Die Journalistik, durch keine Niederlagen entmu¬ thigt, lernte zuletzt auch siegen; denn die gesetzmäßige Opposition, welche unter Polignac in der Kammer bald die Oberhand erhielt, machte mit ihr gemeinschaftliche Sache, so daß die Journale in den Julitagen eine Macht waren, so positiv, wie Ragusas Kanonen.
Der National, von Carrel, Mignet und Thiers ab¬ wechselnd redigirt, wagte noch nach den Ordonnanzen zu existiren; er lieferte die Protestationen der Kammer, hef¬ tete sich mit seinen begeisterten Aufrufen an die Stra¬ ßenecken, und gab sein Büreau als Ort der Bera¬ thung her.
Carrel, der von seinen beiden furchtsamen Collegen verlassen war, entwickelte in dieser denkwürdigen Krisis ein seltenes revolutionäres Talent, Gegenwart des Geistes, Umsicht und einen militärischen Muth, wel¬ chen man der Literatur nicht zugetraut hätte.
Der National war immer in der ersten Reihe, er schien aufzufordern, daß man ihn erst läse und dann zu Patronen benutze.
Er war noch bis in den August thätig, die Auf¬ regung lebendig zu erhalten; bis zuletzt diejenigen her¬ vortraten, welche sich bis jetzt fern vom Schauplatze
Armand Carrel.
Die Journaliſtik, durch keine Niederlagen entmu¬ thigt, lernte zuletzt auch ſiegen; denn die geſetzmaͤßige Oppoſition, welche unter Polignac in der Kammer bald die Oberhand erhielt, machte mit ihr gemeinſchaftliche Sache, ſo daß die Journale in den Julitagen eine Macht waren, ſo poſitiv, wie Raguſas Kanonen.
Der National, von Carrel, Mignet und Thiers ab¬ wechſelnd redigirt, wagte noch nach den Ordonnanzen zu exiſtiren; er lieferte die Proteſtationen der Kammer, hef¬ tete ſich mit ſeinen begeiſterten Aufrufen an die Stra¬ ßenecken, und gab ſein Buͤreau als Ort der Bera¬ thung her.
Carrel, der von ſeinen beiden furchtſamen Collegen verlaſſen war, entwickelte in dieſer denkwuͤrdigen Kriſis ein ſeltenes revolutionaͤres Talent, Gegenwart des Geiſtes, Umſicht und einen militaͤriſchen Muth, wel¬ chen man der Literatur nicht zugetraut haͤtte.
Der National war immer in der erſten Reihe, er ſchien aufzufordern, daß man ihn erſt laͤſe und dann zu Patronen benutze.
Er war noch bis in den Auguſt thaͤtig, die Auf¬ regung lebendig zu erhalten; bis zuletzt diejenigen her¬ vortraten, welche ſich bis jetzt fern vom Schauplatze
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Armand Carrel.
Die Journaliſtik, durch keine Niederlagen entmu¬
thigt, lernte zuletzt auch ſiegen; denn die geſetzmaͤßige
Oppoſition, welche unter Polignac in der Kammer bald
die Oberhand erhielt, machte mit ihr gemeinſchaftliche
Sache, ſo daß die Journale in den Julitagen eine
Macht waren, ſo poſitiv, wie Raguſas Kanonen.
Der National, von Carrel, Mignet und Thiers ab¬
wechſelnd redigirt, wagte noch nach den Ordonnanzen zu
exiſtiren; er lieferte die Proteſtationen der Kammer, hef¬
tete ſich mit ſeinen begeiſterten Aufrufen an die Stra¬
ßenecken, und gab ſein Buͤreau als Ort der Bera¬
thung her.
Carrel, der von ſeinen beiden furchtſamen Collegen
verlaſſen war, entwickelte in dieſer denkwuͤrdigen Kriſis
ein ſeltenes revolutionaͤres Talent, Gegenwart des
Geiſtes, Umſicht und einen militaͤriſchen Muth, wel¬
chen man der Literatur nicht zugetraut haͤtte.
Der National war immer in der erſten Reihe, er
ſchien aufzufordern, daß man ihn erſt laͤſe und dann
zu Patronen benutze.
Er war noch bis in den Auguſt thaͤtig, die Auf¬
regung lebendig zu erhalten; bis zuletzt diejenigen her¬
vortraten, welche ſich bis jetzt fern vom Schauplatze
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Ab Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie… [mehr]
Ab Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie angelegten Reflexionen über "Öffentliche Charaktere" in der Augsburger Allgemeinen Zeitung erscheinen. In Buchform erschien ein erster Band 1835 bei Hoffmann und Campe in Hamburg. Zur Publikation der weiteren geplanten Teile kam es nicht.
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Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_charaktere_1835/248>, abgerufen am 16.02.2025.
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