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Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.

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auf dein Andenken geschlagen wird! Du kannst die Residenz deines Landesherrn mit einer hübschen Pappelallee geziert und für Brunnen gesorgt haben, die deinen Mitbürgern ein beßres Trinkwasser geben! Du kannst eine Rentenanstalt begründet, die Lotterie abgeschafft, eine beßre Verwaltung des Armenwesens nach neueren Theorien eingeführt haben! Du hast die Landwirthschaft deiner Provinz gehoben, indem du Wettpreise für den besten Flachs, das beste Obst aussetztest: die Pferdezucht, die Schaafveredlung, die Schulanstalten und sogar die Landesbibliothek, Alles kann durch dich gehoben, verbessert, neu begründet sein; und doch war dein Leben so, wie der Wind vorüberfährt. Was du thatest, that dein Amt, deine bürgerliche Stellung, deine nächste äußerliche Pflicht: Du hättest auf diese Art die Welt erobern können und doch nicht nöthig gehabt, dabei dein Bett zu verlassen. Man kann sterben und drei Tage lang von einem ganzen Lande mit Läuten der Glocken, angelaufenen Degen und Florbinden betrauert werden, und hat doch nicht wahrhaft menschlich gelebt.

Menschlich leben? O das heißt mehr, als ein guter Vater, glücklicher Gatte, treuer Unterthan sein. Menschlich leben heißt ein Engel sein, der vom Himmel

auf dein Andenken geschlagen wird! Du kannst die Residenz deines Landesherrn mit einer hübschen Pappelallée geziert und für Brunnen gesorgt haben, die deinen Mitbürgern ein beßres Trinkwasser geben! Du kannst eine Rentenanstalt begründet, die Lotterie abgeschafft, eine beßre Verwaltung des Armenwesens nach neueren Theorien eingeführt haben! Du hast die Landwirthschaft deiner Provinz gehoben, indem du Wettpreise für den besten Flachs, das beste Obst aussetztest: die Pferdezucht, die Schaafveredlung, die Schulanstalten und sogar die Landesbibliothek, Alles kann durch dich gehoben, verbessert, neu begründet sein; und doch war dein Leben so, wie der Wind vorüberfährt. Was du thatest, that dein Amt, deine bürgerliche Stellung, deine nächste äußerliche Pflicht: Du hättest auf diese Art die Welt erobern können und doch nicht nöthig gehabt, dabei dein Bett zu verlassen. Man kann sterben und drei Tage lang von einem ganzen Lande mit Läuten der Glocken, angelaufenen Degen und Florbinden betrauert werden, und hat doch nicht wahrhaft menschlich gelebt.

Menschlich leben? O das heißt mehr, als ein guter Vater, glücklicher Gatte, treuer Unterthan sein. Menschlich leben heißt ein Engel sein, der vom Himmel

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[4/0046] auf dein Andenken geschlagen wird! Du kannst die Residenz deines Landesherrn mit einer hübschen Pappelallée geziert und für Brunnen gesorgt haben, die deinen Mitbürgern ein beßres Trinkwasser geben! Du kannst eine Rentenanstalt begründet, die Lotterie abgeschafft, eine beßre Verwaltung des Armenwesens nach neueren Theorien eingeführt haben! Du hast die Landwirthschaft deiner Provinz gehoben, indem du Wettpreise für den besten Flachs, das beste Obst aussetztest: die Pferdezucht, die Schaafveredlung, die Schulanstalten und sogar die Landesbibliothek, Alles kann durch dich gehoben, verbessert, neu begründet sein; und doch war dein Leben so, wie der Wind vorüberfährt. Was du thatest, that dein Amt, deine bürgerliche Stellung, deine nächste äußerliche Pflicht: Du hättest auf diese Art die Welt erobern können und doch nicht nöthig gehabt, dabei dein Bett zu verlassen. Man kann sterben und drei Tage lang von einem ganzen Lande mit Läuten der Glocken, angelaufenen Degen und Florbinden betrauert werden, und hat doch nicht wahrhaft menschlich gelebt. Menschlich leben? O das heißt mehr, als ein guter Vater, glücklicher Gatte, treuer Unterthan sein. Menschlich leben heißt ein Engel sein, der vom Himmel

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/46>, abgerufen am 24.11.2024.