Volksbiographien zu bearbeiten, sollten daher diese verrätherischen Kleinigkeiten nicht ent- wischen. "Ein aufgeklärter Geist verachtet nichts. Nichts, was den Menschen angeht, nichts was ihn bezeichnet, nichts was die verborgenen Federn und Räder seines Herzens aufdeckt, ist dem Philosophen unerheblich. Und wo ist der Mensch weniger auf seiner Hut, als wenn er spielt? Worin spiegelt sich der Charakter einer Nation aufrichtiger ab, als in ihren herrschen- den Ergötzungen? -- Was Plato von der Mu- sik eines jeden Volkes sagt, gilt auch von seinen Spielen; keine Veränderung in diesen -- (wie in dieser) die nicht die Vorbedeutung oder die Folgen einer Veränderung in seinem sittlichen oder politischen Zustande sey!" *)
Ich habe gesagt, Spiele seyen wichtige Klei- nigkeiten; denn wenn man von der einen Sei- te aus den Spielen auf den sittlichen und poli- tischen Zustand einer Nation schliessen kann: so darf man von einer andern, aus jener genauen Verbindung, den Schluss machen, dass die Spiele auf den Charakter merklichen Einfluss haben werden, dass sie daher zu den Erziehungsmit- teln ganzer Nationen gehören. Es liegt frey- lich in der Natur der Sache, dass sie oft nach
*)Wieland in d. Merkur 1781. Febr. Seite 140.
Volksbiographien zu bearbeiten, ſollten daher dieſe verrätheriſchen Kleinigkeiten nicht ent- wiſchen. „Ein aufgeklärter Geiſt verachtet nichts. Nichts, was den Menſchen angeht, nichts was ihn bezeichnet, nichts was die verborgenen Federn und Räder ſeines Herzens aufdeckt, iſt dem Philoſophen unerheblich. Und wo iſt der Menſch weniger auf ſeiner Hut, als wenn er ſpielt? Worin ſpiegelt ſich der Charakter einer Nation aufrichtiger ab, als in ihren herrſchen- den Ergötzungen? — Was Plato von der Mu- ſik eines jeden Volkes ſagt, gilt auch von ſeinen Spielen; keine Veränderung in dieſen — (wie in dieſer) die nicht die Vorbedeutung oder die Folgen einer Veränderung in ſeinem ſittlichen oder politiſchen Zuſtande ſey!“ *)
Ich habe geſagt, Spiele ſeyen wichtige Klei- nigkeiten; denn wenn man von der einen Sei- te aus den Spielen auf den ſittlichen und poli- tiſchen Zuſtand einer Nation ſchlieſsen kann: ſo darf man von einer andern, aus jener genauen Verbindung, den Schluſs machen, daſs die Spiele auf den Charakter merklichen Einfluſs haben werden, daſs ſie daher zu den Erziehungsmit- teln ganzer Nationen gehören. Es liegt frey- lich in der Natur der Sache, daſs ſie oft nach
*)Wieland in d. Merkur 1781. Febr. Seite 140.
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Volksbiographien zu bearbeiten, ſollten daher
dieſe verrätheriſchen Kleinigkeiten nicht ent-
wiſchen. „Ein aufgeklärter Geiſt verachtet
nichts. Nichts, was den Menſchen angeht, nichts
was ihn bezeichnet, nichts was die verborgenen
Federn und Räder ſeines Herzens aufdeckt, iſt
dem Philoſophen unerheblich. Und wo iſt der
Menſch weniger auf ſeiner Hut, als wenn er
ſpielt? Worin ſpiegelt ſich der Charakter einer
Nation aufrichtiger ab, als in ihren herrſchen-
den Ergötzungen? — Was Plato von der Mu-
ſik eines jeden Volkes ſagt, gilt auch von ſeinen
Spielen; keine Veränderung in dieſen — (wie
in dieſer) die nicht die Vorbedeutung oder die
Folgen einer Veränderung in ſeinem ſittlichen
oder politiſchen Zuſtande ſey!“ *)
Ich habe geſagt, Spiele ſeyen wichtige Klei-
nigkeiten; denn wenn man von der einen Sei-
te aus den Spielen auf den ſittlichen und poli-
tiſchen Zuſtand einer Nation ſchlieſsen kann:
ſo darf man von einer andern, aus jener genauen
Verbindung, den Schluſs machen, daſs die Spiele
auf den Charakter merklichen Einfluſs haben
werden, daſs ſie daher zu den Erziehungsmit-
teln ganzer Nationen gehören. Es liegt frey-
lich in der Natur der Sache, daſs ſie oft nach
*) Wieland in d. Merkur 1781. Febr. Seite 140.
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/45>, abgerufen am 24.11.2024.
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