Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

zu 120 Bogen hernehmen? seufzte er oft, wenn ihm das Format zu groß schien. Campe in Nürnberg druckte die Schriften mit einer Eleganz, die dem Verleger, der die Kosten nicht scheute, Ehre machte; fünf lange Wintermonate arbeitete Börne in Hannover mit dauerndem Eifer. Hannover, schreibt er seinem Verleger, ist ein Ort, wo man nur die Wahl hat, zu arbeiten oder an Langerweile zu sterben. Ich habe gefunden, schreibt er ein ander Mal, daß Hannover doch noch langweiliger ist, als mir meine Werke vorkommen. Dabei beobachtete er den Verlauf der öffentlichen Angelegenheiten in diesem Lande und äußerte sich: "Ich denke diesem guten Hannover früher oder später ein Ehrendenkmal zu setzen. Einen solchen Ort such' ich mir schon lange." Einige der vorzüglichsten Artikel Börne's sind aus dieser Zeit, z. B. seine Kritik des Immermann'schen Hofer, an der er vierzehn Tage lang gearbeitet zu haben erklärte. Aufgefordert, Immermann's Friedrich II. zu beurtheilen, wies er es ab, weil er nicht Zeit hätte, jetzt die sechs Bände von Raumers Hohenstaufen durchzulesen. Schon damals beschäftigte ihn lebhaft der Gedanke, über Frankreich etwas Zeitgemäßes und in periodischer Form zu schreiben. Er wollte nach Waiblinger's Art einen

zu 120 Bogen hernehmen? seufzte er oft, wenn ihm das Format zu groß schien. Campe in Nürnberg druckte die Schriften mit einer Eleganz, die dem Verleger, der die Kosten nicht scheute, Ehre machte; fünf lange Wintermonate arbeitete Börne in Hannover mit dauerndem Eifer. Hannover, schreibt er seinem Verleger, ist ein Ort, wo man nur die Wahl hat, zu arbeiten oder an Langerweile zu sterben. Ich habe gefunden, schreibt er ein ander Mal, daß Hannover doch noch langweiliger ist, als mir meine Werke vorkommen. Dabei beobachtete er den Verlauf der öffentlichen Angelegenheiten in diesem Lande und äußerte sich: „Ich denke diesem guten Hannover früher oder später ein Ehrendenkmal zu setzen. Einen solchen Ort such’ ich mir schon lange.“ Einige der vorzüglichsten Artikel Börne’s sind aus dieser Zeit, z. B. seine Kritik des Immermann’schen Hofer, an der er vierzehn Tage lang gearbeitet zu haben erklärte. Aufgefordert, Immermann’s Friedrich II. zu beurtheilen, wies er es ab, weil er nicht Zeit hätte, jetzt die sechs Bände von Raumers Hohenstaufen durchzulesen. Schon damals beschäftigte ihn lebhaft der Gedanke, über Frankreich etwas Zeitgemäßes und in periodischer Form zu schreiben. Er wollte nach Waiblinger’s Art einen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0244" n="202"/>
zu 120 Bogen hernehmen? seufzte er oft, wenn ihm das Format zu groß schien. Campe in Nürnberg druckte die Schriften mit einer Eleganz, die dem Verleger, der die Kosten nicht scheute, Ehre machte; fünf lange Wintermonate arbeitete Börne in Hannover mit dauerndem Eifer. Hannover, schreibt er seinem Verleger, ist ein Ort, wo man nur die Wahl hat, zu arbeiten oder an Langerweile zu sterben. Ich habe gefunden, schreibt er ein ander Mal, daß Hannover doch noch langweiliger ist, als mir meine Werke vorkommen. Dabei beobachtete er den Verlauf der öffentlichen Angelegenheiten in diesem Lande und äußerte sich: &#x201E;Ich denke diesem guten Hannover früher oder später ein Ehrendenkmal zu setzen. Einen solchen Ort such&#x2019; ich mir schon lange.&#x201C; Einige der vorzüglichsten Artikel Börne&#x2019;s sind aus dieser Zeit, z. B. seine Kritik des Immermann&#x2019;schen Hofer, an der er vierzehn Tage lang gearbeitet zu haben erklärte. Aufgefordert, Immermann&#x2019;s Friedrich <hi rendition="#aq">II</hi>. zu beurtheilen, wies er es ab, weil er nicht Zeit hätte, jetzt die sechs Bände von Raumers Hohenstaufen durchzulesen. Schon damals beschäftigte ihn lebhaft der Gedanke, über Frankreich etwas Zeitgemäßes und in periodischer Form zu schreiben. Er wollte nach Waiblinger&#x2019;s Art einen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[202/0244] zu 120 Bogen hernehmen? seufzte er oft, wenn ihm das Format zu groß schien. Campe in Nürnberg druckte die Schriften mit einer Eleganz, die dem Verleger, der die Kosten nicht scheute, Ehre machte; fünf lange Wintermonate arbeitete Börne in Hannover mit dauerndem Eifer. Hannover, schreibt er seinem Verleger, ist ein Ort, wo man nur die Wahl hat, zu arbeiten oder an Langerweile zu sterben. Ich habe gefunden, schreibt er ein ander Mal, daß Hannover doch noch langweiliger ist, als mir meine Werke vorkommen. Dabei beobachtete er den Verlauf der öffentlichen Angelegenheiten in diesem Lande und äußerte sich: „Ich denke diesem guten Hannover früher oder später ein Ehrendenkmal zu setzen. Einen solchen Ort such’ ich mir schon lange.“ Einige der vorzüglichsten Artikel Börne’s sind aus dieser Zeit, z. B. seine Kritik des Immermann’schen Hofer, an der er vierzehn Tage lang gearbeitet zu haben erklärte. Aufgefordert, Immermann’s Friedrich II. zu beurtheilen, wies er es ab, weil er nicht Zeit hätte, jetzt die sechs Bände von Raumers Hohenstaufen durchzulesen. Schon damals beschäftigte ihn lebhaft der Gedanke, über Frankreich etwas Zeitgemäßes und in periodischer Form zu schreiben. Er wollte nach Waiblinger’s Art einen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-07-03T11:49:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-07-03T11:49:31Z)
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-07-03T11:49:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Gutzkow Editionsprojekt:Editionsprinzipien
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/244
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/244>, abgerufen am 19.05.2024.