Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Chateaubriand. das parteiische Frankreich sich in ruhmbewachten Feld¬lagern auf brüderliches, gemeinschaftliches, versöhnendes Stroh legen. Manuel, der widersprechen wollte, wurde mit Bajonnetten aus der Kammer getrieben; das Al¬ les geschah unter Chateaubriand, der sich so wenig be¬ herrschen konnte, daß selbst Villele ihn desavouirte, und der Vicomte zum Zweitenmale fiel. Dismal war sogar die Camarilla mit seinem Sturze Daß Chateaubriand kein Heiliger war, sieht man Aber es war Chateaubriands Unglück, daß man Chateaubriand. das parteiiſche Frankreich ſich in ruhmbewachten Feld¬lagern auf bruͤderliches, gemeinſchaftliches, verſoͤhnendes Stroh legen. Manuel, der widerſprechen wollte, wurde mit Bajonnetten aus der Kammer getrieben; das Al¬ les geſchah unter Chateaubriand, der ſich ſo wenig be¬ herrſchen konnte, daß ſelbſt Villèle ihn desavouirte, und der Vicomte zum Zweitenmale fiel. Dismal war ſogar die Camarilla mit ſeinem Sturze Daß Chateaubriand kein Heiliger war, ſieht man Aber es war Chateaubriands Ungluͤck, daß man <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0095" n="77"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Chateaubriand</hi>.<lb/></fw>das parteiiſche Frankreich ſich in ruhmbewachten Feld¬<lb/> lagern auf bruͤderliches, gemeinſchaftliches, verſoͤhnendes<lb/> Stroh legen. Manuel, der widerſprechen wollte, wurde<lb/> mit Bajonnetten aus der Kammer getrieben; das Al¬<lb/> les geſchah unter Chateaubriand, der ſich ſo wenig be¬<lb/> herrſchen konnte, daß ſelbſt Vill<hi rendition="#aq">è</hi>le ihn desavouirte, und<lb/> der Vicomte zum Zweitenmale fiel.</p><lb/> <p>Dismal war ſogar die Camarilla mit ſeinem Sturze<lb/> einverſtanden.</p><lb/> <p>Daß Chateaubriand kein Heiliger war, ſieht man<lb/> daraus, daß er den ganz gewoͤhnlichen Weg fallender<lb/> Staatsmaͤnner einſchlug, naͤmlich aus dem alten Mi¬<lb/> niſterium in die Oppoſition des neuen uͤberzugehen.<lb/> Er bekaͤmpfte als Pair die Vill<hi rendition="#aq">è</hi>le'ſche Cenſur, das<lb/> Wahlgeſetz, die Rentenreduktion, was man wollte, wie<lb/> jeder Andre auch, bis ihn das oͤffentliche Leben zuletzt<lb/> ſo aufrieb, daß er den politiſchen Schauplatz faſt gaͤnz¬<lb/> lich verließ, und ſich zur Erholung mit ſeinen alten<lb/> poetiſchen und hiſtoriſchen Studien beſchaͤftigte.</p><lb/> <p>Aber es war Chateaubriands Ungluͤck, daß man<lb/> ihn trotz der Ungnade doch nicht ganz vergeſſen wollte:<lb/> Talleyrand hatte das Unvermeidliche, daß er wie ein<lb/> Daͤmon uͤberall ſpukte, Herr von Blacas, vorzugsweiſe<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [77/0095]
Chateaubriand.
das parteiiſche Frankreich ſich in ruhmbewachten Feld¬
lagern auf bruͤderliches, gemeinſchaftliches, verſoͤhnendes
Stroh legen. Manuel, der widerſprechen wollte, wurde
mit Bajonnetten aus der Kammer getrieben; das Al¬
les geſchah unter Chateaubriand, der ſich ſo wenig be¬
herrſchen konnte, daß ſelbſt Villèle ihn desavouirte, und
der Vicomte zum Zweitenmale fiel.
Dismal war ſogar die Camarilla mit ſeinem Sturze
einverſtanden.
Daß Chateaubriand kein Heiliger war, ſieht man
daraus, daß er den ganz gewoͤhnlichen Weg fallender
Staatsmaͤnner einſchlug, naͤmlich aus dem alten Mi¬
niſterium in die Oppoſition des neuen uͤberzugehen.
Er bekaͤmpfte als Pair die Villèle'ſche Cenſur, das
Wahlgeſetz, die Rentenreduktion, was man wollte, wie
jeder Andre auch, bis ihn das oͤffentliche Leben zuletzt
ſo aufrieb, daß er den politiſchen Schauplatz faſt gaͤnz¬
lich verließ, und ſich zur Erholung mit ſeinen alten
poetiſchen und hiſtoriſchen Studien beſchaͤftigte.
Aber es war Chateaubriands Ungluͤck, daß man
ihn trotz der Ungnade doch nicht ganz vergeſſen wollte:
Talleyrand hatte das Unvermeidliche, daß er wie ein
Daͤmon uͤberall ſpukte, Herr von Blacas, vorzugsweiſe
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