Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

selbe ist auch der Fall, wenn sie die schlagende
Hand ergreift und festhält.

In Frankreich heisst das Spiel La main chaude
in England Hot-Cockles. Bey den Griechen war
der Kollabismos dasselbe; denn das Kollabiz[ - 1 Zeichen fehlt] be-
stand darin, dass der Geblendete den errieth,
welcher ihm einen Schlag gegeben hatte, oder
vielleicht auch, dass er angab, mit welcher Hand
es geschehen sey. Hier heisst es, Wer wars?
weil diess die Hauptfrage dabey ist.


60. Der Gerichtshof,
oder
das Amtmannsspiel.

Obgleich diess Spiel in manchen Gegenden be-
kannt genug ist, so gebe ich ihm doch vor man-
chen nagelneuen Spiele den Vorzug, bey wel-
chem es weder mit Ernste noch Spasse recht fort
will. Es sind wenigstens sechs Personen dazu
nöthig, können aber auch mehrere daran Theil
nehmen. Man nimmt aus einem Spiele so viel
Karten, als Personen da sind. Der Daus bedeu-
tet den Amtmann, der Ober den Kläger, der Un-
ter den Gerichtsdiener oder Büttel, die Sieben den
Dieb. Alle Uebrigen, nämlich die Zehn, Neun,
Acht sind Bauern. Ist die Gesellschaft noch stär-

ſelbe iſt auch der Fall, wenn ſie die ſchlagende
Hand ergreift und feſthält.

In Frankreich heiſst das Spiel La main chaude
in England Hot-Cockles. Bey den Griechen war
der Κολλαβισμος daſſelbe; denn das Κολλαβιζϵ[ – 1 Zeichen fehlt] be-
ſtand darin, daſs der Geblendete den errieth,
welcher ihm einen Schlag gegeben hatte, oder
vielleicht auch, daſs er angab, mit welcher Hand
es geſchehen ſey. Hier heiſst es, Wer wars?
weil dieſs die Hauptfrage dabey iſt.


60. Der Gerichtshof,
oder
das Amtmannsſpiel.

Obgleich dieſs Spiel in manchen Gegenden be-
kannt genug iſt, ſo gebe ich ihm doch vor man-
chen nagelneuen Spiele den Vorzug, bey wel-
chem es weder mit Ernſte noch Spaſse recht fort
will. Es ſind wenigſtens ſechs Perſonen dazu
nöthig, können aber auch mehrere daran Theil
nehmen. Man nimmt aus einem Spiele ſo viel
Karten, als Perſonen da ſind. Der Daus bedeu-
tet den Amtmann, der Ober den Kläger, der Un-
ter den Gerichtsdiener oder Büttel, die Sieben den
Dieb. Alle Uebrigen, nämlich die Zehn, Neun,
Acht ſind Bauern. Iſt die Geſellſchaft noch ſtär-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0322" n="290"/>
&#x017F;elbe i&#x017F;t auch der Fall, wenn &#x017F;ie die &#x017F;chlagende<lb/>
Hand ergreift und fe&#x017F;thält.</p><lb/>
              <p>In Frankreich hei&#x017F;st das Spiel <hi rendition="#i">La main chaude</hi><lb/>
in England <hi rendition="#i">Hot-Cockles</hi>. Bey den Griechen war<lb/>
der &#x039A;&#x03BF;&#x03BB;&#x03BB;&#x03B1;&#x03B2;&#x03B9;&#x03C3;&#x03BC;&#x03BF;&#x03C2; da&#x017F;&#x017F;elbe; denn das &#x039A;&#x03BF;&#x03BB;&#x03BB;&#x03B1;&#x03B2;&#x03B9;&#x03B6;&#x03F5;<gap unit="chars" quantity="1"/> be-<lb/>
&#x017F;tand darin, da&#x017F;s der Geblendete den errieth,<lb/>
welcher ihm einen Schlag gegeben hatte, oder<lb/>
vielleicht auch, da&#x017F;s er angab, mit welcher Hand<lb/>
es ge&#x017F;chehen &#x017F;ey. Hier hei&#x017F;st es, <hi rendition="#i">Wer wars?</hi><lb/>
weil die&#x017F;s die Hauptfrage dabey i&#x017F;t.</p>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head>60. Der Gerichtshof,<lb/>
oder<lb/><hi rendition="#g">das Amtmanns&#x017F;piel</hi>.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">O</hi>bgleich die&#x017F;s Spiel in manchen Gegenden be-<lb/>
kannt genug i&#x017F;t, &#x017F;o gebe ich ihm doch vor man-<lb/>
chen nagelneuen Spiele den Vorzug, bey wel-<lb/>
chem es weder mit Ern&#x017F;te noch Spa&#x017F;se recht fort<lb/>
will. Es &#x017F;ind wenig&#x017F;tens &#x017F;echs Per&#x017F;onen dazu<lb/>
nöthig, können aber auch mehrere daran Theil<lb/>
nehmen. Man nimmt aus einem Spiele &#x017F;o viel<lb/>
Karten, als Per&#x017F;onen da &#x017F;ind. Der Daus bedeu-<lb/>
tet den <hi rendition="#i">Amtmann</hi>, der Ober den <hi rendition="#i">Kläger</hi>, der Un-<lb/>
ter den <hi rendition="#i">Gerichtsdiener</hi> oder <hi rendition="#i">Büttel</hi>, die Sieben den<lb/><hi rendition="#i">Dieb</hi>. Alle Uebrigen, nämlich die Zehn, Neun,<lb/>
Acht &#x017F;ind <hi rendition="#i">Bauern</hi>. I&#x017F;t die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft noch &#x017F;tär-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[290/0322] ſelbe iſt auch der Fall, wenn ſie die ſchlagende Hand ergreift und feſthält. In Frankreich heiſst das Spiel La main chaude in England Hot-Cockles. Bey den Griechen war der Κολλαβισμος daſſelbe; denn das Κολλαβιζϵ_ be- ſtand darin, daſs der Geblendete den errieth, welcher ihm einen Schlag gegeben hatte, oder vielleicht auch, daſs er angab, mit welcher Hand es geſchehen ſey. Hier heiſst es, Wer wars? weil dieſs die Hauptfrage dabey iſt. 60. Der Gerichtshof, oder das Amtmannsſpiel. Obgleich dieſs Spiel in manchen Gegenden be- kannt genug iſt, ſo gebe ich ihm doch vor man- chen nagelneuen Spiele den Vorzug, bey wel- chem es weder mit Ernſte noch Spaſse recht fort will. Es ſind wenigſtens ſechs Perſonen dazu nöthig, können aber auch mehrere daran Theil nehmen. Man nimmt aus einem Spiele ſo viel Karten, als Perſonen da ſind. Der Daus bedeu- tet den Amtmann, der Ober den Kläger, der Un- ter den Gerichtsdiener oder Büttel, die Sieben den Dieb. Alle Uebrigen, nämlich die Zehn, Neun, Acht ſind Bauern. Iſt die Geſellſchaft noch ſtär-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/322
Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/322>, abgerufen am 24.11.2024.