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Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.

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schaft auszubilden und dazu verwenden? Kurz, es ist die Frage: ist der Staat Zweck, oder der Mensch in ihm?" Nicht das, fährt Börne fort, wäre an Ludwigs des Vierzehnten Ausspruch: Der Staat bin Ich! so gefährlich gewesen, daß er sich zur Hauptsache, sondern den Staat überhaupt zur Hauptsache gemacht hätte. "War Lykurg besser, als Robespierre?" frägt Börne. "Er war schlimmer. Robespierre opferte die Menschen. Lykurg die Menschheit. Robespierre opferte sie, er schlachtete sie nicht. Er war kein Menschenmetzger, wie alte Weiber und kindische Männer glauben: er war ein guter Bürger, im Sinne der reinsten Glaubenslehre. Der Staat war sein Gott, sein Staat, der republikanische - gleichviel. Er war ein Absolutist wie einer. Der Jacobiner hat gar nicht nöthig, sich zu bekehren, um ein guter Royalist zu werden; der Royalist braucht seinen Glauben nicht zu verändern, um zu thun, was Bessieres gethan. Beide kämpfen für die Macht, in welcher Hand sie sich auch befinde; beide streiten gegen die Freiheit, wer diese auch geltend zu machen strebt, sei es das Volk, sei es der Fürst." Indem wir dringend auf jene Abhandlung hinweisen, bemerken wir, daß sie Börne's politische Philosophie am deutlichsten entwickelt. Sie ist so frei

schaft auszubilden und dazu verwenden? Kurz, es ist die Frage: ist der Staat Zweck, oder der Mensch in ihm?“ Nicht das, fährt Börne fort, wäre an Ludwigs des Vierzehnten Ausspruch: Der Staat bin Ich! so gefährlich gewesen, daß er sich zur Hauptsache, sondern den Staat überhaupt zur Hauptsache gemacht hätte. „War Lykurg besser, als Robespierre?“ frägt Börne. „Er war schlimmer. Robespierre opferte die Menschen. Lykurg die Menschheit. Robespierre opferte sie, er schlachtete sie nicht. Er war kein Menschenmetzger, wie alte Weiber und kindische Männer glauben: er war ein guter Bürger, im Sinne der reinsten Glaubenslehre. Der Staat war sein Gott, sein Staat, der republikanische – gleichviel. Er war ein Absolutist wie einer. Der Jacobiner hat gar nicht nöthig, sich zu bekehren, um ein guter Royalist zu werden; der Royalist braucht seinen Glauben nicht zu verändern, um zu thun, was Bessières gethan. Beide kämpfen für die Macht, in welcher Hand sie sich auch befinde; beide streiten gegen die Freiheit, wer diese auch geltend zu machen strebt, sei es das Volk, sei es der Fürst.“ Indem wir dringend auf jene Abhandlung hinweisen, bemerken wir, daß sie Börne’s politische Philosophie am deutlichsten entwickelt. Sie ist so frei

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[212/0254] schaft auszubilden und dazu verwenden? Kurz, es ist die Frage: ist der Staat Zweck, oder der Mensch in ihm?“ Nicht das, fährt Börne fort, wäre an Ludwigs des Vierzehnten Ausspruch: Der Staat bin Ich! so gefährlich gewesen, daß er sich zur Hauptsache, sondern den Staat überhaupt zur Hauptsache gemacht hätte. „War Lykurg besser, als Robespierre?“ frägt Börne. „Er war schlimmer. Robespierre opferte die Menschen. Lykurg die Menschheit. Robespierre opferte sie, er schlachtete sie nicht. Er war kein Menschenmetzger, wie alte Weiber und kindische Männer glauben: er war ein guter Bürger, im Sinne der reinsten Glaubenslehre. Der Staat war sein Gott, sein Staat, der republikanische – gleichviel. Er war ein Absolutist wie einer. Der Jacobiner hat gar nicht nöthig, sich zu bekehren, um ein guter Royalist zu werden; der Royalist braucht seinen Glauben nicht zu verändern, um zu thun, was Bessières gethan. Beide kämpfen für die Macht, in welcher Hand sie sich auch befinde; beide streiten gegen die Freiheit, wer diese auch geltend zu machen strebt, sei es das Volk, sei es der Fürst.“ Indem wir dringend auf jene Abhandlung hinweisen, bemerken wir, daß sie Börne’s politische Philosophie am deutlichsten entwickelt. Sie ist so frei

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/254>, abgerufen am 22.11.2024.