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Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.

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Wellington.
Dis ist der Grund, warum Wellington so unendlich
klein gegen Napoleon, mit dem er rivalisirte, erschien:
er hatte sich die Begriffe, mit denen er rechnete, diese
Unterlagen seines Ruhms, die Armeen und die Kriege
nicht selber gegeben, sondern sie waren ein anvertrautes
Gut, eine Maschine, die in seinen Händen die Opera¬
tionen machte, worauf sie abgepaßt und zusammenge¬
setzt war. Das Gewinnen von Schlachten sei etwas
Leichtes für Jeden, welcher das Spielzeug einer Armee
in Händen hat, und seinen mathematischen Kursus
machte, glauben die Engländer, wenn sie über die gro¬
ßen Siege ihres Herzogs spotten und über seinen Ruhm
die Nase rümpfen.

Betrachtet man das Werkzeug, mit welchem sich
Wellington in die Jahrbücher der Geschichte schrieb,
so scheint auch hier auf den ersten Blick Alles dazu
zu dienen, seinen Ruhm zu vermehren.

Wer hätte eine große Meinung von der englischen
Armee?

Der Krieg ist in Großbritannien außer dem Ge¬
setze, außer der Verfassung. Das Militair, als ein
Hinderniß der Freiheit betrachtet, entbehrt jenes öffent¬
lichen Stolzes, welcher auf dem Kontinent die Trup¬
pen bevorzugt; das Militair ist in England nicht ein¬

Wellington.
Dis iſt der Grund, warum Wellington ſo unendlich
klein gegen Napoleon, mit dem er rivaliſirte, erſchien:
er hatte ſich die Begriffe, mit denen er rechnete, dieſe
Unterlagen ſeines Ruhms, die Armeen und die Kriege
nicht ſelber gegeben, ſondern ſie waren ein anvertrautes
Gut, eine Maſchine, die in ſeinen Haͤnden die Opera¬
tionen machte, worauf ſie abgepaßt und zuſammenge¬
ſetzt war. Das Gewinnen von Schlachten ſei etwas
Leichtes fuͤr Jeden, welcher das Spielzeug einer Armee
in Haͤnden hat, und ſeinen mathematiſchen Kurſus
machte, glauben die Englaͤnder, wenn ſie uͤber die gro¬
ßen Siege ihres Herzogs ſpotten und uͤber ſeinen Ruhm
die Naſe ruͤmpfen.

Betrachtet man das Werkzeug, mit welchem ſich
Wellington in die Jahrbuͤcher der Geſchichte ſchrieb,
ſo ſcheint auch hier auf den erſten Blick Alles dazu
zu dienen, ſeinen Ruhm zu vermehren.

Wer haͤtte eine große Meinung von der engliſchen
Armee?

Der Krieg iſt in Großbritannien außer dem Ge¬
ſetze, außer der Verfaſſung. Das Militair, als ein
Hinderniß der Freiheit betrachtet, entbehrt jenes oͤffent¬
lichen Stolzes, welcher auf dem Kontinent die Trup¬
pen bevorzugt; das Militair iſt in England nicht ein¬

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[149/0167] Wellington. Dis iſt der Grund, warum Wellington ſo unendlich klein gegen Napoleon, mit dem er rivaliſirte, erſchien: er hatte ſich die Begriffe, mit denen er rechnete, dieſe Unterlagen ſeines Ruhms, die Armeen und die Kriege nicht ſelber gegeben, ſondern ſie waren ein anvertrautes Gut, eine Maſchine, die in ſeinen Haͤnden die Opera¬ tionen machte, worauf ſie abgepaßt und zuſammenge¬ ſetzt war. Das Gewinnen von Schlachten ſei etwas Leichtes fuͤr Jeden, welcher das Spielzeug einer Armee in Haͤnden hat, und ſeinen mathematiſchen Kurſus machte, glauben die Englaͤnder, wenn ſie uͤber die gro¬ ßen Siege ihres Herzogs ſpotten und uͤber ſeinen Ruhm die Naſe ruͤmpfen. Betrachtet man das Werkzeug, mit welchem ſich Wellington in die Jahrbuͤcher der Geſchichte ſchrieb, ſo ſcheint auch hier auf den erſten Blick Alles dazu zu dienen, ſeinen Ruhm zu vermehren. Wer haͤtte eine große Meinung von der engliſchen Armee? Der Krieg iſt in Großbritannien außer dem Ge¬ ſetze, außer der Verfaſſung. Das Militair, als ein Hinderniß der Freiheit betrachtet, entbehrt jenes oͤffent¬ lichen Stolzes, welcher auf dem Kontinent die Trup¬ pen bevorzugt; das Militair iſt in England nicht ein¬

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_charaktere_1835/167>, abgerufen am 25.11.2024.