Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.ist, mancher aber auch durch den im Verlauf der Zeit sich mildernden Geist der Beurtheilung aus einem Ungeheuer allmälig sich in einen sonst trefflichen, biedern Mann verwandelt hat, den nur die fürchterlich beengenden Umstände der Revolution zu Handlungen zwangen, die seinem Gemüthe ursprünglich völlig fremd waren. Wer sich auch bei Börne durchaus von dem Gedanken nicht trennen kann, daß seine Briefe aus Paris Ansichten und Redewendungen enthalten, die sich von einem unmittelbaren Standpunkte nicht vertheidigen lassen, dem wollen wir nicht vorgreifen, wenn er die Geschichte unsrer Zeit zur Hülfe nimmt und sich durch die Gährung und Verworrenheit derselben erklärlich macht, was er sonst nicht würde verziehen haben. Börne beschäftigte sich viel, wenn auch nicht, wie es hieß, mit einer Geschichte, doch mit Betrachtungen über die französische Revolution; es war seine Absicht, einzelne Charaktere derselben durch den Pragmatismus der damaligen Begebenheiten zu erklären und in der Möglichkeit, ja Nothwendigkeit ihrer extremen Handlungen zu entwickeln. Der sittliche Leumund, der dem Privatcharakter einiger dieser Männer nachtönte, bestimmte ihn, ihr Wirken genauer zu prüfen. Eine mißliche That wird uns gleich verzeihlicher erscheinen, ist, mancher aber auch durch den im Verlauf der Zeit sich mildernden Geist der Beurtheilung aus einem Ungeheuer allmälig sich in einen sonst trefflichen, biedern Mann verwandelt hat, den nur die fürchterlich beengenden Umstände der Revolution zu Handlungen zwangen, die seinem Gemüthe ursprünglich völlig fremd waren. Wer sich auch bei Börne durchaus von dem Gedanken nicht trennen kann, daß seine Briefe aus Paris Ansichten und Redewendungen enthalten, die sich von einem unmittelbaren Standpunkte nicht vertheidigen lassen, dem wollen wir nicht vorgreifen, wenn er die Geschichte unsrer Zeit zur Hülfe nimmt und sich durch die Gährung und Verworrenheit derselben erklärlich macht, was er sonst nicht würde verziehen haben. Börne beschäftigte sich viel, wenn auch nicht, wie es hieß, mit einer Geschichte, doch mit Betrachtungen über die französische Revolution; es war seine Absicht, einzelne Charaktere derselben durch den Pragmatismus der damaligen Begebenheiten zu erklären und in der Möglichkeit, ja Nothwendigkeit ihrer extremen Handlungen zu entwickeln. Der sittliche Leumund, der dem Privatcharakter einiger dieser Männer nachtönte, bestimmte ihn, ihr Wirken genauer zu prüfen. Eine mißliche That wird uns gleich verzeihlicher erscheinen, <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0053" n="11"/> ist, mancher aber auch durch den im Verlauf der Zeit sich mildernden Geist der Beurtheilung aus einem Ungeheuer allmälig sich in einen sonst trefflichen, biedern Mann verwandelt hat, den nur die fürchterlich beengenden Umstände der Revolution zu Handlungen zwangen, die seinem Gemüthe ursprünglich völlig fremd waren. Wer sich auch bei Börne durchaus von dem Gedanken nicht trennen kann, daß seine <hi rendition="#g">Briefe aus Paris</hi> Ansichten und Redewendungen enthalten, die sich von einem unmittelbaren Standpunkte nicht vertheidigen lassen, dem wollen wir nicht vorgreifen, wenn er die Geschichte unsrer Zeit zur Hülfe nimmt und sich durch die Gährung und Verworrenheit derselben erklärlich macht, was er sonst nicht würde verziehen haben. Börne beschäftigte sich viel, wenn auch nicht, wie es hieß, mit einer Geschichte, doch mit Betrachtungen über die französische Revolution; es war seine Absicht, einzelne Charaktere derselben durch den Pragmatismus der damaligen Begebenheiten zu erklären und in der Möglichkeit, ja Nothwendigkeit ihrer extremen Handlungen zu entwickeln. Der sittliche Leumund, der dem Privatcharakter einiger dieser Männer nachtönte, bestimmte ihn, ihr Wirken genauer zu prüfen. Eine mißliche That wird uns gleich verzeihlicher erscheinen, </p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0053]
ist, mancher aber auch durch den im Verlauf der Zeit sich mildernden Geist der Beurtheilung aus einem Ungeheuer allmälig sich in einen sonst trefflichen, biedern Mann verwandelt hat, den nur die fürchterlich beengenden Umstände der Revolution zu Handlungen zwangen, die seinem Gemüthe ursprünglich völlig fremd waren. Wer sich auch bei Börne durchaus von dem Gedanken nicht trennen kann, daß seine Briefe aus Paris Ansichten und Redewendungen enthalten, die sich von einem unmittelbaren Standpunkte nicht vertheidigen lassen, dem wollen wir nicht vorgreifen, wenn er die Geschichte unsrer Zeit zur Hülfe nimmt und sich durch die Gährung und Verworrenheit derselben erklärlich macht, was er sonst nicht würde verziehen haben. Börne beschäftigte sich viel, wenn auch nicht, wie es hieß, mit einer Geschichte, doch mit Betrachtungen über die französische Revolution; es war seine Absicht, einzelne Charaktere derselben durch den Pragmatismus der damaligen Begebenheiten zu erklären und in der Möglichkeit, ja Nothwendigkeit ihrer extremen Handlungen zu entwickeln. Der sittliche Leumund, der dem Privatcharakter einiger dieser Männer nachtönte, bestimmte ihn, ihr Wirken genauer zu prüfen. Eine mißliche That wird uns gleich verzeihlicher erscheinen,
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