[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.Vierter Brief. Ein Räthsel hast Du mir vorgelegt, einen Vorschlag mitgetheilt, ich komme auf Beides, meine Beste. Du fragst mich, ob ich einen Begriff von krystallisirter Wehmuth habe? Ich gebe Dir eine Gegenfrage, ohne eine Antwort zu verlangen. Warum muß sich doch schon an die wonnigen Tage der Jugend, wo die Phantasie noch mit solchen Blumengewinden die Welt umzieht, wie mich die meinige mit ihren riesigen Himmelsblüthen, jener eisige Schauer des Winters legen, der die brennenden Lippen erstarren, und die bebenden Küsse erfrieren macht? Nicht wahr, ich komm' ans Ziel? Legionen solcher erstarrter Thränen und erfrornen Küsse schweben wie Engel und unsichtbare Vierter Brief. Ein Räthsel hast Du mir vorgelegt, einen Vorschlag mitgetheilt, ich komme auf Beides, meine Beste. Du fragst mich, ob ich einen Begriff von krystallisirter Wehmuth habe? Ich gebe Dir eine Gegenfrage, ohne eine Antwort zu verlangen. Warum muß sich doch schon an die wonnigen Tage der Jugend, wo die Phantasie noch mit solchen Blumengewinden die Welt umzieht, wie mich die meinige mit ihren riesigen Himmelsblüthen, jener eisige Schauer des Winters legen, der die brennenden Lippen erstarren, und die bebenden Küsse erfrieren macht? Nicht wahr, ich komm’ ans Ziel? Legionen solcher erstarrter Thränen und erfrornen Küsse schweben wie Engel und unsichtbare <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0046" n="33"/> <head> <hi rendition="#g">Vierter Brief.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Ein Räthsel hast Du mir vorgelegt, einen Vorschlag mitgetheilt, ich komme auf Beides, meine Beste.</p> <p>Du fragst mich, ob ich einen Begriff von krystallisirter Wehmuth habe? Ich gebe Dir eine Gegenfrage, ohne eine Antwort zu verlangen.</p> <p>Warum muß sich doch schon an die wonnigen Tage der Jugend, wo die Phantasie noch mit solchen Blumengewinden die Welt umzieht, wie mich die meinige mit ihren riesigen Himmelsblüthen, jener eisige Schauer des Winters legen, der die brennenden Lippen erstarren, und die bebenden Küsse erfrieren macht? Nicht wahr, ich komm’ ans Ziel?</p> <p>Legionen solcher erstarrter Thränen und erfrornen Küsse schweben wie Engel und unsichtbare </p> </div> </body> </text> </TEI> [33/0046]
Vierter Brief.
Ein Räthsel hast Du mir vorgelegt, einen Vorschlag mitgetheilt, ich komme auf Beides, meine Beste.
Du fragst mich, ob ich einen Begriff von krystallisirter Wehmuth habe? Ich gebe Dir eine Gegenfrage, ohne eine Antwort zu verlangen.
Warum muß sich doch schon an die wonnigen Tage der Jugend, wo die Phantasie noch mit solchen Blumengewinden die Welt umzieht, wie mich die meinige mit ihren riesigen Himmelsblüthen, jener eisige Schauer des Winters legen, der die brennenden Lippen erstarren, und die bebenden Küsse erfrieren macht? Nicht wahr, ich komm’ ans Ziel?
Legionen solcher erstarrter Thränen und erfrornen Küsse schweben wie Engel und unsichtbare
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