Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

lichen Stellung gerechnet hatte, ist sein wunderliches Verhalten, als er sich im Winter desselben Jahres zur Aufnahme in die Frankfurter Lesegesellschaft meldete. Als Herausgeber eines Journals, (es waren die ersten Hefte der Wage erschienen) schrieb er damals an einen der Vorsteher jener Anstalt, wäre ihm die Zeitungslektüre so sehr Bedürfniß geworden, daß er sich gern unter den Mitgliedern jener Gesellschaft befände. Der Brief lautet:

Ew. Wohlgeboren.

Ich erlaube mir mich an Sie als einen der Vorsteher der hiesigen Lesegesellschaft zu wenden. Es ist mein Wunsch, derselben als Mitglied beizutreten. Zwar haben mich Freunde versichert, daß ich Hindernisse finden würde, wegen meiner Abstammung von einem, ich weiß nicht welchem, der Zwölf Stämme Israels; indessen schmeichle ich mir, daß Sie meine herzliche Bitte berücksichtigen und mit Theilnahme für mich reden werden. Es ist mir nicht blos darum zu thun, den Vortheil, und den Genuß einer Anstalt, die sonst jedem wohleingerichteten Menschen offen steht, *) auch

*) Börne tadelte später oft, daß von dieser Lesegesellschaft der Handwerker ausgeschlossen ist.

lichen Stellung gerechnet hatte, ist sein wunderliches Verhalten, als er sich im Winter desselben Jahres zur Aufnahme in die Frankfurter Lesegesellschaft meldete. Als Herausgeber eines Journals, (es waren die ersten Hefte der Wage erschienen) schrieb er damals an einen der Vorsteher jener Anstalt, wäre ihm die Zeitungslektüre so sehr Bedürfniß geworden, daß er sich gern unter den Mitgliedern jener Gesellschaft befände. Der Brief lautet:

Ew. Wohlgeboren.

Ich erlaube mir mich an Sie als einen der Vorsteher der hiesigen Lesegesellschaft zu wenden. Es ist mein Wunsch, derselben als Mitglied beizutreten. Zwar haben mich Freunde versichert, daß ich Hindernisse finden würde, wegen meiner Abstammung von einem, ich weiß nicht welchem, der Zwölf Stämme Israels; indessen schmeichle ich mir, daß Sie meine herzliche Bitte berücksichtigen und mit Theilnahme für mich reden werden. Es ist mir nicht blos darum zu thun, den Vortheil, und den Genuß einer Anstalt, die sonst jedem wohleingerichteten Menschen offen steht, *) auch

*) Börne tadelte später oft, daß von dieser Lesegesellschaft der Handwerker ausgeschlossen ist.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0141" n="99"/>
lichen Stellung gerechnet hatte, ist sein wunderliches Verhalten, als er sich im Winter desselben Jahres zur Aufnahme in die Frankfurter Lesegesellschaft meldete. Als Herausgeber eines Journals, (es waren die ersten Hefte der Wage erschienen) schrieb er damals an einen der Vorsteher jener Anstalt, wäre ihm die Zeitungslektüre so sehr Bedürfniß geworden, daß er sich gern unter den Mitgliedern jener Gesellschaft befände. Der Brief lautet:</p>
        <p rendition="#et">Ew. Wohlgeboren.</p>
        <p>Ich erlaube mir mich an Sie als einen der Vorsteher der hiesigen Lesegesellschaft zu wenden. Es ist mein Wunsch, derselben als Mitglied beizutreten. Zwar haben mich Freunde versichert, daß ich Hindernisse finden würde, wegen meiner Abstammung von einem, ich weiß nicht welchem, der Zwölf Stämme Israels; indessen schmeichle ich mir, daß Sie meine herzliche Bitte berücksichtigen und mit Theilnahme für mich reden werden. Es ist mir nicht blos darum zu thun, den Vortheil, und den Genuß einer Anstalt, die sonst jedem wohleingerichteten Menschen offen steht, <note place="foot" n="*)">Börne tadelte später oft, daß von dieser Lesegesellschaft der <hi rendition="#g">Handwerker</hi> ausgeschlossen ist.</note> auch
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0141] lichen Stellung gerechnet hatte, ist sein wunderliches Verhalten, als er sich im Winter desselben Jahres zur Aufnahme in die Frankfurter Lesegesellschaft meldete. Als Herausgeber eines Journals, (es waren die ersten Hefte der Wage erschienen) schrieb er damals an einen der Vorsteher jener Anstalt, wäre ihm die Zeitungslektüre so sehr Bedürfniß geworden, daß er sich gern unter den Mitgliedern jener Gesellschaft befände. Der Brief lautet: Ew. Wohlgeboren. Ich erlaube mir mich an Sie als einen der Vorsteher der hiesigen Lesegesellschaft zu wenden. Es ist mein Wunsch, derselben als Mitglied beizutreten. Zwar haben mich Freunde versichert, daß ich Hindernisse finden würde, wegen meiner Abstammung von einem, ich weiß nicht welchem, der Zwölf Stämme Israels; indessen schmeichle ich mir, daß Sie meine herzliche Bitte berücksichtigen und mit Theilnahme für mich reden werden. Es ist mir nicht blos darum zu thun, den Vortheil, und den Genuß einer Anstalt, die sonst jedem wohleingerichteten Menschen offen steht, *) auch *) Börne tadelte später oft, daß von dieser Lesegesellschaft der Handwerker ausgeschlossen ist.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-07-03T11:49:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-07-03T11:49:31Z)
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-07-03T11:49:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Gutzkow Editionsprojekt:Editionsprinzipien
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/141
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/141>, abgerufen am 19.05.2024.