Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.Region, in der sich mein Buch bewegt, so vielen widerlichen Hautgout ausgedunstet, daß ich gezwungen bin, im Interesse Börne's und seiner Freunde gegen ihn aufzutreten. Ohne Beziehung zu Börne hätt' ich Herrn Heine's Buch bemitleiden können; als Biograph des Angegriffenen werd' ich es widerlegen müssen. Deutschland wird nicht begreifen, was Herr Heine mit seiner Schrift eigentlich bezweckte. Der Titel: Heine über Börne, verräth allerdings deutlich, daß das ganze Buch der Selbstüberhebung gewidmet ist und der Gegenstand desselben das Axiom sein solle: Heinrich Heine geht doch über L. Börne, ein Axiom, das in lapidarer Kürze allerdings den Titel abwerfen kann: Heinrich Heine über Ludwig Börne! Aber warum bleibt diese Entscheidung nicht der Kritik, nicht den Zeitgenossen oder der Nachwelt überlassen? Wem sind diese Rangstreitigkeiten nicht schon bei größeren Namen, wie Schiller und Goethe, zuwider gewesen? Würde Goethe je ein Buch sich nur haben denken können: Goethe supra Schiller! Ich sage supra; Region, in der sich mein Buch bewegt, so vielen widerlichen Hautgout ausgedunstet, daß ich gezwungen bin, im Interesse Börne’s und seiner Freunde gegen ihn aufzutreten. Ohne Beziehung zu Börne hätt’ ich Herrn Heine’s Buch bemitleiden können; als Biograph des Angegriffenen werd’ ich es widerlegen müssen. Deutschland wird nicht begreifen, was Herr Heine mit seiner Schrift eigentlich bezweckte. Der Titel: Heine über Börne, verräth allerdings deutlich, daß das ganze Buch der Selbstüberhebung gewidmet ist und der Gegenstand desselben das Axiom sein solle: Heinrich Heine geht doch über L. Börne, ein Axiom, das in lapidarer Kürze allerdings den Titel abwerfen kann: Heinrich Heine über Ludwig Börne! Aber warum bleibt diese Entscheidung nicht der Kritik, nicht den Zeitgenossen oder der Nachwelt überlassen? Wem sind diese Rangstreitigkeiten nicht schon bei größeren Namen, wie Schiller und Goethe, zuwider gewesen? Würde Goethe je ein Buch sich nur haben denken können: Goethe supra Schiller! Ich sage supra; <TEI> <text> <front> <div type="preface"> <p><pb facs="#f0023" n="XVII"/> Region, in der sich mein Buch bewegt, so vielen widerlichen Hautgout ausgedunstet, daß ich <hi rendition="#g">gezwungen</hi> bin, im Interesse Börne’s und seiner Freunde gegen ihn aufzutreten. Ohne Beziehung zu Börne hätt’ ich Herrn Heine’s Buch bemitleiden können; als Biograph des Angegriffenen werd’ ich es widerlegen müssen.</p> <p>Deutschland wird nicht begreifen, was Herr Heine mit seiner Schrift eigentlich bezweckte. Der Titel: <hi rendition="#g">Heine über Börne</hi>, verräth allerdings deutlich, daß das ganze Buch der <hi rendition="#g">Selbstüberhebung</hi> gewidmet ist und der Gegenstand desselben das Axiom sein solle: Heinrich Heine geht doch <hi rendition="#g">über</hi> L. Börne, ein Axiom, das in lapidarer Kürze allerdings den Titel abwerfen kann: <hi rendition="#g">Heinrich Heine <hi rendition="#b">über</hi> Ludwig Börne</hi>! Aber warum bleibt diese Entscheidung nicht der Kritik, nicht den Zeitgenossen oder der Nachwelt überlassen? Wem sind diese Rangstreitigkeiten nicht schon bei <hi rendition="#g">größeren</hi> Namen, wie Schiller und Goethe, zuwider gewesen? Würde Goethe je ein Buch sich nur haben <hi rendition="#g">denken</hi> können: Goethe <hi rendition="#aq">supra</hi> Schiller! Ich sage <hi rendition="#aq">supra</hi>; </p> </div> </front> </text> </TEI> [XVII/0023]
Region, in der sich mein Buch bewegt, so vielen widerlichen Hautgout ausgedunstet, daß ich gezwungen bin, im Interesse Börne’s und seiner Freunde gegen ihn aufzutreten. Ohne Beziehung zu Börne hätt’ ich Herrn Heine’s Buch bemitleiden können; als Biograph des Angegriffenen werd’ ich es widerlegen müssen.
Deutschland wird nicht begreifen, was Herr Heine mit seiner Schrift eigentlich bezweckte. Der Titel: Heine über Börne, verräth allerdings deutlich, daß das ganze Buch der Selbstüberhebung gewidmet ist und der Gegenstand desselben das Axiom sein solle: Heinrich Heine geht doch über L. Börne, ein Axiom, das in lapidarer Kürze allerdings den Titel abwerfen kann: Heinrich Heine über Ludwig Börne! Aber warum bleibt diese Entscheidung nicht der Kritik, nicht den Zeitgenossen oder der Nachwelt überlassen? Wem sind diese Rangstreitigkeiten nicht schon bei größeren Namen, wie Schiller und Goethe, zuwider gewesen? Würde Goethe je ein Buch sich nur haben denken können: Goethe supra Schiller! Ich sage supra;
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