Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

nen, Zucker, Milch u. s. w. kurz alles was man
haben will, und Alle haben Lust zu kaufen. Ermacht
bey Fritz den Anfang: "Was willst du kaufen?"
-- Milch. "Wozu willst du sie gebrauchen?"--
ich will sie trinken! Nun geht der Vater von Nach-
bar zu Nachbar, und Jeder muss ihm angeben,
wozu er die Milch gebrauchen will; da will sie
der Eine verbuttern, der Andre verkäsen, der
Dritte will damit bleichen, der Vierte Milchzuk-
ker daraus machen u. s. w. wer keinen ordentli-
chen gewöhnlichen Gebrauch davon anzugeben
weiss, oder das nochmals sagt, was schon von
den Andern angegeben ist: erhält von ihm einen
spasshaften Klapps. Ist man mit der Milch her-
um und merkt der Vater, dass wohl eben nichts
mehr davon zu sagen übrig seyn möchte: so lässt
er sich von Fritzens Nachbar einen neuen Arti-
kel abkaufen und es geht damit wie oben. Auf-
merksamkeit, Gedächtniss, Wiedererinnerung
und Nachdenken kommen dadurch bey den
Kleinen in Uebung; sie gewöhnen sich bey den
Sachen mehr als den Namen zu denken und die
Gestalt vorzustellen; sie lernen mit ihren Ge-
danken weiter greifen, die Association der Ideen
wird lebhafter. Es ist daher ein gutes Spiel. Das
Unterhaltende desselben beruht auf dem gesell-
schaftlichen Tone, so wie auf der Stimmung der
Kinder; ziehn diese schon Würfel und Karten

E e 4

nen, Zucker, Milch u. ſ. w. kurz alles was man
haben will, und Alle haben Luſt zu kaufen. Ermacht
bey Fritz den Anfang: „Was willſt du kaufen?“
Milch. „Wozu willſt du ſie gebrauchen?“—
ich will ſie trinken! Nun geht der Vater von Nach-
bar zu Nachbar, und Jeder muſs ihm angeben,
wozu er die Milch gebrauchen will; da will ſie
der Eine verbuttern, der Andre verkäſen, der
Dritte will damit bleichen, der Vierte Milchzuk-
ker daraus machen u. ſ. w. wer keinen ordentli-
chen gewöhnlichen Gebrauch davon anzugeben
weiſs, oder das nochmals ſagt, was ſchon von
den Andern angegeben iſt: erhält von ihm einen
ſpaſshaften Klapps. Iſt man mit der Milch her-
um und merkt der Vater, daſs wohl eben nichts
mehr davon zu ſagen übrig ſeyn möchte: ſo läſst
er ſich von Fritzens Nachbar einen neuen Arti-
kel abkaufen und es geht damit wie oben. Auf-
merkſamkeit, Gedächtniſs, Wiedererinnerung
und Nachdenken kommen dadurch bey den
Kleinen in Uebung; ſie gewöhnen ſich bey den
Sachen mehr als den Namen zu denken und die
Geſtalt vorzuſtellen; ſie lernen mit ihren Ge-
danken weiter greifen, die Aſſociation der Ideen
wird lebhafter. Es iſt daher ein gutes Spiel. Das
Unterhaltende deſſelben beruht auf dem geſell-
ſchaftlichen Tone, ſo wie auf der Stimmung der
Kinder; ziehn dieſe ſchon Würfel und Karten

