Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Indess diese Veranstaltungen getroffen wer-
den, wird der neu Aufzunehmende von zwey
andern an einem andern Orte zur Feyerlichkeit
vorbereitet. Man sagt ihm, wie er sich zu beneh-
men habe und wartet so lange bis die Gesand-
schaft kommt die ihn einladet. Der Grossmei-
ster sendet, wenn alles fertig ist, einen Ritter, der
ihn feyerlich beym Namen nennt und einladet.
Seine zwey Gefährten führen ihn hinein. Das
Zimmer ist halb hell, oder wohl gar durch Spi-
ritus erleuchtet, oder durch viel Lichter blen-
dend gemacht. Der Grossmeister fordert ihn
vor sich; er wird gebracht und lässt sich auf ein
Knie vor ihm nieder. Jezt beginnt jener eine
pathetische Anrede, über die Veranlassung der
Feyerlichkeit, über das Wesen und den Zweck
des Ordens. Er liest ihm aus dem Folianten die
Ordensgelübde z. E. Verschwiegenheit, Tapfer-
keit u. s. w. vor und lässt ihn geloben. Er er-
hält das obige ritterliche Kostum und der Gross-
meister ertheilt ihm hierauf mit seinem Schwerd-
te feyerlich drey Ritterschläge. Hierauf führt
er ihn zu den beyden ältesten Rittern, um ihn un-
ter die Zahl der Gesellschaft dadurch aufzuneh-
men, dass er sich zwischen Ihnen niederlässt.
Er thut diess und sezt sich, indem die beyden
Ritter gleichzeitig aufstehn zwischen den beyden
Stühlen nieder, wenn man will, in eine vorher

Indeſs dieſe Veranſtaltungen getroffen wer-
den, wird der neu Aufzunehmende von zwey
andern an einem andern Orte zur Feyerlichkeit
vorbereitet. Man ſagt ihm, wie er ſich zu beneh-
men habe und wartet ſo lange bis die Geſand-
ſchaft kommt die ihn einladet. Der Groſsmei-
ſter ſendet, wenn alles fertig iſt, einen Ritter, der
ihn feyerlich beym Namen nennt und einladet.
Seine zwey Gefährten führen ihn hinein. Das
Zimmer iſt halb hell, oder wohl gar durch Spi-
ritus erleuchtet, oder durch viel Lichter blen-
dend gemacht. Der Groſsmeiſter fordert ihn
vor ſich; er wird gebracht und läſst ſich auf ein
Knie vor ihm nieder. Jezt beginnt jener eine
pathetiſche Anrede, über die Veranlaſſung der
Feyerlichkeit, über das Weſen und den Zweck
des Ordens. Er lieſt ihm aus dem Folianten die
Ordensgelübde z. E. Verſchwiegenheit, Tapfer-
keit u. ſ. w. vor und läſst ihn geloben. Er er-
hält das obige ritterliche Koſtum und der Groſs-
meiſter ertheilt ihm hierauf mit ſeinem Schwerd-
te feyerlich drey Ritterſchläge. Hierauf führt
er ihn zu den beyden älteſten Rittern, um ihn un-
ter die Zahl der Geſellſchaft dadurch aufzuneh-
men, daſs er ſich zwiſchen Ihnen niederläſst.
Er thut dieſs und ſezt ſich, indem die beyden
Ritter gleichzeitig aufſtehn zwiſchen den beyden
Stühlen nieder, wenn man will, in eine vorher

