Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Weinte Ada nun wirklich? Oder war das Ganze nur Schelmerei ? Inzwischen untersuchte sie den Schreibtisch, forschte nach Cigarren und brummte, daß sie nichts für sie Passendes, Cigarretten, fände. Ich begreife nicht, sagte sie in ihrem gemacht platten, natürlich sein sollenden Tone, wie sich Gräfin Tante schon hat so breitschlagen lassen, diese dummen Geschichten mitzumachen mit Volkswohl und Zubehör! Diese Menschheit, die immerfort bettelt, man sollte sie gar nicht berücksichtigen! Ottomar entgegnete: Aber Ihre Mama macht ja Alles mit Leidenschaft mit! Sie führte heute in der Sitzung fast allein das Wort! Werden Sie denn immer diese Redensarten mit anhören, antwortete sie, der Frage Ottomars ausweichend. Dabei warf sie sich der Länge nach auf's Sopha, was sie der Toilette wegen mußte. Den Spitzenschleier breitete sie zur Seite. Ihr schwarzer Fächer ging mit Aufregung hin und her, während sie Ruhe zeigen wollte. Ich schwärme für das edle Wirken dieser Damen! fuhr Ottomar fort und sah weg, um das schöne Bild nicht allzusehr auf sich wirken zu lassen. Ach, Sie und schwärmen! sagte die junge Kokette und fixirte den seltsamerweise von ihr schon lange in Weinte Ada nun wirklich? Oder war das Ganze nur Schelmerei ? Inzwischen untersuchte sie den Schreibtisch, forschte nach Cigarren und brummte, daß sie nichts für sie Passendes, Cigarretten, fände. Ich begreife nicht, sagte sie in ihrem gemacht platten, natürlich sein sollenden Tone, wie sich Gräfin Tante schon hat so breitschlagen lassen, diese dummen Geschichten mitzumachen mit Volkswohl und Zubehör! Diese Menschheit, die immerfort bettelt, man sollte sie gar nicht berücksichtigen! Ottomar entgegnete: Aber Ihre Mama macht ja Alles mit Leidenschaft mit! Sie führte heute in der Sitzung fast allein das Wort! Werden Sie denn immer diese Redensarten mit anhören, antwortete sie, der Frage Ottomars ausweichend. Dabei warf sie sich der Länge nach auf’s Sopha, was sie der Toilette wegen mußte. Den Spitzenschleier breitete sie zur Seite. Ihr schwarzer Fächer ging mit Aufregung hin und her, während sie Ruhe zeigen wollte. Ich schwärme für das edle Wirken dieser Damen! fuhr Ottomar fort und sah weg, um das schöne Bild nicht allzusehr auf sich wirken zu lassen. Ach, Sie und schwärmen! sagte die junge Kokette und fixirte den seltsamerweise von ihr schon lange in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0121" n="115"/> Weinte Ada nun wirklich? Oder war das Ganze nur Schelmerei ? </p> <p><ref xml:id="TEXTInzwischenBISCigarren" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLInzwischenBISCigarren">Inzwischen untersuchte sie den Schreibtisch, forschte nach Cigarren</ref> und brummte, daß sie nichts für sie Passendes, Cigarretten, fände. </p> <p>Ich begreife nicht, sagte sie in ihrem gemacht platten, natürlich sein sollenden Tone, wie sich Gräfin Tante schon hat so breitschlagen lassen, diese dummen Geschichten mitzumachen <ref xml:id="TEXTmitVolkswohlundZubehoer" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLmitVolkswohlundZubehoer">mit Volkswohl und Zubehör</ref>! Diese Menschheit, die immerfort bettelt, man sollte sie gar nicht berücksichtigen! </p> <p>Ottomar entgegnete: Aber Ihre Mama macht ja Alles mit Leidenschaft mit! Sie führte heute in der Sitzung fast allein das Wort! </p> <p>Werden Sie denn immer diese Redensarten mit anhören, antwortete sie, der Frage Ottomars ausweichend. Dabei warf sie sich der Länge nach auf’s Sopha, was sie der Toilette wegen mußte. Den Spitzenschleier breitete sie zur Seite. Ihr schwarzer Fächer ging mit Aufregung hin und her, während sie Ruhe zeigen wollte. </p> <p>Ich schwärme für das edle Wirken dieser Damen! fuhr Ottomar fort und sah weg, um das schöne Bild nicht allzusehr auf sich wirken zu lassen. </p> <p>Ach, Sie und schwärmen! sagte die junge Kokette und fixirte den seltsamerweise von ihr schon lange in </p> </div> </body> </text> </TEI> [115/0121]
Weinte Ada nun wirklich? Oder war das Ganze nur Schelmerei ?
Inzwischen untersuchte sie den Schreibtisch, forschte nach Cigarren und brummte, daß sie nichts für sie Passendes, Cigarretten, fände.
Ich begreife nicht, sagte sie in ihrem gemacht platten, natürlich sein sollenden Tone, wie sich Gräfin Tante schon hat so breitschlagen lassen, diese dummen Geschichten mitzumachen mit Volkswohl und Zubehör! Diese Menschheit, die immerfort bettelt, man sollte sie gar nicht berücksichtigen!
Ottomar entgegnete: Aber Ihre Mama macht ja Alles mit Leidenschaft mit! Sie führte heute in der Sitzung fast allein das Wort!
Werden Sie denn immer diese Redensarten mit anhören, antwortete sie, der Frage Ottomars ausweichend. Dabei warf sie sich der Länge nach auf’s Sopha, was sie der Toilette wegen mußte. Den Spitzenschleier breitete sie zur Seite. Ihr schwarzer Fächer ging mit Aufregung hin und her, während sie Ruhe zeigen wollte.
Ich schwärme für das edle Wirken dieser Damen! fuhr Ottomar fort und sah weg, um das schöne Bild nicht allzusehr auf sich wirken zu lassen.
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/121>, abgerufen am 16.02.2025. |