Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Ancillon. das einzuholen, was man glaubte, versäumt zu haben,die Appellation an die Masse, das Talent und den Zeitgeist. Unter dem Ministerium Stein feierte die Huma¬ Seither hat dieser Staat wieder angefangen, sich Ancillon. das einzuholen, was man glaubte, verſaͤumt zu haben,die Appellation an die Maſſe, das Talent und den Zeitgeiſt. Unter dem Miniſterium Stein feierte die Huma¬ Seither hat dieſer Staat wieder angefangen, ſich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0266" n="248"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ancillon</hi>.<lb/></fw>das einzuholen, was man glaubte, verſaͤumt zu haben,<lb/> die Appellation an die Maſſe, das Talent und den<lb/> Zeitgeiſt.</p><lb/> <p>Unter dem Miniſterium Stein feierte die Huma¬<lb/> nitaͤt einen ihrer ſeltenſten Triumphe. Man ſahe ei¬<lb/> nen Staat, erſchoͤpft in den alten, wurmſtichig gewor¬<lb/> denen Mitteln der Regierungskunſt, ſich der Natur und<lb/> dem lebendig ſtroͤmenden Volksgeiſte hingeben; eine<lb/> Verjuͤngung im friſchen Blute der Demokratie; eine<lb/> Huldigung, die bis zu dem zweiten Einzuge in Paris<lb/> dauerte.</p><lb/> <p>Seither hat dieſer Staat wieder angefangen, ſich<lb/> auf ſeine Vergangenheit zu gruͤnden, die Maſchine iſt<lb/> wieder in Ordnung gebracht, und nur unter Hardenberg<lb/> noch war es moͤglich, gegen ſein Alter und ſeinen<lb/> Stand bevorzugt zu werden. Hardenberg brachte noch<lb/> eine Anzahl von Satelliten der Gunſt in die Verwal¬<lb/> tung; ſeitdem aber iſt Regel und militairiſche Gewohn¬<lb/> heit auf alle Reſſorts der Maſchine uͤbergegangen.<lb/> Die Staatsmaͤnner dieſer neuen Schule bieten keinen<lb/> Stoff zu einer beſonderen Charakteriſtik: wohl aber<lb/> noch die Maͤnner, deren Jugend in das alte Regime<lb/> fiel, und zu welchen, wenigſtens dem Alter nach, jener<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [248/0266]
Ancillon.
das einzuholen, was man glaubte, verſaͤumt zu haben,
die Appellation an die Maſſe, das Talent und den
Zeitgeiſt.
Unter dem Miniſterium Stein feierte die Huma¬
nitaͤt einen ihrer ſeltenſten Triumphe. Man ſahe ei¬
nen Staat, erſchoͤpft in den alten, wurmſtichig gewor¬
denen Mitteln der Regierungskunſt, ſich der Natur und
dem lebendig ſtroͤmenden Volksgeiſte hingeben; eine
Verjuͤngung im friſchen Blute der Demokratie; eine
Huldigung, die bis zu dem zweiten Einzuge in Paris
dauerte.
Seither hat dieſer Staat wieder angefangen, ſich
auf ſeine Vergangenheit zu gruͤnden, die Maſchine iſt
wieder in Ordnung gebracht, und nur unter Hardenberg
noch war es moͤglich, gegen ſein Alter und ſeinen
Stand bevorzugt zu werden. Hardenberg brachte noch
eine Anzahl von Satelliten der Gunſt in die Verwal¬
tung; ſeitdem aber iſt Regel und militairiſche Gewohn¬
heit auf alle Reſſorts der Maſchine uͤbergegangen.
Die Staatsmaͤnner dieſer neuen Schule bieten keinen
Stoff zu einer beſonderen Charakteriſtik: wohl aber
noch die Maͤnner, deren Jugend in das alte Regime
fiel, und zu welchen, wenigſtens dem Alter nach, jener
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeAb Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie… [mehr] Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |