mehr sollte man auf seine Rechte halten. Be- wegende Spiele sind folglich für die Jugend zur Erholung ihres noch schwachen Geistes die zweckmässigsten und vorzüglichsten. Allein die- ser an sich wahre Satz leidet doch sehr häufige Ausnahmen, die durch Zeit, Ort und Umstän- de veranlasst werden. Die Jugend sitzt nicht im- mer, sie hat oft den Tag über hinlängliche Be- wegung gehabt, Zeit und Ort verbieten Bewe- gungsspiele, dann sind alle andere Arten zweck- mässig.
Man findet in diesem Buche eine grosse Men- ge Spiele; eine noch grössere habe ich verwor- fen. Ich bin meinen Lesern Rechenschaft schul- dig, diese will ich jetzt geben, indem ich meine Gedanken über die nöthigen Eigenschaften der Spiele überhaupt darlege.
Wir überlassen den frivolen Gesellschaften der Erwachsenen alle Spiele, die mit Zweydeu- tigkeiten, Anspielungen auf Liebe, Küssen u. s. w. gewürzt sind. Die Jugend spiele nur unschuldig, nichts schmückt sie so sehr, als Unschuld.
Kein Spiel für sie sey unehrbar, führe etwas Un- sittliches mit sich; doch setze ich hinzu, dass in mei- ner Moral für Kinder Lachen, Lermen, lautes Rufen, Laufen und Springen am rechten Orte und zur rechten Zeit, nicht zu den Unsittlichkei- ten gehören.
mehr ſollte man auf ſeine Rechte halten. Be- wegende Spiele ſind folglich für die Jugend zur Erholung ihres noch ſchwachen Geiſtes die zweckmäſsigſten und vorzüglichſten. Allein die- ſer an ſich wahre Satz leidet doch ſehr häufige Ausnahmen, die durch Zeit, Ort und Umſtän- de veranlaſst werden. Die Jugend ſitzt nicht im- mer, ſie hat oft den Tag über hinlängliche Be- wegung gehabt, Zeit und Ort verbieten Bewe- gungsſpiele, dann ſind alle andere Arten zweck- mäſsig.
Man findet in dieſem Buche eine groſse Men- ge Spiele; eine noch gröſsere habe ich verwor- fen. Ich bin meinen Leſern Rechenſchaft ſchul- dig, dieſe will ich jetzt geben, indem ich meine Gedanken über die nöthigen Eigenſchaften der Spiele überhaupt darlege.
Wir überlaſſen den frivolen Geſellſchaften der Erwachſenen alle Spiele, die mit Zweydeu- tigkeiten, Anſpielungen auf Liebe, Küſſen u. ſ. w. gewürzt ſind. Die Jugend ſpiele nur unſchuldig, nichts ſchmückt ſie ſo ſehr, als Unſchuld.
Kein Spiel für ſie ſey unehrbar, führe etwas Un- ſittliches mit ſich; doch ſetze ich hinzu, daſs in mei- ner Moral für Kinder Lachen, Lermen, lautes Rufen, Laufen und Springen am rechten Orte und zur rechten Zeit, nicht zu den Unſittlichkei- ten gehören.
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mehr ſollte man auf ſeine Rechte halten. Be-
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Erholung ihres noch ſchwachen Geiſtes die
zweckmäſsigſten und vorzüglichſten. Allein die-
ſer an ſich wahre Satz leidet doch ſehr häufige
Ausnahmen, die durch Zeit, Ort und Umſtän-
de veranlaſst werden. Die Jugend ſitzt nicht im-
mer, ſie hat oft den Tag über hinlängliche Be-
wegung gehabt, Zeit und Ort verbieten Bewe-
gungsſpiele, dann ſind alle andere Arten zweck-
mäſsig.
Man findet in dieſem Buche eine groſse Men-
ge Spiele; eine noch gröſsere habe ich verwor-
fen. Ich bin meinen Leſern Rechenſchaft ſchul-
dig, dieſe will ich jetzt geben, indem ich meine
Gedanken über die nöthigen Eigenſchaften der
Spiele überhaupt darlege.
Wir überlaſſen den frivolen Geſellſchaften
der Erwachſenen alle Spiele, die mit Zweydeu-
tigkeiten, Anſpielungen auf Liebe, Küſſen u. ſ. w.
gewürzt ſind. Die Jugend ſpiele nur unſchuldig,
nichts ſchmückt ſie ſo ſehr, als Unſchuld.
Kein Spiel für ſie ſey unehrbar, führe etwas Un-
ſittliches mit ſich; doch ſetze ich hinzu, daſs in mei-
ner Moral für Kinder Lachen, Lermen, lautes
Rufen, Laufen und Springen am rechten Orte
und zur rechten Zeit, nicht zu den Unſittlichkei-
ten gehören.
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/72>, abgerufen am 22.11.2024.
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