Stillstehen gebietet. Jetzt streckt er den Stock nach irgend einer Person des Kreises aus. Die- se muss ihn ergreifen und die Blindekuh hat das Recht, einen dreymaligen Laut von ihr zu for- dern. Man verstellt hierbey die Stimme so viel als möglich. Ist der Laut dreymal gegeben, so muss die Blindekuh hieraus die Person erken- nen. Kann sie diess nicht, so bleibt sie Blinde- kuh, man verlacht sie bey Nennung des falschen Namens und fängt den Ringeltanz von neuem an; kann sie aber die Person nennen: so ist sie frey, und der Genannte wird Blindekuh.
Dieses Spiel empfiehlt sich durch Beförderung der Fröhlichkeit, durch Uebung des Gehörs und durch einige damit verbundene Bewegung.
Fast ganz dasselbe und nur wenig davon ver- schieden, ist das Französische Colin Maillard, wel- ches auf zweyerley Art gespielt wird. Colin, die Blindekuh, steht in der Mitte, und seine Gespie- len sitzen um ihn her. Diese verwechseln ihre Plätze, Einer von ihnen führt die Blindekuh zu einer Person und fragt: wer ist das? Co- lin muss errathen, darf aber die Hände gar nicht gebrauchen, und ist auch nicht berechtiget, ei- nen Ton zu verlangen. Er hat also gar keinen Beystand, als das Ungefähr. Trifft er die Per- son, so ist er frey, im entgegengesetzten Fal- le wechselt man vom neuen und lässt wieder
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Stillſtehen gebietet. Jetzt ſtreckt er den Stock nach irgend einer Perſon des Kreiſes aus. Die- ſe muſs ihn ergreifen und die Blindekuh hat das Recht, einen dreymaligen Laut von ihr zu for- dern. Man verſtellt hierbey die Stimme ſo viel als möglich. Iſt der Laut dreymal gegeben, ſo muſs die Blindekuh hieraus die Perſon erken- nen. Kann ſie dieſs nicht, ſo bleibt ſie Blinde- kuh, man verlacht ſie bey Nennung des falſchen Namens und fängt den Ringeltanz von neuem an; kann ſie aber die Perſon nennen: ſo iſt ſie frey, und der Genannte wird Blindekuh.
Dieſes Spiel empfiehlt ſich durch Beförderung der Fröhlichkeit, durch Uebung des Gehörs und durch einige damit verbundene Bewegung.
Faſt ganz daſſelbe und nur wenig davon ver- ſchieden, iſt das Franzöſiſche Colin Maillard, wel- ches auf zweyerley Art geſpielt wird. Colin, die Blindekuh, ſteht in der Mitte, und ſeine Geſpie- len ſitzen um ihn her. Dieſe verwechſeln ihre Plätze, Einer von ihnen führt die Blindekuh zu einer Perſon und fragt: wer iſt das? Co- lin muſs errathen, darf aber die Hände gar nicht gebrauchen, und iſt auch nicht berechtiget, ei- nen Ton zu verlangen. Er hat alſo gar keinen Beyſtand, als das Ungefähr. Trifft er die Per- ſon, ſo iſt er frey, im entgegengeſetzten Fal- le wechſelt man vom neuen und läſst wieder
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Stillſtehen gebietet. Jetzt ſtreckt er den Stock
nach irgend einer Perſon des Kreiſes aus. Die-
ſe muſs ihn ergreifen und die Blindekuh hat das
Recht, einen dreymaligen Laut von ihr zu for-
dern. Man verſtellt hierbey die Stimme ſo viel
als möglich. Iſt der Laut dreymal gegeben, ſo
muſs die Blindekuh hieraus die Perſon erken-
nen. Kann ſie dieſs nicht, ſo bleibt ſie Blinde-
kuh, man verlacht ſie bey Nennung des falſchen
Namens und fängt den Ringeltanz von neuem an;
kann ſie aber die Perſon nennen: ſo iſt ſie frey,
und der Genannte wird Blindekuh.
Dieſes Spiel empfiehlt ſich durch Beförderung
der Fröhlichkeit, durch Uebung des Gehörs und
durch einige damit verbundene Bewegung.
Faſt ganz daſſelbe und nur wenig davon ver-
ſchieden, iſt das Franzöſiſche Colin Maillard, wel-
ches auf zweyerley Art geſpielt wird. Colin, die
Blindekuh, ſteht in der Mitte, und ſeine Geſpie-
len ſitzen um ihn her. Dieſe verwechſeln ihre
Plätze, Einer von ihnen führt die Blindekuh
zu einer Perſon und fragt: wer iſt das? Co-
lin muſs errathen, darf aber die Hände gar nicht
gebrauchen, und iſt auch nicht berechtiget, ei-
nen Ton zu verlangen. Er hat alſo gar keinen
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/257>, abgerufen am 23.11.2024.
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