indem er zu gewinnen glaubt. Hierin be- steht die seltnere und feinste Spielart. Weit gewöhnlicher ist es, seine Absicht zu ver- heimlichen, so lange sie noch vereitelt wer- den kann; aber mit offenbarer Gewalt zu spielen, wenn diess nicht mehr der Fall ist.
c) Dem Könige Schach bieten ohne Kraft, ist schlecht gespielt, wenn man nicht einen besondern Vortheil dadurch erlangen will. Kann der Gegner den schachbietenden Stein gleich wieder zurückschlagen, so verliert man einen Zug und der Gegner ist zum Vorrük- ken gebracht. Greif also nur mit guter Vorbereitung an; dazu gehört, dass die Officiere schon grösstentheils im Spiele sind. Schlägt der Angriff gut an, so lass dich durch keine Lockspeise hindern, die dir der Gegner hinstellt; man spielt nicht um Steine zu gewinnen, sondern um Matt zu machen; gieb daher lieber Steine hin, um dir die Verschanzungen zu öffnen.
e) Ist ein feindlicher Stein zu schlagen, so sieh erst zu, ob du ihn ohne Schaden neh- men kannst; unterscheide ob ihn der Geg- ner aus Verseben, aus Zwange oder mit Fleisse verliert. Kurz es ist nicht immer Gewinn, einen Stein zu nehmen, man kann den
indem er zu gewinnen glaubt. Hierin be- ſteht die ſeltnere und feinſte Spielart. Weit gewöhnlicher iſt es, ſeine Abſicht zu ver- heimlichen, ſo lange ſie noch vereitelt wer- den kann; aber mit offenbarer Gewalt zu ſpielen, wenn dieſs nicht mehr der Fall iſt.
c) Dem Könige Schach bieten ohne Kraft, iſt ſchlecht geſpielt, wenn man nicht einen beſondern Vortheil dadurch erlangen will. Kann der Gegner den ſchachbietenden Stein gleich wieder zurückſchlagen, ſo verliert man einen Zug und der Gegner iſt zum Vorrük- ken gebracht. Greif alſo nur mit guter Vorbereitung an; dazu gehört, daſs die Officiere ſchon gröſstentheils im Spiele ſind. Schlägt der Angriff gut an, ſo laſs dich durch keine Lockſpeiſe hindern, die dir der Gegner hinſtellt; man ſpielt nicht um Steine zu gewinnen, ſondern um Matt zu machen; gieb daher lieber Steine hin, um dir die Verſchanzungen zu öffnen.
e) Iſt ein feindlicher Stein zu ſchlagen, ſo ſieh erſt zu, ob du ihn ohne Schaden neh- men kannſt; unterſcheide ob ihn der Geg- ner aus Verſeben, aus Zwange oder mit Fleiſse verliert. Kurz es iſt nicht immer Gewinn, einen Stein zu nehmen, man kann den
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indem er zu gewinnen glaubt. Hierin be-
ſteht die ſeltnere und feinſte Spielart. Weit
gewöhnlicher iſt es, ſeine Abſicht zu ver-
heimlichen, ſo lange ſie noch vereitelt wer-
den kann; aber mit offenbarer Gewalt
zu ſpielen, wenn dieſs nicht mehr der Fall
iſt.
c) Dem Könige Schach bieten ohne Kraft,
iſt ſchlecht geſpielt, wenn man nicht einen
beſondern Vortheil dadurch erlangen will.
Kann der Gegner den ſchachbietenden Stein
gleich wieder zurückſchlagen, ſo verliert man
einen Zug und der Gegner iſt zum Vorrük-
ken gebracht. Greif alſo nur mit guter
Vorbereitung an; dazu gehört, daſs die
Officiere ſchon gröſstentheils im Spiele ſind.
Schlägt der Angriff gut an, ſo laſs dich
durch keine Lockſpeiſe hindern, die dir
der Gegner hinſtellt; man ſpielt nicht um
Steine zu gewinnen, ſondern um Matt zu
machen; gieb daher lieber Steine hin, um
dir die Verſchanzungen zu öffnen.
e) Iſt ein feindlicher Stein zu ſchlagen, ſo
ſieh erſt zu, ob du ihn ohne Schaden neh-
men kannſt; unterſcheide ob ihn der Geg-
ner aus Verſeben, aus Zwange oder mit Fleiſse
verliert. Kurz es iſt nicht immer Gewinn,
einen Stein zu nehmen, man kann den
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/506>, abgerufen am 16.02.2025.
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