Aeltesten hielten. Sie erklärten, daß sie Mehemed nie verlassen würden, brachten eine ansehnliche Summe aus ihren eignen Schätzen zusammen und retteten so den Statthalter, welcher sich schon auf die Festung von Cairo zurückgezogen hatte.
Es traf Alles zusammen, was die Wolken von Mehemeds Sonne zog. Bardissy und Elfy, beide Beys starben rasch hintereinander; der Kapudan Pa¬ scha verließ Aegypten, und Mehemed konnte zwei Jahre lang an die Civilverwaltung seines Landes denken.
Die Pforte ließ aber ihrem mächtigen Diener we¬ nig Ruhe; sie begann jetzt die Politik, welche sie bis auf die neuesten Zeiten gegen Mehemed in Anwendung gebracht hat, ihn nämlich im Auslande zu verwenden und seine Waffen fortwährend zu beschäftigen.
Mehemed widersprach nicht, als ihm der Krieg ge¬ gen die Protestanten des Islam, die Wechabiten, über¬ tragen wurde; aber er ließ es zwei Jahre anstehen, bis er seinem Versprechen nachkam. Er hütete sich wohl, ein Eigenthum zu verlassen, das in seinem eig¬ nen Hause noch so bedroht war. Er wollte die Ma¬ melucken nicht im Rücken lassen, und führte jetzt jenen tragischen Akt aus, der, in Konstantinopel gegen die Janitscharen wiederholt, Europa überzeugen konnte, wie
Mehemed Ali von Aegypten.
Aelteſten hielten. Sie erklaͤrten, daß ſie Mehemed nie verlaſſen wuͤrden, brachten eine anſehnliche Summe aus ihren eignen Schaͤtzen zuſammen und retteten ſo den Statthalter, welcher ſich ſchon auf die Feſtung von Cairo zuruͤckgezogen hatte.
Es traf Alles zuſammen, was die Wolken von Mehemeds Sonne zog. Bardiſſy und Elfy, beide Beys ſtarben raſch hintereinander; der Kapudan Pa¬ ſcha verließ Aegypten, und Mehemed konnte zwei Jahre lang an die Civilverwaltung ſeines Landes denken.
Die Pforte ließ aber ihrem maͤchtigen Diener we¬ nig Ruhe; ſie begann jetzt die Politik, welche ſie bis auf die neueſten Zeiten gegen Mehemed in Anwendung gebracht hat, ihn naͤmlich im Auslande zu verwenden und ſeine Waffen fortwaͤhrend zu beſchaͤftigen.
Mehemed widerſprach nicht, als ihm der Krieg ge¬ gen die Proteſtanten des Islam, die Wechabiten, uͤber¬ tragen wurde; aber er ließ es zwei Jahre anſtehen, bis er ſeinem Verſprechen nachkam. Er huͤtete ſich wohl, ein Eigenthum zu verlaſſen, das in ſeinem eig¬ nen Hauſe noch ſo bedroht war. Er wollte die Ma¬ melucken nicht im Ruͤcken laſſen, und fuͤhrte jetzt jenen tragiſchen Akt aus, der, in Konſtantinopel gegen die Janitſcharen wiederholt, Europa uͤberzeugen konnte, wie
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Mehemed Ali von Aegypten.
Aelteſten hielten. Sie erklaͤrten, daß ſie Mehemed nie
verlaſſen wuͤrden, brachten eine anſehnliche Summe aus
ihren eignen Schaͤtzen zuſammen und retteten ſo den
Statthalter, welcher ſich ſchon auf die Feſtung von
Cairo zuruͤckgezogen hatte.
Es traf Alles zuſammen, was die Wolken von
Mehemeds Sonne zog. Bardiſſy und Elfy, beide
Beys ſtarben raſch hintereinander; der Kapudan Pa¬
ſcha verließ Aegypten, und Mehemed konnte zwei Jahre
lang an die Civilverwaltung ſeines Landes denken.
Die Pforte ließ aber ihrem maͤchtigen Diener we¬
nig Ruhe; ſie begann jetzt die Politik, welche ſie bis
auf die neueſten Zeiten gegen Mehemed in Anwendung
gebracht hat, ihn naͤmlich im Auslande zu verwenden
und ſeine Waffen fortwaͤhrend zu beſchaͤftigen.
Mehemed widerſprach nicht, als ihm der Krieg ge¬
gen die Proteſtanten des Islam, die Wechabiten, uͤber¬
tragen wurde; aber er ließ es zwei Jahre anſtehen,
bis er ſeinem Verſprechen nachkam. Er huͤtete ſich
wohl, ein Eigenthum zu verlaſſen, das in ſeinem eig¬
nen Hauſe noch ſo bedroht war. Er wollte die Ma¬
melucken nicht im Ruͤcken laſſen, und fuͤhrte jetzt jenen
tragiſchen Akt aus, der, in Konſtantinopel gegen die
Janitſcharen wiederholt, Europa uͤberzeugen konnte, wie
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Ab Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie… [mehr]
Ab Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie angelegten Reflexionen über "Öffentliche Charaktere" in der Augsburger Allgemeinen Zeitung erscheinen. In Buchform erschien ein erster Band 1835 bei Hoffmann und Campe in Hamburg. Zur Publikation der weiteren geplanten Teile kam es nicht.
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Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_charaktere_1835/120>, abgerufen am 16.02.2025.
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