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Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.

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des Außerordentlichen, dies Produkt unsrer frivolen Ohnmacht, nimm uns jene sogenannte Civilisation, die uns in den Ketten und Banden einer scheinbaren bürgerlichen Ordnung hält, nimm uns diese fürchterliche Controlle unsrer nächsten unschuldigsten Lebensäußerungen, und dann denke an deinen Messias! Oder glaubst du, der Sohn Gottes hätte in einem Jahrhundert der Gensd'armen und der Pässe in die Welt kommen können? Warum nicht? Wirst du antworten. Zum Gekreuzigt werden haben wir Pilatusse und Golgathas genug. Nein, der ächte Mensch, der, welcher seinen Ursprung vom Himmel nicht vergißt, der die Aufgabe des Lebens darin findet, daß er dem Unterdrückten beisteht, der nur das Edle und Große will, nur die Liebe für das einzige Band unsrer irdischen Verhältnisse anerkennt, dieser ächte Ecce Homo kommt auch nicht einmal mehr dazu, gekreuzigt zu werden. Man würde ihn tödten; o ja! aber durch Nadelstiche; durch tausend kleine Qualen schürte man ihm ein Feuer unter einem Rost, auf dem er langsam und schmerzlich ausathmete; nicht den Körper, das Gemüth tödteten sie ihm. Das ist der große Muth, den das Genie in unserem materiellen Jahrhundert haben muß, - lächerlich zu erscheinen; der Muth, entstellt zu werden, mit seinen

des Außerordentlichen, dies Produkt unsrer frivolen Ohnmacht, nimm uns jene sogenannte Civilisation, die uns in den Ketten und Banden einer scheinbaren bürgerlichen Ordnung hält, nimm uns diese fürchterliche Controlle unsrer nächsten unschuldigsten Lebensäußerungen, und dann denke an deinen Messias! Oder glaubst du, der Sohn Gottes hätte in einem Jahrhundert der Gensd’armen und der Pässe in die Welt kommen können? Warum nicht? Wirst du antworten. Zum Gekreuzigt werden haben wir Pilatusse und Golgathas genug. Nein, der ächte Mensch, der, welcher seinen Ursprung vom Himmel nicht vergißt, der die Aufgabe des Lebens darin findet, daß er dem Unterdrückten beisteht, der nur das Edle und Große will, nur die Liebe für das einzige Band unsrer irdischen Verhältnisse anerkennt, dieser ächte Ecce Homo kommt auch nicht einmal mehr dazu, gekreuzigt zu werden. Man würde ihn tödten; o ja! aber durch Nadelstiche; durch tausend kleine Qualen schürte man ihm ein Feuer unter einem Rost, auf dem er langsam und schmerzlich ausathmete; nicht den Körper, das Gemüth tödteten sie ihm. Das ist der große Muth, den das Genie in unserem materiellen Jahrhundert haben muß, – lächerlich zu erscheinen; der Muth, entstellt zu werden, mit seinen

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[7/0049] des Außerordentlichen, dies Produkt unsrer frivolen Ohnmacht, nimm uns jene sogenannte Civilisation, die uns in den Ketten und Banden einer scheinbaren bürgerlichen Ordnung hält, nimm uns diese fürchterliche Controlle unsrer nächsten unschuldigsten Lebensäußerungen, und dann denke an deinen Messias! Oder glaubst du, der Sohn Gottes hätte in einem Jahrhundert der Gensd’armen und der Pässe in die Welt kommen können? Warum nicht? Wirst du antworten. Zum Gekreuzigt werden haben wir Pilatusse und Golgathas genug. Nein, der ächte Mensch, der, welcher seinen Ursprung vom Himmel nicht vergißt, der die Aufgabe des Lebens darin findet, daß er dem Unterdrückten beisteht, der nur das Edle und Große will, nur die Liebe für das einzige Band unsrer irdischen Verhältnisse anerkennt, dieser ächte Ecce Homo kommt auch nicht einmal mehr dazu, gekreuzigt zu werden. Man würde ihn tödten; o ja! aber durch Nadelstiche; durch tausend kleine Qualen schürte man ihm ein Feuer unter einem Rost, auf dem er langsam und schmerzlich ausathmete; nicht den Körper, das Gemüth tödteten sie ihm. Das ist der große Muth, den das Genie in unserem materiellen Jahrhundert haben muß, – lächerlich zu erscheinen; der Muth, entstellt zu werden, mit seinen

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/49>, abgerufen am 24.11.2024.