Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Der Bart verwischt jetzt die Schärfe der Physiognomieen, der äußere Schliff der Civilisation nicht minder. Die kurze Nase und das sichere Dreinschauen des ersten Sprechers gab ihm Aehnlichkeit mit einem Mops. Der zweite hatte etwas von einem bösen, fauchenden, Jeden mit Angriff bedrohenden Truthahn. Doctor Wolny bezahlte sein Frühstück und erhob sich sofort. Jedermann wußte, daß er mit seinem Stiefsohn so stand, daß sie sich kaum ansahen. Er hatte diesen sogar auf Reisen begleitet, nur durch wenige Jahre waren sie im Alter getrennt, ihre Verbindung hätte die innigste, von Seiten des Assessors Rabe (er hatte keine amtliche Thätigkeit mehr) die dankbarste sein sollen. Aber alles Schöne, was nur Lehrer und Schüler zu vereinigen vermag, so viele Weihestunden der Erinnerung, nächtliche Sternenblicke, Abend- und Morgensonnenfeuer in der Schweiz, Alles war ausgelöscht, weggeschwemmt, untergegangen in Haß, Verleumdung, Intrigue. Die Mutter ging dem Tode entgegen. Doch selbst im gesundesten Zustande wäre sie in diesem Conflict die Schwäche selbst gewesen. Eitelkeit vertrug sich bei ihr mit allen erdenklichen liebenswürdigen, sogar gutherzigen Eigenschaften. Auf ihren Tod hin war ihr Sohn einer der verrufensten Schuldenmacher und eleganten Herumtreiber der Stadt. Auf gleichen und ähnlichen Wegen, Der Bart verwischt jetzt die Schärfe der Physiognomieen, der äußere Schliff der Civilisation nicht minder. Die kurze Nase und das sichere Dreinschauen des ersten Sprechers gab ihm Aehnlichkeit mit einem Mops. Der zweite hatte etwas von einem bösen, fauchenden, Jeden mit Angriff bedrohenden Truthahn. Doctor Wolny bezahlte sein Frühstück und erhob sich sofort. Jedermann wußte, daß er mit seinem Stiefsohn so stand, daß sie sich kaum ansahen. Er hatte diesen sogar auf Reisen begleitet, nur durch wenige Jahre waren sie im Alter getrennt, ihre Verbindung hätte die innigste, von Seiten des Assessors Rabe (er hatte keine amtliche Thätigkeit mehr) die dankbarste sein sollen. Aber alles Schöne, was nur Lehrer und Schüler zu vereinigen vermag, so viele Weihestunden der Erinnerung, nächtliche Sternenblicke, Abend- und Morgensonnenfeuer in der Schweiz, Alles war ausgelöscht, weggeschwemmt, untergegangen in Haß, Verleumdung, Intrigue. Die Mutter ging dem Tode entgegen. Doch selbst im gesundesten Zustande wäre sie in diesem Conflict die Schwäche selbst gewesen. Eitelkeit vertrug sich bei ihr mit allen erdenklichen liebenswürdigen, sogar gutherzigen Eigenschaften. Auf ihren Tod hin war ihr Sohn einer der verrufensten Schuldenmacher und eleganten Herumtreiber der Stadt. Auf gleichen und ähnlichen Wegen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0136" n="130"/> Der Bart verwischt jetzt die Schärfe der Physiognomieen, der äußere Schliff der Civilisation nicht minder. Die kurze Nase und das sichere Dreinschauen des ersten Sprechers gab ihm Aehnlichkeit mit einem Mops. Der zweite hatte etwas von einem bösen, fauchenden, Jeden mit Angriff bedrohenden Truthahn. </p> <p>Doctor Wolny bezahlte sein Frühstück und erhob sich sofort. Jedermann wußte, daß er mit seinem Stiefsohn so stand, daß sie sich kaum ansahen. Er hatte diesen sogar auf Reisen begleitet, nur durch wenige Jahre waren sie im Alter getrennt, ihre Verbindung hätte die innigste, von Seiten des Assessors Rabe (er hatte keine amtliche Thätigkeit mehr) die dankbarste sein sollen. Aber alles Schöne, was nur Lehrer und Schüler zu vereinigen vermag, so viele Weihestunden der Erinnerung, nächtliche Sternenblicke, Abend- und Morgensonnenfeuer in der Schweiz, Alles war ausgelöscht, weggeschwemmt, untergegangen in Haß, Verleumdung, Intrigue. Die Mutter ging dem Tode entgegen. Doch selbst im gesundesten Zustande wäre sie in diesem Conflict die Schwäche selbst gewesen. Eitelkeit vertrug sich bei ihr mit allen erdenklichen liebenswürdigen, sogar gutherzigen Eigenschaften. Auf ihren Tod hin war ihr Sohn einer der verrufensten Schuldenmacher und eleganten Herumtreiber der Stadt. Auf gleichen und ähnlichen Wegen, </p> </div> </body> </text> </TEI> [130/0136]
Der Bart verwischt jetzt die Schärfe der Physiognomieen, der äußere Schliff der Civilisation nicht minder. Die kurze Nase und das sichere Dreinschauen des ersten Sprechers gab ihm Aehnlichkeit mit einem Mops. Der zweite hatte etwas von einem bösen, fauchenden, Jeden mit Angriff bedrohenden Truthahn.
Doctor Wolny bezahlte sein Frühstück und erhob sich sofort. Jedermann wußte, daß er mit seinem Stiefsohn so stand, daß sie sich kaum ansahen. Er hatte diesen sogar auf Reisen begleitet, nur durch wenige Jahre waren sie im Alter getrennt, ihre Verbindung hätte die innigste, von Seiten des Assessors Rabe (er hatte keine amtliche Thätigkeit mehr) die dankbarste sein sollen. Aber alles Schöne, was nur Lehrer und Schüler zu vereinigen vermag, so viele Weihestunden der Erinnerung, nächtliche Sternenblicke, Abend- und Morgensonnenfeuer in der Schweiz, Alles war ausgelöscht, weggeschwemmt, untergegangen in Haß, Verleumdung, Intrigue. Die Mutter ging dem Tode entgegen. Doch selbst im gesundesten Zustande wäre sie in diesem Conflict die Schwäche selbst gewesen. Eitelkeit vertrug sich bei ihr mit allen erdenklichen liebenswürdigen, sogar gutherzigen Eigenschaften. Auf ihren Tod hin war ihr Sohn einer der verrufensten Schuldenmacher und eleganten Herumtreiber der Stadt. Auf gleichen und ähnlichen Wegen,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-02-19T12:27:44Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-02-19T12:27:44Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-1<a>)
(2013-07-01T14:33:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |