Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.romantischen Gründen hier leicht Dinge entschuldigen dürfen, die Börne aus einem ganz bürgerlichsoliden Gesichtspunkte beurtheilt. Z. B. heißt es: "Als Lacoste (ihr treuloser Verführer) schläft, legt Elsi Feuer an und verbrennt das Haus und ihren alten Freund. Dann stürzt sie sich in einen Abgrund.... Das ist ein niederträchtiger Mord! Glaube Elsi ja nicht, uns mit ihren schönen Reden zu täuschen.... Das, was Elsi gethan, war kein gerechter Aufstand gegen die Franzosen, das war freche Empörung gegen die Natur." Ueberhaupt zeigt sich Börne in seiner Theilnahme für die Franzosen bei Beurtheilung des "Trauerspiels in Tyrol" von der edelsten Seite und dies nicht aus politischen, sondern rein menschlichen Gründen. Er kann es dem Dichter nicht vergeben, daß er die Hinterlist der in ihren Schluchten versteckten Tyroler gegen die armen im Thale hinziehenden und von herabgerollten Felsblöcken zerschmetterten Franzosen so harmlos und con amore ausmalt. Er sagt: "Wir bemitleiden die Franzosen und ich wette, das geschähe, wenn dies Trauerspiel von der Treue der Tyroler, durch die Aufführung uns recht lebendig vor die Augen träte. Die Franzosen streiten mit ihrer gewohnten Tapferkeit, die Tyroler von ihren unerreich- romantischen Gründen hier leicht Dinge entschuldigen dürfen, die Börne aus einem ganz bürgerlichsoliden Gesichtspunkte beurtheilt. Z. B. heißt es: „Als Lacoste (ihr treuloser Verführer) schläft, legt Elsi Feuer an und verbrennt das Haus und ihren alten Freund. Dann stürzt sie sich in einen Abgrund.... Das ist ein niederträchtiger Mord! Glaube Elsi ja nicht, uns mit ihren schönen Reden zu täuschen.... Das, was Elsi gethan, war kein gerechter Aufstand gegen die Franzosen, das war freche Empörung gegen die Natur.“ Ueberhaupt zeigt sich Börne in seiner Theilnahme für die Franzosen bei Beurtheilung des „Trauerspiels in Tyrol“ von der edelsten Seite und dies nicht aus politischen, sondern rein menschlichen Gründen. Er kann es dem Dichter nicht vergeben, daß er die Hinterlist der in ihren Schluchten versteckten Tyroler gegen die armen im Thale hinziehenden und von herabgerollten Felsblöcken zerschmetterten Franzosen so harmlos und con amore ausmalt. Er sagt: „Wir bemitleiden die Franzosen und ich wette, das geschähe, wenn dies Trauerspiel von der Treue der Tyroler, durch die Aufführung uns recht lebendig vor die Augen träte. Die Franzosen streiten mit ihrer gewohnten Tapferkeit, die Tyroler von ihren unerreich- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0296" n="254"/> romantischen Gründen hier leicht Dinge entschuldigen dürfen, die Börne aus einem ganz bürgerlichsoliden Gesichtspunkte beurtheilt. Z. B. heißt es: „Als Lacoste (ihr treuloser Verführer) schläft, legt Elsi Feuer an und verbrennt das Haus und ihren alten Freund. Dann stürzt sie sich in einen Abgrund.... Das ist ein niederträchtiger Mord! Glaube Elsi ja nicht, uns mit ihren schönen Reden zu täuschen.... Das, was Elsi gethan, war kein gerechter Aufstand gegen die Franzosen, das war freche Empörung gegen die Natur.“ Ueberhaupt zeigt sich Börne in seiner Theilnahme für die Franzosen bei Beurtheilung des „Trauerspiels in Tyrol“ von der edelsten Seite und <hi rendition="#g">dies nicht</hi> aus politischen, sondern rein menschlichen Gründen. Er kann es dem Dichter nicht vergeben, daß er die Hinterlist der in ihren Schluchten versteckten Tyroler gegen die armen im Thale hinziehenden und von herabgerollten Felsblöcken zerschmetterten Franzosen so harmlos und <hi rendition="#aq">con amore</hi> ausmalt. Er sagt: „Wir bemitleiden die Franzosen und ich wette, das geschähe, wenn dies Trauerspiel von der Treue der Tyroler, durch die Aufführung uns recht lebendig vor die Augen träte. Die Franzosen streiten mit ihrer gewohnten Tapferkeit, die Tyroler von ihren unerreich- </p> </div> </body> </text> </TEI> [254/0296]
romantischen Gründen hier leicht Dinge entschuldigen dürfen, die Börne aus einem ganz bürgerlichsoliden Gesichtspunkte beurtheilt. Z. B. heißt es: „Als Lacoste (ihr treuloser Verführer) schläft, legt Elsi Feuer an und verbrennt das Haus und ihren alten Freund. Dann stürzt sie sich in einen Abgrund.... Das ist ein niederträchtiger Mord! Glaube Elsi ja nicht, uns mit ihren schönen Reden zu täuschen.... Das, was Elsi gethan, war kein gerechter Aufstand gegen die Franzosen, das war freche Empörung gegen die Natur.“ Ueberhaupt zeigt sich Börne in seiner Theilnahme für die Franzosen bei Beurtheilung des „Trauerspiels in Tyrol“ von der edelsten Seite und dies nicht aus politischen, sondern rein menschlichen Gründen. Er kann es dem Dichter nicht vergeben, daß er die Hinterlist der in ihren Schluchten versteckten Tyroler gegen die armen im Thale hinziehenden und von herabgerollten Felsblöcken zerschmetterten Franzosen so harmlos und con amore ausmalt. Er sagt: „Wir bemitleiden die Franzosen und ich wette, das geschähe, wenn dies Trauerspiel von der Treue der Tyroler, durch die Aufführung uns recht lebendig vor die Augen träte. Die Franzosen streiten mit ihrer gewohnten Tapferkeit, die Tyroler von ihren unerreich-
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/296>, abgerufen am 16.02.2025. |