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0422" n="390"/>
              <p>Inde&#x017F;s die&#x017F;e Veran&#x017F;taltungen getroffen wer-<lb/>
den, wird der neu Aufzunehmende von zwey<lb/>
andern an einem andern Orte zur Feyerlichkeit<lb/>
vorbereitet. Man &#x017F;agt ihm, wie er &#x017F;ich zu beneh-<lb/>
men habe und wartet &#x017F;o lange bis die Ge&#x017F;and-<lb/>
&#x017F;chaft kommt die ihn einladet. Der Gro&#x017F;smei-<lb/>
&#x017F;ter &#x017F;endet, wenn alles fertig i&#x017F;t, einen Ritter, der<lb/>
ihn feyerlich beym Namen nennt und einladet.<lb/>
Seine zwey Gefährten führen ihn hinein. Das<lb/>
Zimmer i&#x017F;t halb hell, oder wohl gar durch Spi-<lb/>
ritus erleuchtet, oder durch viel Lichter blen-<lb/>
dend gemacht. Der Gro&#x017F;smei&#x017F;ter fordert ihn<lb/>
vor &#x017F;ich; er wird gebracht und lä&#x017F;st &#x017F;ich auf ein<lb/>
Knie vor ihm nieder. Jezt beginnt jener eine<lb/>
patheti&#x017F;che Anrede, über die Veranla&#x017F;&#x017F;ung der<lb/>
Feyerlichkeit, über das We&#x017F;en und den Zweck<lb/>
des Ordens. Er lie&#x017F;t ihm aus dem Folianten die<lb/>
Ordensgelübde z. E. Ver&#x017F;chwiegenheit, Tapfer-<lb/>
keit u. &#x017F;. w. vor und lä&#x017F;st ihn geloben. Er er-<lb/>
hält das obige ritterliche Ko&#x017F;tum und der Gro&#x017F;s-<lb/>
mei&#x017F;ter ertheilt ihm hierauf mit &#x017F;einem Schwerd-<lb/>
te feyerlich drey Ritter&#x017F;chläge. Hierauf führt<lb/>
er ihn zu den beyden älte&#x017F;ten Rittern, um ihn un-<lb/>
ter die Zahl der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft dadurch aufzuneh-<lb/>
men, da&#x017F;s er &#x017F;ich zwi&#x017F;chen Ihnen niederlä&#x017F;st.<lb/>
Er thut die&#x017F;s und &#x017F;ezt &#x017F;ich, indem die beyden<lb/>
Ritter gleichzeitig auf&#x017F;tehn zwi&#x017F;chen den beyden<lb/>
Stühlen nieder, wenn man will, in eine vorher<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[390/0422] Indeſs dieſe Veranſtaltungen getroffen wer- den, wird der neu Aufzunehmende von zwey andern an einem andern Orte zur Feyerlichkeit vorbereitet. Man ſagt ihm, wie er ſich zu beneh- men habe und wartet ſo lange bis die Geſand- ſchaft kommt die ihn einladet. Der Groſsmei- ſter ſendet, wenn alles fertig iſt, einen Ritter, der ihn feyerlich beym Namen nennt und einladet. Seine zwey Gefährten führen ihn hinein. Das Zimmer iſt halb hell, oder wohl gar durch Spi- ritus erleuchtet, oder durch viel Lichter blen- dend gemacht. Der Groſsmeiſter fordert ihn vor ſich; er wird gebracht und läſst ſich auf ein Knie vor ihm nieder. Jezt beginnt jener eine pathetiſche Anrede, über die Veranlaſſung der Feyerlichkeit, über das Weſen und den Zweck des Ordens. Er lieſt ihm aus dem Folianten die Ordensgelübde z. E. Verſchwiegenheit, Tapfer- keit u. ſ. w. vor und läſst ihn geloben. Er er- hält das obige ritterliche Koſtum und der Groſs- meiſter ertheilt ihm hierauf mit ſeinem Schwerd- te feyerlich drey Ritterſchläge. Hierauf führt er ihn zu den beyden älteſten Rittern, um ihn un- ter die Zahl der Geſellſchaft dadurch aufzuneh- men, daſs er ſich zwiſchen Ihnen niederläſst. Er thut dieſs und ſezt ſich, indem die beyden Ritter gleichzeitig aufſtehn zwiſchen den beyden Stühlen nieder, wenn man will, in eine vorher

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/422
Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/422>, abgerufen am 21.11.2024.