Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

lich. Wie Gellerts Henne mit strupfichtem Gefie-
der läuft er am Ufer umher. Da schwimmen die
schöne Sachen, Braten, Kuchen u s. w. und Fritz
wurde in der Herzensangst ein Fischer. Mit
einem abgebrochenen Baumzweige eilt er hin-
zu und fischt euch nichts heraus als eine Citro-
ne. Wie sauer ihm die im Wirthshause bey
Käse und Brod schmeckte, könnt ihr leicht
denken. Meine Geschichte ist aus.

Ein ganz passendes Muster ist diese Erzählung
freylich nicht, denn ob sie gleich nach den vor-
her bestimmten Wörtern zusammengesetzt ist,
so wurde sie doch am Schreibtilche gemacht
und ist daher nicht völlig extemporirt. Alle
Zwischenreden der Umhersitzenden sind um der
Kürze Willen weggelassen. Ein Paar sehr nied-
liche Beyspiele findet man auch im Kinderalma-
nach von 1795 sammt dem ganzen Tone, den ich
in dergl. Jugend gesellschaften wünschte.

Dieses Spiel verdiente allgemein bekannt,
und recht oft gespielt zu werden; es ist überall
auch im Freyen auf einem Spaziergange aus-
führbar. Die Jugend gewöhnt sich dabey an
eine gewisse Ordnung im Denken, sie erwirbt
sich bey guten Mustern allmählich guten Aus-
druck und das Fliessende, Zusammenhängende,
ohne welches die Erzählung verkrüppelt zur
Welt kommt. Blöde Kinder erlangen, wenn

A a 3

lich. Wie Gellerts Henne mit ſtrupfichtem Gefie-
der läuft er am Ufer umher. Da ſchwimmen die
ſchöne Sachen, Braten, Kuchen u ſ. w. und Fritz
wurde in der Herzensangſt ein Fiſcher. Mit
einem abgebrochenen Baumzweige eilt er hin-
zu und fiſcht euch nichts heraus als eine Citro-
ne. Wie ſauer ihm die im Wirthshauſe bey
Käſe und Brod ſchmeckte, könnt ihr leicht
denken. Meine Geſchichte iſt aus.

Ein ganz paſſendes Muſter iſt dieſe Erzählung
freylich nicht, denn ob ſie gleich nach den vor-
her beſtimmten Wörtern zuſammengeſetzt iſt,
ſo wurde ſie doch am Schreibtilche gemacht
und iſt daher nicht völlig extemporirt. Alle
Zwiſchenreden der Umherſitzenden ſind um der
Kürze Willen weggelaſſen. Ein Paar ſehr nied-
liche Beyſpiele findet man auch im Kinderalma-
nach von 1795 ſammt dem ganzen Tone, den ich
in dergl. Jugend geſellſchaften wünſchte.

Dieſes Spiel verdiente allgemein bekannt,
und recht oft geſpielt zu werden; es iſt überall
auch im Freyen auf einem Spaziergange aus-
führbar. Die Jugend gewöhnt ſich dabey an
eine gewiſſe Ordnung im Denken, ſie erwirbt
ſich bey guten Muſtern allmählich guten Aus-
druck und das Flieſsende, Zuſammenhängende,
ohne welches die Erzählung verkrüppelt zur
Welt kommt. Blöde Kinder erlangen, wenn

A a 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0405" n="373"/>
lich. Wie Gellerts Henne mit &#x017F;trupfichtem Gefie-<lb/>
der läuft er am Ufer umher. Da &#x017F;chwimmen die<lb/>
&#x017F;chöne Sachen, Braten, Kuchen u &#x017F;. w. und Fritz<lb/>
wurde in der Herzensang&#x017F;t ein Fi&#x017F;cher. Mit<lb/>
einem abgebrochenen Baumzweige eilt er hin-<lb/>
zu und fi&#x017F;cht euch nichts heraus als eine <hi rendition="#i">Citro-<lb/>
ne</hi>. Wie &#x017F;auer ihm die im Wirthshau&#x017F;e bey<lb/>
Kä&#x017F;e und Brod &#x017F;chmeckte, könnt ihr leicht<lb/>
denken. Meine Ge&#x017F;chichte i&#x017F;t aus.</p><lb/>
              <p>Ein ganz pa&#x017F;&#x017F;endes Mu&#x017F;ter i&#x017F;t die&#x017F;e Erzählung<lb/>
freylich nicht, denn ob &#x017F;ie gleich nach den vor-<lb/>
her be&#x017F;timmten Wörtern zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzt i&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;o wurde &#x017F;ie doch am Schreibtilche gemacht<lb/>
und i&#x017F;t daher nicht völlig extemporirt. Alle<lb/>
Zwi&#x017F;chenreden der Umher&#x017F;itzenden &#x017F;ind um der<lb/>
Kürze Willen weggela&#x017F;&#x017F;en. Ein Paar &#x017F;ehr nied-<lb/>
liche Bey&#x017F;piele findet man auch im Kinderalma-<lb/>
nach von 1795 &#x017F;ammt dem ganzen Tone, den ich<lb/>
in dergl. Jugend ge&#x017F;ell&#x017F;chaften wün&#x017F;chte.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;es Spiel verdiente allgemein bekannt,<lb/>
und recht oft ge&#x017F;pielt zu werden; es i&#x017F;t überall<lb/>
auch im Freyen auf einem Spaziergange aus-<lb/>
führbar. Die Jugend gewöhnt &#x017F;ich dabey an<lb/>
eine gewi&#x017F;&#x017F;e Ordnung im Denken, &#x017F;ie erwirbt<lb/>
&#x017F;ich bey guten Mu&#x017F;tern allmählich guten Aus-<lb/>
druck und das Flie&#x017F;sende, Zu&#x017F;ammenhängende,<lb/>
ohne welches die Erzählung verkrüppelt zur<lb/>
Welt kommt. Blöde Kinder erlangen, wenn<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a 3</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[373/0405] lich. Wie Gellerts Henne mit ſtrupfichtem Gefie- der läuft er am Ufer umher. Da ſchwimmen die ſchöne Sachen, Braten, Kuchen u ſ. w. und Fritz wurde in der Herzensangſt ein Fiſcher. Mit einem abgebrochenen Baumzweige eilt er hin- zu und fiſcht euch nichts heraus als eine Citro- ne. Wie ſauer ihm die im Wirthshauſe bey Käſe und Brod ſchmeckte, könnt ihr leicht denken. Meine Geſchichte iſt aus. Ein ganz paſſendes Muſter iſt dieſe Erzählung freylich nicht, denn ob ſie gleich nach den vor- her beſtimmten Wörtern zuſammengeſetzt iſt, ſo wurde ſie doch am Schreibtilche gemacht und iſt daher nicht völlig extemporirt. Alle Zwiſchenreden der Umherſitzenden ſind um der Kürze Willen weggelaſſen. Ein Paar ſehr nied- liche Beyſpiele findet man auch im Kinderalma- nach von 1795 ſammt dem ganzen Tone, den ich in dergl. Jugend geſellſchaften wünſchte. Dieſes Spiel verdiente allgemein bekannt, und recht oft geſpielt zu werden; es iſt überall auch im Freyen auf einem Spaziergange aus- führbar. Die Jugend gewöhnt ſich dabey an eine gewiſſe Ordnung im Denken, ſie erwirbt ſich bey guten Muſtern allmählich guten Aus- druck und das Flieſsende, Zuſammenhängende, ohne welches die Erzählung verkrüppelt zur Welt kommt. Blöde Kinder erlangen, wenn A a 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/405
Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/405>, abgerufen am 12.05.2024.