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[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.

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der Menschheit würdige Symbol. Nichts destoweniger steck' ich gern ein Schwert vor mir in die Erde, und bet' es an als meinen König, wie wilde Völker thun. Man spricht da unaufhörlich von der Consequenz. Woher weiß man, daß die Consequenz die Wahrheit ist? sie ist nicht einmal die Ueberzeugung von der Wahrheit. Ueberzeugt kann auch ein Spitzbube sein. Der Teufel kann sich auf die Consequenz seiner Ueberzeugung berufen. Ich habe mich unaufhörlich gehütet, in der Metamorphose meines Lebens ein Gesetz aufkommen zu lassen. Schon darum nicht, weil man in meine Fußstapfen hätte treten können. Ich will die Wahrheit meines Lebens für Niemanden verbindlich machen. Wer sich zuerst meinen Anhänger nennt, wird in mir selbst seinen ersten Gegner finden.

Ich will Dir die drei Hauptverwandlungen meines Lebens vorführen. Urtheile selbst, ob ich meine Hand abhauen muß, weil sie erst eine Oriflamme, dann eine Pritsche und zuletzt ein Schwert führte!

In der Zeit der Reifröcke und Perrücken geboren, trug ich mich doch immer a l'enfant, und ging offen in meiner nackten Schönheit. Ein tausendfach gefaltetes Gewand war die Welt in meiner Jugend. Schon früh hatt' ich den Muth, es an seinen Enden zu ergreifen und es faltenlos zu

der Menschheit würdige Symbol. Nichts destoweniger steck’ ich gern ein Schwert vor mir in die Erde, und bet’ es an als meinen König, wie wilde Völker thun. Man spricht da unaufhörlich von der Consequenz. Woher weiß man, daß die Consequenz die Wahrheit ist? sie ist nicht einmal die Ueberzeugung von der Wahrheit. Ueberzeugt kann auch ein Spitzbube sein. Der Teufel kann sich auf die Consequenz seiner Ueberzeugung berufen. Ich habe mich unaufhörlich gehütet, in der Metamorphose meines Lebens ein Gesetz aufkommen zu lassen. Schon darum nicht, weil man in meine Fußstapfen hätte treten können. Ich will die Wahrheit meines Lebens für Niemanden verbindlich machen. Wer sich zuerst meinen Anhänger nennt, wird in mir selbst seinen ersten Gegner finden.

Ich will Dir die drei Hauptverwandlungen meines Lebens vorführen. Urtheile selbst, ob ich meine Hand abhauen muß, weil sie erst eine Oriflamme, dann eine Pritsche und zuletzt ein Schwert führte!

In der Zeit der Reifröcke und Perrücken geboren, trug ich mich doch immer à l’enfant, und ging offen in meiner nackten Schönheit. Ein tausendfach gefaltetes Gewand war die Welt in meiner Jugend. Schon früh hatt’ ich den Muth, es an seinen Enden zu ergreifen und es faltenlos zu

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[225/0238] der Menschheit würdige Symbol. Nichts destoweniger steck’ ich gern ein Schwert vor mir in die Erde, und bet’ es an als meinen König, wie wilde Völker thun. Man spricht da unaufhörlich von der Consequenz. Woher weiß man, daß die Consequenz die Wahrheit ist? sie ist nicht einmal die Ueberzeugung von der Wahrheit. Ueberzeugt kann auch ein Spitzbube sein. Der Teufel kann sich auf die Consequenz seiner Ueberzeugung berufen. Ich habe mich unaufhörlich gehütet, in der Metamorphose meines Lebens ein Gesetz aufkommen zu lassen. Schon darum nicht, weil man in meine Fußstapfen hätte treten können. Ich will die Wahrheit meines Lebens für Niemanden verbindlich machen. Wer sich zuerst meinen Anhänger nennt, wird in mir selbst seinen ersten Gegner finden. Ich will Dir die drei Hauptverwandlungen meines Lebens vorführen. Urtheile selbst, ob ich meine Hand abhauen muß, weil sie erst eine Oriflamme, dann eine Pritsche und zuletzt ein Schwert führte! In der Zeit der Reifröcke und Perrücken geboren, trug ich mich doch immer à l’enfant, und ging offen in meiner nackten Schönheit. Ein tausendfach gefaltetes Gewand war die Welt in meiner Jugend. Schon früh hatt’ ich den Muth, es an seinen Enden zu ergreifen und es faltenlos zu

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Zitationshilfe: [Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_narren_1832/238>, abgerufen am 27.11.2024.