Exempel durch die Dicke der Schnur und den davon abhängenden Druck der Luft, bald so, bald so leiden. Die bequemste Art ihn zum Aufsteigen zu bringen, ist folgende: A nimmt den an die lange Schnur gebundenen Dra- chen, und geht damit einige hundert Schritt Wind abwärts; B folgt ihm, doch so, dass er etwa hundert Schritte hinter ihm bleibt, er fasst die Schnur an seiner Stelle fest. C geht gar nicht fort, sondern wickelt bloss die Schnur ab, welche jene mitnehmen. Ist man fast mit der Schnur zu Ende: so giebt C dem B und dieser dem A ein Zeichen zum Stillstehn. Dieser richtet den Drachen gegen den Wind und gibt ihm einen sanften Stoss aufwärts, nachdem er die Schnur etwas straff gezogen hat. So steigt er von der Hand des B gehalten schnell auf. Hat er die mögliche Höhe erreicht, so lässt auch B los, dadurch wird das Steigen ohne weitere Mü- he ungemein beschleunigt, indem ihn C festhält etc.
Franklin spannte seinen Drachen einst vor ei- nen Kahn und liess sich von ihm ganz bequem über einen See fortziehen. Ein etwas grosser Drache würde einen gut gebaueten kleinen Wa- gen, gross genug, um einen Knaben aufzuneh- men, auf gleichem Boden fortziehn. Brächte man über einem Zirkelausschnitte in seinem Ue-
Exempel durch die Dicke der Schnur und den davon abhängenden Druck der Luft, bald ſo, bald ſo leiden. Die bequemſte Art ihn zum Aufſteigen zu bringen, iſt folgende: A nimmt den an die lange Schnur gebundenen Dra- chen, und geht damit einige hundert Schritt Wind abwärts; B folgt ihm, doch ſo, daſs er etwa hundert Schritte hinter ihm bleibt, er faſst die Schnur an ſeiner Stelle feſt. C geht gar nicht fort, ſondern wickelt bloſs die Schnur ab, welche jene mitnehmen. Iſt man faſt mit der Schnur zu Ende: ſo giebt C dem B und dieſer dem A ein Zeichen zum Stillſtehn. Dieſer richtet den Drachen gegen den Wind und gibt ihm einen ſanften Stoſs aufwärts, nachdem er die Schnur etwas ſtraff gezogen hat. So ſteigt er von der Hand des B gehalten ſchnell auf. Hat er die mögliche Höhe erreicht, ſo läſst auch B los, dadurch wird das Steigen ohne weitere Mü- he ungemein beſchleunigt, indem ihn C feſthält etc.
Franklin ſpannte ſeinen Drachen einſt vor ei- nen Kahn und lieſs ſich von ihm ganz bequem über einen See fortziehen. Ein etwas groſser Drache würde einen gut gebaueten kleinen Wa- gen, groſs genug, um einen Knaben aufzuneh- men, auf gleichem Boden fortziehn. Brächte man über einem Zirkelausſchnitte in ſeinem Ue-
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Exempel durch die Dicke der Schnur und den
davon abhängenden Druck der Luft, bald ſo,
bald ſo leiden. Die bequemſte Art ihn zum
Aufſteigen zu bringen, iſt folgende: A nimmt
den an die lange Schnur gebundenen Dra-
chen, und geht damit einige hundert Schritt
Wind abwärts; B folgt ihm, doch ſo, daſs
er etwa hundert Schritte hinter ihm bleibt,
er faſst die Schnur an ſeiner Stelle feſt. C
geht gar nicht fort, ſondern wickelt bloſs die
Schnur ab, welche jene mitnehmen. Iſt man
faſt mit der Schnur zu Ende: ſo giebt C dem B
und dieſer dem A ein Zeichen zum Stillſtehn.
Dieſer richtet den Drachen gegen den Wind und
gibt ihm einen ſanften Stoſs aufwärts, nachdem
er die Schnur etwas ſtraff gezogen hat. So ſteigt
er von der Hand des B gehalten ſchnell auf. Hat
er die mögliche Höhe erreicht, ſo läſst auch B
los, dadurch wird das Steigen ohne weitere Mü-
he ungemein beſchleunigt, indem ihn C feſthält
etc.
Franklin ſpannte ſeinen Drachen einſt vor ei-
nen Kahn und lieſs ſich von ihm ganz bequem
über einen See fortziehen. Ein etwas groſser
Drache würde einen gut gebaueten kleinen Wa-
gen, groſs genug, um einen Knaben aufzuneh-
men, auf gleichem Boden fortziehn. Brächte
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/240>, abgerufen am 23.11.2024.
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