Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

das Narrenhaus offen oder ein noch schlimmeres Haus -!

Bist Du hergekommen, mir die Kindereien dieses alten Tropfes zu wiederholen? sprach der Bruder zornentflammt.

Der uns unterstützte, als wir Waisen waren, für unsere Erziehung sorgte, Dich in Wolnys Wirkungskreis einführte -! ergänzte Martha.

Was declamirt Wolny gegen uns? suchte Raimund das aufgeregte Gespräch in eine nicht zu schroffe Bahn zu lenken. Von Haus aus ist der Mensch ein armseliger Silbenstecher, ein Stubengelehrter - der es zu keiner Professur hat bringen können -!

Um so ehrenvoller für Euch, daß er sich in Eure Lage hineingearbeitet hat -

Die versteht man nicht, wenn man nicht im Schweiße seines Angesichts gearbeitet hat -!

Du im Schweiße Deines Angesichts! lachte die Schwester. Stellst Dich krank, beziehst Deinen Gehalt nach wie vor, machst Reisen, redigirst die verrückteste aller Zeitschriften - ich schäme mich, vor Wolny die Augen aufzuschlagen.

Jetzt kam Raimund mit einem brennenden Schwefelholz, das seine endlich präparirte Cigarre anzünden sollte, dem Auge der Schwester so nahe, daß diese auf ein

das Narrenhaus offen oder ein noch schlimmeres Haus –!

Bist Du hergekommen, mir die Kindereien dieses alten Tropfes zu wiederholen? sprach der Bruder zornentflammt.

Der uns unterstützte, als wir Waisen waren, für unsere Erziehung sorgte, Dich in Wolnys Wirkungskreis einführte –! ergänzte Martha.

Was declamirt Wolny gegen uns? suchte Raimund das aufgeregte Gespräch in eine nicht zu schroffe Bahn zu lenken. Von Haus aus ist der Mensch ein armseliger Silbenstecher, ein Stubengelehrter – der es zu keiner Professur hat bringen können –!

Um so ehrenvoller für Euch, daß er sich in Eure Lage hineingearbeitet hat –

Die versteht man nicht, wenn man nicht im Schweiße seines Angesichts gearbeitet hat –!

Du im Schweiße Deines Angesichts! lachte die Schwester. Stellst Dich krank, beziehst Deinen Gehalt nach wie vor, machst Reisen, redigirst die verrückteste aller Zeitschriften – ich schäme mich, vor Wolny die Augen aufzuschlagen.

Jetzt kam Raimund mit einem brennenden Schwefelholz, das seine endlich präparirte Cigarre anzünden sollte, dem Auge der Schwester so nahe, daß diese auf ein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0172" n="166"/>
das Narrenhaus offen oder ein noch schlimmeres Haus &#x2013;! </p>
        <p>Bist Du hergekommen, mir die Kindereien dieses alten Tropfes zu wiederholen? sprach der Bruder zornentflammt. </p>
        <p>Der uns unterstützte, als wir Waisen waren, für unsere Erziehung sorgte, Dich in Wolnys Wirkungskreis einführte &#x2013;! ergänzte Martha. </p>
        <p>Was declamirt Wolny gegen uns? suchte Raimund das aufgeregte Gespräch in eine nicht zu schroffe Bahn zu lenken. Von Haus aus ist der Mensch ein armseliger Silbenstecher, ein Stubengelehrter &#x2013; der es zu keiner Professur hat bringen können &#x2013;! </p>
        <p>Um so ehrenvoller für Euch, daß er sich in Eure Lage hineingearbeitet hat &#x2013;</p>
        <p>Die versteht man nicht, wenn man nicht im Schweiße seines Angesichts gearbeitet hat &#x2013;! </p>
        <p>Du im Schweiße Deines Angesichts! lachte die Schwester. Stellst Dich krank, beziehst Deinen Gehalt nach wie vor, machst Reisen, redigirst die verrückteste aller Zeitschriften &#x2013; ich schäme mich, vor Wolny die Augen aufzuschlagen. </p>
        <p>Jetzt kam Raimund mit einem brennenden Schwefelholz, das seine endlich präparirte Cigarre anzünden sollte, dem Auge der Schwester so nahe, daß diese auf ein
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0172] das Narrenhaus offen oder ein noch schlimmeres Haus –! Bist Du hergekommen, mir die Kindereien dieses alten Tropfes zu wiederholen? sprach der Bruder zornentflammt. Der uns unterstützte, als wir Waisen waren, für unsere Erziehung sorgte, Dich in Wolnys Wirkungskreis einführte –! ergänzte Martha. Was declamirt Wolny gegen uns? suchte Raimund das aufgeregte Gespräch in eine nicht zu schroffe Bahn zu lenken. Von Haus aus ist der Mensch ein armseliger Silbenstecher, ein Stubengelehrter – der es zu keiner Professur hat bringen können –! Um so ehrenvoller für Euch, daß er sich in Eure Lage hineingearbeitet hat – Die versteht man nicht, wenn man nicht im Schweiße seines Angesichts gearbeitet hat –! Du im Schweiße Deines Angesichts! lachte die Schwester. Stellst Dich krank, beziehst Deinen Gehalt nach wie vor, machst Reisen, redigirst die verrückteste aller Zeitschriften – ich schäme mich, vor Wolny die Augen aufzuschlagen. Jetzt kam Raimund mit einem brennenden Schwefelholz, das seine endlich präparirte Cigarre anzünden sollte, dem Auge der Schwester so nahe, daß diese auf ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T12:27:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T12:27:44Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-1<a>) (2013-07-01T14:33:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/172
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/172>, abgerufen am 07.05.2024.