Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.der Poet wird auch darin der ärmste werden, daß kein Frauenherz mehr seinem Frieden traut, und ihm, wie Herrn Heine's, des großen Sittenrichters, Beispiel lehrt, nichts übrig bleibt als eine Wahl unter den Nachtvögeln des Palais Royal. Ich bin zu Ende. Herr Heine schließt sein Buch mit einer von ihm schon abgenutzten Allegorie fast wie ein Testament. Er sagt: "Ich werde dick und fühle eine sonderbare Müdigkeit des Geistes." So wird auch bald, nach solchen Büchern, der schöne Ruhm, den er in der Literatur des Tages behauptete, sein Auge schließen und von Herrn Heine nichts mehr übrigbleiben, als ein ödes, nur mit spärlichem Grün bewachsenes Gewesen! Börne's letzte Schrift zeigte ihn uns edler, verklärter, als je. Selbst seine Feinde gewannen ihn lieb, als er sein letztes kleines Buch geschrieben und starb. Herrn Heine's letzte Schrift aber zeigt ihn uns vollkommen in einer moralischen Auflösung. Börne war kein Dichter und schrieb wie ein Prophet. Herr Heine affektirt, ein Dichter zu sein und schreibt der Poet wird auch darin der ärmste werden, daß kein Frauenherz mehr seinem Frieden traut, und ihm, wie Herrn Heine’s, des großen Sittenrichters, Beispiel lehrt, nichts übrig bleibt als eine Wahl unter den Nachtvögeln des Palais Royal. Ich bin zu Ende. Herr Heine schließt sein Buch mit einer von ihm schon abgenutzten Allegorie fast wie ein Testament. Er sagt: „Ich werde dick und fühle eine sonderbare Müdigkeit des Geistes.“ So wird auch bald, nach solchen Büchern, der schöne Ruhm, den er in der Literatur des Tages behauptete, sein Auge schließen und von Herrn Heine nichts mehr übrigbleiben, als ein ödes, nur mit spärlichem Grün bewachsenes Gewesen! Börne’s letzte Schrift zeigte ihn uns edler, verklärter, als je. Selbst seine Feinde gewannen ihn lieb, als er sein letztes kleines Buch geschrieben und starb. Herrn Heine’s letzte Schrift aber zeigt ihn uns vollkommen in einer moralischen Auflösung. Börne war kein Dichter und schrieb wie ein Prophet. Herr Heine affektirt, ein Dichter zu sein und schreibt <TEI> <text> <front> <div type="preface"> <p><pb facs="#f0040" n="XXXIV"/> der Poet wird auch darin der ärmste werden, daß kein Frauenherz mehr seinem Frieden traut, und ihm, wie Herrn Heine’s, des großen Sittenrichters, Beispiel lehrt, nichts übrig bleibt als eine Wahl unter den Nachtvögeln des Palais Royal.</p> <p>Ich bin zu Ende. Herr Heine schließt sein Buch mit einer von ihm schon abgenutzten Allegorie fast wie ein Testament. Er sagt: „Ich werde dick und fühle eine sonderbare Müdigkeit des Geistes.“ So wird auch bald, nach <hi rendition="#g">solchen Büchern</hi>, der schöne Ruhm, den er in der Literatur des Tages behauptete, sein Auge schließen und von Herrn Heine nichts mehr übrigbleiben, als ein ödes, nur mit spärlichem Grün bewachsenes <hi rendition="#g">Gewesen!</hi> Börne’s letzte Schrift zeigte ihn uns edler, verklärter, als je. Selbst seine Feinde gewannen ihn lieb, als er sein letztes kleines Buch geschrieben und starb. Herrn Heine’s letzte Schrift aber zeigt ihn uns vollkommen in einer moralischen Auflösung. Börne war kein Dichter und schrieb wie ein Prophet. Herr Heine affektirt, ein Dichter zu sein und schreibt </p> </div> </front> </text> </TEI> [XXXIV/0040]
der Poet wird auch darin der ärmste werden, daß kein Frauenherz mehr seinem Frieden traut, und ihm, wie Herrn Heine’s, des großen Sittenrichters, Beispiel lehrt, nichts übrig bleibt als eine Wahl unter den Nachtvögeln des Palais Royal.
Ich bin zu Ende. Herr Heine schließt sein Buch mit einer von ihm schon abgenutzten Allegorie fast wie ein Testament. Er sagt: „Ich werde dick und fühle eine sonderbare Müdigkeit des Geistes.“ So wird auch bald, nach solchen Büchern, der schöne Ruhm, den er in der Literatur des Tages behauptete, sein Auge schließen und von Herrn Heine nichts mehr übrigbleiben, als ein ödes, nur mit spärlichem Grün bewachsenes Gewesen! Börne’s letzte Schrift zeigte ihn uns edler, verklärter, als je. Selbst seine Feinde gewannen ihn lieb, als er sein letztes kleines Buch geschrieben und starb. Herrn Heine’s letzte Schrift aber zeigt ihn uns vollkommen in einer moralischen Auflösung. Börne war kein Dichter und schrieb wie ein Prophet. Herr Heine affektirt, ein Dichter zu sein und schreibt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-07-03T11:49:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-07-03T11:49:31Z)
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-07-03T11:49:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |