still und schwieg. Wozu Alles widerlegen! hieß ein Satz seiner Philosophie.</p> <p>Inzwischen hatte der Sohn den Alten über einige Trümmerhaufen niedergerissener Häuser geführt. Man sah in neuprojectirte Straßen, stand unter alten, nun aufgehobenen Existenzen, hier neben einem blosgelegten Apfelbaum, der seither nur in einem Hinterhofe geblüht hatte, dort sah man noch die blautapezierte Stube eines Kutschers bei einem Grafen, dessen Palais der Erde gleichgemacht war. </p> <p>Warum bist du gestern nicht zu Tisch gekommen? unterbrach sich bei diesen Betrachtungen der Alte. Den Sonntag bleibt ein Sohn seinen Eltern schuldig! Kinder, die Sonntags ihre alten Eltern vergessen – </p> <p> </p> </div> </body> </text> </TEI> [15/0021]
ein Mitglied dieser „Närrischen Leute“, einen Criminal-Director – als Eduard figurirte er in jenem Kreise! Der Mann schlenderte, die Arme auf dem Rücken, durch unsere Straßen, stand an jedem Schaufenster, das ihm auffiel, still und wäre jetzt als Bummler verrufen und ein Spott der Straßenjungen geworden. Damals wuchs Gras in unseren Straßen.
Man hatte keine Trottoirs –! fiel Ottomar bedeutungsvoll, wie von einem hohen Fortschritt des Jahrhunderts sprechend, ein.
Der Vater lächelte still und schwieg. Wozu Alles widerlegen! hieß ein Satz seiner Philosophie.
Inzwischen hatte der Sohn den Alten über einige Trümmerhaufen niedergerissener Häuser geführt. Man sah in neuprojectirte Straßen, stand unter alten, nun aufgehobenen Existenzen, hier neben einem blosgelegten Apfelbaum, der seither nur in einem Hinterhofe geblüht hatte, dort sah man noch die blautapezierte Stube eines Kutschers bei einem Grafen, dessen Palais der Erde gleichgemacht war.
Warum bist du gestern nicht zu Tisch gekommen? unterbrach sich bei diesen Betrachtungen der Alte. Den Sonntag bleibt ein Sohn seinen Eltern schuldig! Kinder, die Sonntags ihre alten Eltern vergessen –
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-02-19T12:27:44Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-02-19T12:27:44Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-1<a>)
(2013-07-01T14:33:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |