[Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.bei der großen Opposition gegen Montrouge und das Freiburger Seminar, bei den kühnen Cölibatsgegnern, kurz bei dieser ewigen Schande der Unredlichkeit auf der einen und der Leichtgläubigkeit auf der andern Seite. Mit der rechten Hand schreibt in Leipzig Einer gegen die Polen, mit der linken für die Juden, und er bleibt derselbe Hort der Freiheit. Gegen den edlen G. Rießer glaubt sich ein Anderer in Heidelberg bestimmt erklären zu müssen, so lange man den aber noch gegen Römlinge reden hört, bleibt er seines liberalen Rufes gewiß. Neulich hat Jemand, den ich nicht gern nenne, angekündigt, er wolle kein Bedenken tragen, er wolle das große Wagniß unternehmen, das constitutionelle monarchische Princip gegen die Republicaner zu vertheidigen. Wo sind diese Gegner? wo sind diese Republicaner, an denen er sich messen will? wo steckt ihr denn, ihr deutschen Republicaner! Heraus, daß wir euch sehen! Redet, daß wir euch hören! Niemand da? Keiner? gar Niemand? Theuerste, wir sind die Einzigen, die an die Republik glauben. Wir wissen es, daß die Aussicht auf den ewigen Frieden in der Aussicht auf die Republik liegt. So lange man nun freilich jene zu den Thorheiten rechnet, wird man diese auch so nennen, aber auch ebenso entschuldigen. bei der großen Opposition gegen Montrouge und das Freiburger Seminar, bei den kühnen Cölibatsgegnern, kurz bei dieser ewigen Schande der Unredlichkeit auf der einen und der Leichtgläubigkeit auf der andern Seite. Mit der rechten Hand schreibt in Leipzig Einer gegen die Polen, mit der linken für die Juden, und er bleibt derselbe Hort der Freiheit. Gegen den edlen G. Rießer glaubt sich ein Anderer in Heidelberg bestimmt erklären zu müssen, so lange man den aber noch gegen Römlinge reden hört, bleibt er seines liberalen Rufes gewiß. Neulich hat Jemand, den ich nicht gern nenne, angekündigt, er wolle kein Bedenken tragen, er wolle das große Wagniß unternehmen, das constitutionelle monarchische Princip gegen die Republicaner zu vertheidigen. Wo sind diese Gegner? wo sind diese Republicaner, an denen er sich messen will? wo steckt ihr denn, ihr deutschen Republicaner! Heraus, daß wir euch sehen! Redet, daß wir euch hören! Niemand da? Keiner? gar Niemand? Theuerste, wir sind die Einzigen, die an die Republik glauben. Wir wissen es, daß die Aussicht auf den ewigen Frieden in der Aussicht auf die Republik liegt. So lange man nun freilich jene zu den Thorheiten rechnet, wird man diese auch so nennen, aber auch ebenso entschuldigen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0118" n="105"/> bei der großen Opposition gegen Montrouge und das Freiburger Seminar, bei den kühnen Cölibatsgegnern, kurz bei dieser ewigen Schande der Unredlichkeit auf der einen und der Leichtgläubigkeit auf der andern Seite. Mit der rechten Hand schreibt in Leipzig Einer gegen die Polen, mit der linken für die Juden, und er bleibt derselbe Hort der Freiheit. Gegen den edlen <hi rendition="#g">G. Rießer</hi> glaubt sich ein Anderer in Heidelberg bestimmt erklären zu müssen, so lange man den aber noch gegen Römlinge reden hört, bleibt er seines liberalen Rufes gewiß. Neulich hat Jemand, den ich nicht gern nenne, angekündigt, er wolle kein Bedenken tragen, er wolle das große Wagniß unternehmen, das constitutionelle monarchische Princip gegen die Republicaner zu vertheidigen. Wo sind diese Gegner? wo sind diese Republicaner, an denen er sich messen will? wo steckt ihr denn, ihr deutschen Republicaner! Heraus, daß wir euch sehen! Redet, daß wir euch hören! Niemand da? Keiner? gar Niemand?</p> <p>Theuerste, wir sind die Einzigen, die an die Republik glauben. Wir wissen es, daß die Aussicht auf den ewigen Frieden in der Aussicht auf die Republik liegt. So lange man nun freilich jene zu den Thorheiten rechnet, wird man diese auch so nennen, aber auch ebenso entschuldigen. </p> </div> </body> </text> </TEI> [105/0118]
bei der großen Opposition gegen Montrouge und das Freiburger Seminar, bei den kühnen Cölibatsgegnern, kurz bei dieser ewigen Schande der Unredlichkeit auf der einen und der Leichtgläubigkeit auf der andern Seite. Mit der rechten Hand schreibt in Leipzig Einer gegen die Polen, mit der linken für die Juden, und er bleibt derselbe Hort der Freiheit. Gegen den edlen G. Rießer glaubt sich ein Anderer in Heidelberg bestimmt erklären zu müssen, so lange man den aber noch gegen Römlinge reden hört, bleibt er seines liberalen Rufes gewiß. Neulich hat Jemand, den ich nicht gern nenne, angekündigt, er wolle kein Bedenken tragen, er wolle das große Wagniß unternehmen, das constitutionelle monarchische Princip gegen die Republicaner zu vertheidigen. Wo sind diese Gegner? wo sind diese Republicaner, an denen er sich messen will? wo steckt ihr denn, ihr deutschen Republicaner! Heraus, daß wir euch sehen! Redet, daß wir euch hören! Niemand da? Keiner? gar Niemand?
Theuerste, wir sind die Einzigen, die an die Republik glauben. Wir wissen es, daß die Aussicht auf den ewigen Frieden in der Aussicht auf die Republik liegt. So lange man nun freilich jene zu den Thorheiten rechnet, wird man diese auch so nennen, aber auch ebenso entschuldigen.
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Zitationshilfe: | [Gutzkow, Karl]: Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_narren_1832/118>, abgerufen am 16.02.2025. |