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Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.

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ihrer Stellen entsetzt, manche eingekerkert. Die Reaktion lockte natürlich etwas von einer Revolution hervor. Da man die Freiheit und die Nationaleinheit in der Idee, die das deutsche Volk damit verband, bedroht sah, bildeten sich, sie zu schützen, geheime Vereine. Sie wurden entdeckt und die Gefängnisse füllten sich mit jungen Männern, deren Schicksal doch nicht hindern konnte, daß andre immer Das wieder aufnahmen, was die Vorhergegangenen verloren gegeben hatten. Um das Volk zu verwirren, wirkte man auf die schlechten Leidenschaften der Masse, auf den Zunftgeist, den Religionshaß; man ließ die Juden die Heloten der Neuerungslust werden, wenigstens behaupteten die Juden, daß sie in den freien Städten bei den Behörden einen für ihre bedrängte Lage unverhältnißmäßig lauen Schutz fanden. Es kam den Intriguanten damals alles darauf an, daß die Begriffe von Freiheit und bürgerlichen Rechten dem Volke selbst verdächtig würden. Börne faßte auch in der Wage diese Verfolgungen der Juden vortrefflich auf. Nicht wie Andre wandte er sich mit bittern Vorwürfen an die Christen, nicht wies er satyrisch, wie das leider nur zu sehr bei den Emanzipationsschriftstellern Sitte ist, auf die "Religion der Liebe" hin; sondern er bemitleidete die Masse, die nur

ihrer Stellen entsetzt, manche eingekerkert. Die Reaktion lockte natürlich etwas von einer Revolution hervor. Da man die Freiheit und die Nationaleinheit in der Idee, die das deutsche Volk damit verband, bedroht sah, bildeten sich, sie zu schützen, geheime Vereine. Sie wurden entdeckt und die Gefängnisse füllten sich mit jungen Männern, deren Schicksal doch nicht hindern konnte, daß andre immer Das wieder aufnahmen, was die Vorhergegangenen verloren gegeben hatten. Um das Volk zu verwirren, wirkte man auf die schlechten Leidenschaften der Masse, auf den Zunftgeist, den Religionshaß; man ließ die Juden die Heloten der Neuerungslust werden, wenigstens behaupteten die Juden, daß sie in den freien Städten bei den Behörden einen für ihre bedrängte Lage unverhältnißmäßig lauen Schutz fanden. Es kam den Intriguanten damals alles darauf an, daß die Begriffe von Freiheit und bürgerlichen Rechten dem Volke selbst verdächtig würden. Börne faßte auch in der Wage diese Verfolgungen der Juden vortrefflich auf. Nicht wie Andre wandte er sich mit bittern Vorwürfen an die Christen, nicht wies er satyrisch, wie das leider nur zu sehr bei den Emanzipationsschriftstellern Sitte ist, auf die „Religion der Liebe“ hin; sondern er bemitleidete die Masse, die nur

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[118/0160] ihrer Stellen entsetzt, manche eingekerkert. Die Reaktion lockte natürlich etwas von einer Revolution hervor. Da man die Freiheit und die Nationaleinheit in der Idee, die das deutsche Volk damit verband, bedroht sah, bildeten sich, sie zu schützen, geheime Vereine. Sie wurden entdeckt und die Gefängnisse füllten sich mit jungen Männern, deren Schicksal doch nicht hindern konnte, daß andre immer Das wieder aufnahmen, was die Vorhergegangenen verloren gegeben hatten. Um das Volk zu verwirren, wirkte man auf die schlechten Leidenschaften der Masse, auf den Zunftgeist, den Religionshaß; man ließ die Juden die Heloten der Neuerungslust werden, wenigstens behaupteten die Juden, daß sie in den freien Städten bei den Behörden einen für ihre bedrängte Lage unverhältnißmäßig lauen Schutz fanden. Es kam den Intriguanten damals alles darauf an, daß die Begriffe von Freiheit und bürgerlichen Rechten dem Volke selbst verdächtig würden. Börne faßte auch in der Wage diese Verfolgungen der Juden vortrefflich auf. Nicht wie Andre wandte er sich mit bittern Vorwürfen an die Christen, nicht wies er satyrisch, wie das leider nur zu sehr bei den Emanzipationsschriftstellern Sitte ist, auf die „Religion der Liebe“ hin; sondern er bemitleidete die Masse, die nur

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/160>, abgerufen am 28.11.2024.