rest der Gesellschaft steht in einer langen Reihe, Mann hinter Mann, wie die wilden Gänse im Fluge, und einer fasst den andern hinten am Rok- ke fest. An der Spitze dieser Reihe steht die Henne, wozu eine starke und schnelle Person ge- nommen werden muss. Der Geyer nähert sich mit Springen und Laufen bald links bald rechts und sucht durch sehr schnelle Wendungen den Jungen der Henne in die Flanken zu fallen; diese aber, mit ihrer ganzen Reihe in steter Be- wegung, springt ihm immer in den Weg, um ihm den Pass zu verhauen, stosst ihn zurück und hält ihn ab, wie sie nur immer kann. Die Jungen machen hinten unaufhörlich Schwenkun- gen bald links bald rechts, um dem Geyer aus dem Wege zu kommen, sie dürfen ihn daher nie aus dem Gesichte lassen. Glückt es dem Geyer in die Flanke zu kommen und ein Junges fest zu halten: so gehört es ihm mit allen den andern, die in der Reihe noch hinter demselben stehen. Diese so Gefangenen müssen sogleich ablassen und bey Seite treten. Der Geyer fährt auf eben die Art fort, bis die Henne aller Jungen beraubt ist.
Dieses Spiel verdient auf der einen Seite al- le Empfehlung, und gewährt den jungen Leuten ungemein viel Vergnügen, das sich fast durch ein ununterbrochenes Gelächter äusert; es giebt ei-
reſt der Geſellſchaft ſteht in einer langen Reihe, Mann hinter Mann, wie die wilden Gänſe im Fluge, und einer faſst den andern hinten am Rok- ke feſt. An der Spitze dieſer Reihe ſteht die Henne, wozu eine ſtarke und ſchnelle Perſon ge- nommen werden muſs. Der Geyer nähert ſich mit Springen und Laufen bald links bald rechts und ſucht durch ſehr ſchnelle Wendungen den Jungen der Henne in die Flanken zu fallen; dieſe aber, mit ihrer ganzen Reihe in ſteter Be- wegung, ſpringt ihm immer in den Weg, um ihm den Paſs zu verhauen, ſtoſst ihn zurück und hält ihn ab, wie ſie nur immer kann. Die Jungen machen hinten unaufhörlich Schwenkun- gen bald links bald rechts, um dem Geyer aus dem Wege zu kommen, ſie dürfen ihn daher nie aus dem Geſichte laſſen. Glückt es dem Geyer in die Flanke zu kommen und ein Junges feſt zu halten: ſo gehört es ihm mit allen den andern, die in der Reihe noch hinter demſelben ſtehen. Dieſe ſo Gefangenen müſſen ſogleich ablaſſen und bey Seite treten. Der Geyer fährt auf eben die Art fort, bis die Henne aller Jungen beraubt iſt.
Dieſes Spiel verdient auf der einen Seite al- le Empfehlung, und gewährt den jungen Leuten ungemein viel Vergnügen, das ſich faſt durch ein ununterbrochenes Gelächter äuſert; es giebt ei-
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reſt der Geſellſchaft ſteht in einer langen Reihe,
Mann hinter Mann, wie die wilden Gänſe im
Fluge, und einer faſst den andern hinten am Rok-
ke feſt. An der Spitze dieſer Reihe ſteht die
Henne, wozu eine ſtarke und ſchnelle Perſon ge-
nommen werden muſs. Der Geyer nähert ſich
mit Springen und Laufen bald links bald rechts
und ſucht durch ſehr ſchnelle Wendungen den
Jungen der Henne in die Flanken zu fallen;
dieſe aber, mit ihrer ganzen Reihe in ſteter Be-
wegung, ſpringt ihm immer in den Weg, um
ihm den Paſs zu verhauen, ſtoſst ihn zurück
und hält ihn ab, wie ſie nur immer kann. Die
Jungen machen hinten unaufhörlich Schwenkun-
gen bald links bald rechts, um dem Geyer aus
dem Wege zu kommen, ſie dürfen ihn daher nie
aus dem Geſichte laſſen. Glückt es dem Geyer
in die Flanke zu kommen und ein Junges feſt zu
halten: ſo gehört es ihm mit allen den andern,
die in der Reihe noch hinter demſelben ſtehen.
Dieſe ſo Gefangenen müſſen ſogleich ablaſſen
und bey Seite treten. Der Geyer fährt auf eben
die Art fort, bis die Henne aller Jungen beraubt
iſt.
Dieſes Spiel verdient auf der einen Seite al-
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ungemein viel Vergnügen, das ſich faſt durch ein
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/310>, abgerufen am 23.11.2024.
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