Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.es nicht mehr: "bei fünf Thaler Strafe darf hier Niemand den Rasen betreten!" oder dergleichen; sondern er las zu seiner Verwunderung: "Diese Anlagen sind der Sorgfalt des Publikums empfohlen." Er glaubte sich nach Paris versetzt. Ein so kleiner Fortschritt in der Cultur konnte ihn einen ganzen Tag glücklich machen. Für die Frankfurter Theaterverhältnisse bewahrte er noch immer viel Theilnahme; und in mancher Correspondenz, die er an das Morgenblatt einsandte, machte er seinen gepreßten kunstrichterlichen Empfindungen Luft. Noch immer wog er in diesem Bereich die Worte nicht. Es war ihm eine Kleinigkeit, den damaligen Chef der Theateroberdirektion, den Banquier Leerse, einen Tyrannen zu nennen, wofür ihn dieser zu verklagen drohte. Eine kleine Brochüre gab er bei Gelegenheit der Ankündigung der Berliner wissenschaftlichen Jahrbücher für Kritik heraus. Er ahnte schon 1826 die vielen Einseitigkeiten, mit welchen dieses Institut in der That gleich begann, und die Anarchie, in die es sich jetzt aufgelöst hat. Manche seiner Befürchtungen waren jedoch sehr in seiner Abneigung gegen die Philosophie als Wissenschaft begründet. Der Literaturbeilage des Morgenblattes, die seit 1828 von W. Menzel redigirt wurde, sandte er die gründlichsten es nicht mehr: „bei fünf Thaler Strafe darf hier Niemand den Rasen betreten!“ oder dergleichen; sondern er las zu seiner Verwunderung: „Diese Anlagen sind der Sorgfalt des Publikums empfohlen.“ Er glaubte sich nach Paris versetzt. Ein so kleiner Fortschritt in der Cultur konnte ihn einen ganzen Tag glücklich machen. Für die Frankfurter Theaterverhältnisse bewahrte er noch immer viel Theilnahme; und in mancher Correspondenz, die er an das Morgenblatt einsandte, machte er seinen gepreßten kunstrichterlichen Empfindungen Luft. Noch immer wog er in diesem Bereich die Worte nicht. Es war ihm eine Kleinigkeit, den damaligen Chef der Theateroberdirektion, den Banquier Leerse, einen Tyrannen zu nennen, wofür ihn dieser zu verklagen drohte. Eine kleine Brochüre gab er bei Gelegenheit der Ankündigung der Berliner wissenschaftlichen Jahrbücher für Kritik heraus. Er ahnte schon 1826 die vielen Einseitigkeiten, mit welchen dieses Institut in der That gleich begann, und die Anarchie, in die es sich jetzt aufgelöst hat. Manche seiner Befürchtungen waren jedoch sehr in seiner Abneigung gegen die Philosophie als Wissenschaft begründet. Der Literaturbeilage des Morgenblattes, die seit 1828 von W. Menzel redigirt wurde, sandte er die gründlichsten <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0231" n="189"/> es nicht mehr: „bei fünf Thaler Strafe darf hier Niemand den Rasen betreten!“ oder dergleichen; sondern er las zu seiner Verwunderung: „Diese Anlagen sind der Sorgfalt des Publikums empfohlen.“ Er glaubte sich nach Paris versetzt. Ein so kleiner Fortschritt in der Cultur konnte ihn einen ganzen Tag glücklich machen. Für die Frankfurter Theaterverhältnisse bewahrte er noch immer viel Theilnahme; und in mancher Correspondenz, die er an das Morgenblatt einsandte, machte er seinen gepreßten kunstrichterlichen Empfindungen Luft. Noch immer wog er in diesem Bereich die Worte nicht. Es war ihm eine Kleinigkeit, den damaligen Chef der Theateroberdirektion, den Banquier Leerse, einen <hi rendition="#g">Tyrannen</hi> zu nennen, wofür ihn dieser zu verklagen drohte. Eine kleine Brochüre gab er bei Gelegenheit der Ankündigung der Berliner wissenschaftlichen Jahrbücher für Kritik heraus. Er ahnte schon 1826 die vielen Einseitigkeiten, mit welchen dieses Institut in der That gleich begann, und die Anarchie, in die es sich jetzt aufgelöst hat. Manche seiner Befürchtungen waren jedoch sehr in seiner Abneigung gegen die Philosophie als Wissenschaft begründet. Der Literaturbeilage des Morgenblattes, die seit 1828 von W. Menzel redigirt wurde, sandte er die gründlichsten </p> </div> </body> </text> </TEI> [189/0231]
es nicht mehr: „bei fünf Thaler Strafe darf hier Niemand den Rasen betreten!“ oder dergleichen; sondern er las zu seiner Verwunderung: „Diese Anlagen sind der Sorgfalt des Publikums empfohlen.“ Er glaubte sich nach Paris versetzt. Ein so kleiner Fortschritt in der Cultur konnte ihn einen ganzen Tag glücklich machen. Für die Frankfurter Theaterverhältnisse bewahrte er noch immer viel Theilnahme; und in mancher Correspondenz, die er an das Morgenblatt einsandte, machte er seinen gepreßten kunstrichterlichen Empfindungen Luft. Noch immer wog er in diesem Bereich die Worte nicht. Es war ihm eine Kleinigkeit, den damaligen Chef der Theateroberdirektion, den Banquier Leerse, einen Tyrannen zu nennen, wofür ihn dieser zu verklagen drohte. Eine kleine Brochüre gab er bei Gelegenheit der Ankündigung der Berliner wissenschaftlichen Jahrbücher für Kritik heraus. Er ahnte schon 1826 die vielen Einseitigkeiten, mit welchen dieses Institut in der That gleich begann, und die Anarchie, in die es sich jetzt aufgelöst hat. Manche seiner Befürchtungen waren jedoch sehr in seiner Abneigung gegen die Philosophie als Wissenschaft begründet. Der Literaturbeilage des Morgenblattes, die seit 1828 von W. Menzel redigirt wurde, sandte er die gründlichsten
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