Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.sie vortrug, von den Gährungen der Julirevolution zu trennen sind, so wenig mocht' ich von der einfachen Erzählung seines Lebens das hingebende, enthusiastische Colorit entfernen, welches sein ganzes Leben ausströmte. Ein Biograph soll seinen Gegenstand mitdurchleben und in ihm mit so viel warmer Toleranz aufgehen, daß sogenannte "Rettungen," wie sie der gute, menschenfreundliche Lessing von verkannten Geistern der Vorzeit schrieb, von vornherein niemals nothwendig werden. Freunde und Bekannte des Verstorbenen haben mich mit Bausteinen zu diesem Gedächtnißtempel unterstützt. Ihnen meinen Dank! Viele, die dem Verstorbenen nahe standen, fürchteten sich, ihrer Beziehungen zum "Römer" wegen, mit ihm zusammen genannt zu werden, oder hielten sich im Stillen für zu unbedeutend, die Aufmerksamkeit des deutschen Bundes zu erregen. Manchen ging es aber noch eigner. Sie hatten mit Börne gelebt und wußten nichts von ihm. Sie hatten mit ihm gegessen und getrunken und kein Wort, was er gesprochen, war ihnen im Gedächtniß geblieben. sie vortrug, von den Gährungen der Julirevolution zu trennen sind, so wenig mocht’ ich von der einfachen Erzählung seines Lebens das hingebende, enthusiastische Colorit entfernen, welches sein ganzes Leben ausströmte. Ein Biograph soll seinen Gegenstand mitdurchleben und in ihm mit so viel warmer Toleranz aufgehen, daß sogenannte „Rettungen,“ wie sie der gute, menschenfreundliche Lessing von verkannten Geistern der Vorzeit schrieb, von vornherein niemals nothwendig werden. Freunde und Bekannte des Verstorbenen haben mich mit Bausteinen zu diesem Gedächtnißtempel unterstützt. Ihnen meinen Dank! Viele, die dem Verstorbenen nahe standen, fürchteten sich, ihrer Beziehungen zum „Römer“ wegen, mit ihm zusammen genannt zu werden, oder hielten sich im Stillen für zu unbedeutend, die Aufmerksamkeit des deutschen Bundes zu erregen. Manchen ging es aber noch eigner. Sie hatten mit Börne gelebt und wußten nichts von ihm. Sie hatten mit ihm gegessen und getrunken und kein Wort, was er gesprochen, war ihnen im Gedächtniß geblieben. <TEI> <text> <front> <div type="preface"> <p><pb facs="#f0018" n="XII"/> sie vortrug, von den Gährungen der Julirevolution zu trennen sind, so wenig mocht’ ich von der einfachen Erzählung seines Lebens das hingebende, enthusiastische Colorit entfernen, welches sein ganzes Leben ausströmte. Ein Biograph soll seinen Gegenstand mitdurchleben und in ihm mit so viel warmer Toleranz aufgehen, daß sogenannte „Rettungen,“ wie sie der gute, menschenfreundliche <hi rendition="#g">Lessing</hi> von verkannten Geistern der Vorzeit schrieb, von vornherein niemals nothwendig werden.</p> <p>Freunde und Bekannte des Verstorbenen haben mich mit Bausteinen zu diesem Gedächtnißtempel unterstützt. Ihnen meinen Dank! Viele, die dem Verstorbenen nahe standen, fürchteten sich, ihrer Beziehungen zum „Römer“ wegen, mit ihm zusammen genannt zu werden, oder hielten sich im Stillen für zu unbedeutend, die Aufmerksamkeit des deutschen Bundes zu erregen. Manchen ging es aber noch eigner. Sie hatten mit Börne gelebt und wußten nichts von ihm. Sie hatten mit ihm gegessen und getrunken und kein Wort, was er gesprochen, war ihnen im Gedächtniß geblieben. </p> </div> </front> </text> </TEI> [XII/0018]
sie vortrug, von den Gährungen der Julirevolution zu trennen sind, so wenig mocht’ ich von der einfachen Erzählung seines Lebens das hingebende, enthusiastische Colorit entfernen, welches sein ganzes Leben ausströmte. Ein Biograph soll seinen Gegenstand mitdurchleben und in ihm mit so viel warmer Toleranz aufgehen, daß sogenannte „Rettungen,“ wie sie der gute, menschenfreundliche Lessing von verkannten Geistern der Vorzeit schrieb, von vornherein niemals nothwendig werden.
Freunde und Bekannte des Verstorbenen haben mich mit Bausteinen zu diesem Gedächtnißtempel unterstützt. Ihnen meinen Dank! Viele, die dem Verstorbenen nahe standen, fürchteten sich, ihrer Beziehungen zum „Römer“ wegen, mit ihm zusammen genannt zu werden, oder hielten sich im Stillen für zu unbedeutend, die Aufmerksamkeit des deutschen Bundes zu erregen. Manchen ging es aber noch eigner. Sie hatten mit Börne gelebt und wußten nichts von ihm. Sie hatten mit ihm gegessen und getrunken und kein Wort, was er gesprochen, war ihnen im Gedächtniß geblieben.
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. XII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/18>, abgerufen am 16.07.2024. |