[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.Sterne des Himmels werden einst auf die Erde fallen, und Gott wird sein strahlendes Scepter und die Sonnenkrone von sich werfen, und den Menschen weinend in die Arme fallen, und die zitternden Seelen um Vergebung bitten, daß er sie so lange in seinen allmächtigen Banden gefangen gehalten. Siehe da! warum ich der Taglioni die Tausende gönne, mit denen sie in Hamburg aufs Dampfboot stieg, warum ich mich freue, wenn die Fürsten die Tänzerinnen zu Ehren erheben und sie und ihre Kinder ernähren. Die Pirouetten der Coupe, die Solopartien der Vestris waren die Präludien der Revolution, für die man ihnen Bildsäulen setzen sollte. Hätten die Damen Allart und Guiman nicht Gelegenheit gehabt, für sich einen Hof zu unterhalten, dessen Tafel allein über 100,000 Franken aus dem Einkommen der Prinzen, die zu ihren luftigen, wundervollen Füßen lagen, wegzehrte, so würden jetzt noch alle Höfe, solche Nebenhöfe, so würde die Revolution nicht bewirkt haben, daß auf den meisten Höfen schon nichts mehr zu ernten ist, als zweimal im Jahre Gras. Ist dieser negative Nutzen der Tanzkunst mit der Monarchie erst untergegangen, hat man sich in der Republik daran gewöhnt, dem Ballet nur eine kalte und gleichgültige Theilnahme zu schenken, Sterne des Himmels werden einst auf die Erde fallen, und Gott wird sein strahlendes Scepter und die Sonnenkrone von sich werfen, und den Menschen weinend in die Arme fallen, und die zitternden Seelen um Vergebung bitten, daß er sie so lange in seinen allmächtigen Banden gefangen gehalten. Siehe da! warum ich der Taglioni die Tausende gönne, mit denen sie in Hamburg aufs Dampfboot stieg, warum ich mich freue, wenn die Fürsten die Tänzerinnen zu Ehren erheben und sie und ihre Kinder ernähren. Die Pirouetten der Coupé, die Solopartien der Vestris waren die Präludien der Revolution, für die man ihnen Bildsäulen setzen sollte. Hätten die Damen Allart und Guiman nicht Gelegenheit gehabt, für sich einen Hof zu unterhalten, dessen Tafel allein über 100,000 Franken aus dem Einkommen der Prinzen, die zu ihren luftigen, wundervollen Füßen lagen, wegzehrte, so würden jetzt noch alle Höfe, solche Nebenhöfe, so würde die Revolution nicht bewirkt haben, daß auf den meisten Höfen schon nichts mehr zu ernten ist, als zweimal im Jahre Gras. Ist dieser negative Nutzen der Tanzkunst mit der Monarchie erst untergegangen, hat man sich in der Republik daran gewöhnt, dem Ballet nur eine kalte und gleichgültige Theilnahme zu schenken, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0268" n="255"/> Sterne des Himmels werden einst auf die Erde fallen, und Gott wird sein strahlendes Scepter und die Sonnenkrone von sich werfen, und den Menschen weinend in die Arme fallen, und die zitternden Seelen um Vergebung bitten, daß er sie so lange in seinen allmächtigen Banden gefangen gehalten. Siehe da! warum ich der Taglioni die Tausende gönne, mit denen sie in Hamburg aufs Dampfboot stieg, warum ich mich freue, wenn die Fürsten die Tänzerinnen zu Ehren erheben und sie und ihre Kinder ernähren. Die Pirouetten der Coupé, die Solopartien der Vestris waren die Präludien der Revolution, für die man ihnen Bildsäulen setzen sollte. Hätten die Damen Allart und Guiman nicht Gelegenheit gehabt, für sich einen Hof zu unterhalten, dessen Tafel allein über 100,000 Franken aus dem Einkommen der Prinzen, die zu ihren luftigen, wundervollen Füßen lagen, wegzehrte, so würden jetzt noch alle Höfe, solche Nebenhöfe, so würde die Revolution nicht bewirkt haben, daß auf den meisten Höfen schon nichts mehr zu ernten ist, als zweimal im Jahre Gras.</p> <p>Ist dieser negative Nutzen der Tanzkunst mit der Monarchie erst untergegangen, hat man sich in der Republik daran gewöhnt, dem Ballet nur eine kalte und gleichgültige Theilnahme zu schenken, </p> </div> </body> </text> </TEI> [255/0268]
Sterne des Himmels werden einst auf die Erde fallen, und Gott wird sein strahlendes Scepter und die Sonnenkrone von sich werfen, und den Menschen weinend in die Arme fallen, und die zitternden Seelen um Vergebung bitten, daß er sie so lange in seinen allmächtigen Banden gefangen gehalten. Siehe da! warum ich der Taglioni die Tausende gönne, mit denen sie in Hamburg aufs Dampfboot stieg, warum ich mich freue, wenn die Fürsten die Tänzerinnen zu Ehren erheben und sie und ihre Kinder ernähren. Die Pirouetten der Coupé, die Solopartien der Vestris waren die Präludien der Revolution, für die man ihnen Bildsäulen setzen sollte. Hätten die Damen Allart und Guiman nicht Gelegenheit gehabt, für sich einen Hof zu unterhalten, dessen Tafel allein über 100,000 Franken aus dem Einkommen der Prinzen, die zu ihren luftigen, wundervollen Füßen lagen, wegzehrte, so würden jetzt noch alle Höfe, solche Nebenhöfe, so würde die Revolution nicht bewirkt haben, daß auf den meisten Höfen schon nichts mehr zu ernten ist, als zweimal im Jahre Gras.
Ist dieser negative Nutzen der Tanzkunst mit der Monarchie erst untergegangen, hat man sich in der Republik daran gewöhnt, dem Ballet nur eine kalte und gleichgültige Theilnahme zu schenken,
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