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Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.

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Rothschild.
schild im Angesichte der Welt handeln und ganz Eu¬
ropa ihr Komptoir nennen.

Manches Anderweitige aber, das in die Politik
eingreift, möchte unterlaufen, eine Idee, ein Vorschlag,
eine Mission. So ist es unbezweifelt, daß das
Frankfurter Haus der preußischen Regierung den Vor¬
schlag einer Nationalbank und einer daraus folgenden
sublimen Finanzmetaphysik nach dem Muster Oestreichs
gemacht hat. Doch hat die preußische Regierung die
ansehnlichen Vortheile, die in gewissen Prozenten von
dem ganzen Geschäft bestehen sollten, großmüthig von
sich gewiesen. Charakteristisch war es, daß der Wi¬
derstand gegen das Projekt vom Kronprinzen von
Preußen ausgegangen und von Niebuhr, einem gelern¬
ten Finanzier, heftig bestritten worden seyn soll.

Sodann mochte auch die Juliusrevolution, als
die Legitimität und das souveraine Volk, das de jure
und de facto in Kollisionen geriethen, der Geldaristo¬
kratie, als der einzigen unangetastet gebliebenen Macht,
oft eine Vermittlungsrolle übertragen haben. Wenig¬
stens scheint es erwiesen, daß die Gebrüder Rothschild
von östreichischer Seite her kurz nach jenem Ereignisse
dazu gebraucht worden sind, die beanstandete neue

Rothſchild.
ſchild im Angeſichte der Welt handeln und ganz Eu¬
ropa ihr Komptoir nennen.

Manches Anderweitige aber, das in die Politik
eingreift, moͤchte unterlaufen, eine Idee, ein Vorſchlag,
eine Miſſion. So iſt es unbezweifelt, daß das
Frankfurter Haus der preußiſchen Regierung den Vor¬
ſchlag einer Nationalbank und einer daraus folgenden
ſublimen Finanzmetaphyſik nach dem Muſter Oeſtreichs
gemacht hat. Doch hat die preußiſche Regierung die
anſehnlichen Vortheile, die in gewiſſen Prozenten von
dem ganzen Geſchaͤft beſtehen ſollten, großmuͤthig von
ſich gewieſen. Charakteriſtiſch war es, daß der Wi¬
derſtand gegen das Projekt vom Kronprinzen von
Preußen ausgegangen und von Niebuhr, einem gelern¬
ten Finanzier, heftig beſtritten worden ſeyn ſoll.

Sodann mochte auch die Juliusrevolution, als
die Legitimitaͤt und das ſouveraine Volk, das de jure
und de facto in Kolliſionen geriethen, der Geldariſto¬
kratie, als der einzigen unangetaſtet gebliebenen Macht,
oft eine Vermittlungsrolle uͤbertragen haben. Wenig¬
ſtens ſcheint es erwieſen, daß die Gebruͤder Rothſchild
von oͤſtreichiſcher Seite her kurz nach jenem Ereigniſſe
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[297/0315] Rothſchild. ſchild im Angeſichte der Welt handeln und ganz Eu¬ ropa ihr Komptoir nennen. Manches Anderweitige aber, das in die Politik eingreift, moͤchte unterlaufen, eine Idee, ein Vorſchlag, eine Miſſion. So iſt es unbezweifelt, daß das Frankfurter Haus der preußiſchen Regierung den Vor¬ ſchlag einer Nationalbank und einer daraus folgenden ſublimen Finanzmetaphyſik nach dem Muſter Oeſtreichs gemacht hat. Doch hat die preußiſche Regierung die anſehnlichen Vortheile, die in gewiſſen Prozenten von dem ganzen Geſchaͤft beſtehen ſollten, großmuͤthig von ſich gewieſen. Charakteriſtiſch war es, daß der Wi¬ derſtand gegen das Projekt vom Kronprinzen von Preußen ausgegangen und von Niebuhr, einem gelern¬ ten Finanzier, heftig beſtritten worden ſeyn ſoll. Sodann mochte auch die Juliusrevolution, als die Legitimitaͤt und das ſouveraine Volk, das de jure und de facto in Kolliſionen geriethen, der Geldariſto¬ kratie, als der einzigen unangetaſtet gebliebenen Macht, oft eine Vermittlungsrolle uͤbertragen haben. Wenig¬ ſtens ſcheint es erwieſen, daß die Gebruͤder Rothſchild von oͤſtreichiſcher Seite her kurz nach jenem Ereigniſſe dazu gebraucht worden ſind, die beanſtandete neue

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_charaktere_1835/315>, abgerufen am 24.11.2024.