E e 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0471" n="439"/>
nen, Zucker, Milch u. &#x017F;. w. kurz alles was man<lb/>
haben will, und Alle haben Lu&#x017F;t zu kaufen. Ermacht<lb/>
bey <hi rendition="#i">Fritz</hi> den Anfang: &#x201E;Was will&#x017F;t du kaufen?&#x201C;<lb/>
&#x2014; <hi rendition="#i">Milch</hi>. &#x201E;Wozu will&#x017F;t du &#x017F;ie gebrauchen?&#x201C;&#x2014;<lb/><hi rendition="#i">ich will &#x017F;ie trinken</hi>! Nun geht der Vater von Nach-<lb/>
bar zu Nachbar, und Jeder mu&#x017F;s ihm angeben,<lb/>
wozu er die Milch gebrauchen will; da will &#x017F;ie<lb/>
der Eine verbuttern, der Andre verkä&#x017F;en, der<lb/>
Dritte will damit bleichen, der Vierte Milchzuk-<lb/>
ker daraus machen u. &#x017F;. w. wer keinen ordentli-<lb/>
chen gewöhnlichen Gebrauch davon anzugeben<lb/>
wei&#x017F;s, oder das nochmals &#x017F;agt, was &#x017F;chon von<lb/>
den Andern angegeben i&#x017F;t: erhält von ihm einen<lb/>
&#x017F;pa&#x017F;shaften Klapps. I&#x017F;t man mit der Milch her-<lb/>
um und merkt der Vater, da&#x017F;s wohl eben nichts<lb/>
mehr davon zu &#x017F;agen übrig &#x017F;eyn möchte: &#x017F;o lä&#x017F;st<lb/>
er &#x017F;ich von Fritzens Nachbar einen neuen Arti-<lb/>
kel abkaufen und es geht damit wie oben. Auf-<lb/>
merk&#x017F;amkeit, Gedächtni&#x017F;s, Wiedererinnerung<lb/>
und Nachdenken kommen dadurch bey den<lb/>
Kleinen in Uebung; &#x017F;ie gewöhnen &#x017F;ich bey den<lb/>
Sachen mehr als den Namen zu denken und die<lb/>
Ge&#x017F;talt vorzu&#x017F;tellen; &#x017F;ie lernen mit ihren Ge-<lb/>
danken weiter greifen, die A&#x017F;&#x017F;ociation der Ideen<lb/>
wird lebhafter. Es i&#x017F;t daher ein gutes Spiel. Das<lb/>
Unterhaltende de&#x017F;&#x017F;elben beruht auf dem ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chaftlichen Tone, &#x017F;o wie auf der Stimmung der<lb/>
Kinder; ziehn die&#x017F;e &#x017F;chon Würfel und Karten<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e 4</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[439/0471] nen, Zucker, Milch u. ſ. w. kurz alles was man haben will, und Alle haben Luſt zu kaufen. Ermacht bey Fritz den Anfang: „Was willſt du kaufen?“ — Milch. „Wozu willſt du ſie gebrauchen?“— ich will ſie trinken! Nun geht der Vater von Nach- bar zu Nachbar, und Jeder muſs ihm angeben, wozu er die Milch gebrauchen will; da will ſie der Eine verbuttern, der Andre verkäſen, der Dritte will damit bleichen, der Vierte Milchzuk- ker daraus machen u. ſ. w. wer keinen ordentli- chen gewöhnlichen Gebrauch davon anzugeben weiſs, oder das nochmals ſagt, was ſchon von den Andern angegeben iſt: erhält von ihm einen ſpaſshaften Klapps. Iſt man mit der Milch her- um und merkt der Vater, daſs wohl eben nichts mehr davon zu ſagen übrig ſeyn möchte: ſo läſst er ſich von Fritzens Nachbar einen neuen Arti- kel abkaufen und es geht damit wie oben. Auf- merkſamkeit, Gedächtniſs, Wiedererinnerung und Nachdenken kommen dadurch bey den Kleinen in Uebung; ſie gewöhnen ſich bey den Sachen mehr als den Namen zu denken und die Geſtalt vorzuſtellen; ſie lernen mit ihren Ge- danken weiter greifen, die Aſſociation der Ideen wird lebhafter. Es iſt daher ein gutes Spiel. Das Unterhaltende deſſelben beruht auf dem geſell- ſchaftlichen Tone, ſo wie auf der Stimmung der Kinder; ziehn dieſe ſchon Würfel und Karten E e 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/471
Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/471>, abgerufen am 10.05.2024.