Durch die Kugeln ist der Maassstab dieses Spiels viel grösser als der des Scheibenspiels; die abzuwerfenden Körper sind schwerer, die Entfernung grösser und dadurch wird der da- mit verbundene Spaziergang beträchtlicher; denn da von dem letzten Gewinner das Ziel bey jedem Gange von neuen 10, 16 bis 20 Schritte weit ausgeworfen wird: so spielt man sich unvermerkt einige hundert Schritte auf dem Platze herum. Das Abwerfen der Kugeln er- fordert ein genaues Abwiegen der Kraft des Ar- mes, gehörige Schätzung der Schwere gegen die Entfernung des Wurfs. Bliebe der Spiel- platz immer derselbe, so würden seine Eigen- heiten bald bekannt seyn; aber er ändert sich bey jedem neuen Gange, immer erscheinen andere Vertiefungen, Erhöhungen und Abda- chungen. Diese muss das Auge ausspähen, und sie werden ein Gegenstand der Beurtheilung. Hierzu gesellt sich endlich noch das stete Abmes- sen der Kugelentfernungen. Diess alles macht das Spiel kunstvoll, nützlich und interessant, so wie es durch Zufall, der die Kugeln bald so, bald so jagt, ungemein unterhaltend wird. Es verdient daher eine recht allgemeine Aufnahme bey jun- gen und erwachsenen Personen. Bey den Fran- zosen ist es unter dem obenstehenden Namen, so wie auch unter dem des La Bauche gewöhnlich.
Durch die Kugeln iſt der Maaſsſtab dieſes Spiels viel gröſser als der des Scheibenſpiels; die abzuwerfenden Körper ſind ſchwerer, die Entfernung gröſser und dadurch wird der da- mit verbundene Spaziergang beträchtlicher; denn da von dem letzten Gewinner das Ziel bey jedem Gange von neuen 10, 16 bis 20 Schritte weit ausgeworfen wird: ſo ſpielt man ſich unvermerkt einige hundert Schritte auf dem Platze herum. Das Abwerfen der Kugeln er- fordert ein genaues Abwiegen der Kraft des Ar- mes, gehörige Schätzung der Schwere gegen die Entfernung des Wurfs. Bliebe der Spiel- platz immer derſelbe, ſo würden ſeine Eigen- heiten bald bekannt ſeyn; aber er ändert ſich bey jedem neuen Gange, immer erſcheinen andere Vertiefungen, Erhöhungen und Abda- chungen. Dieſe muſs das Auge ausſpähen, und ſie werden ein Gegenſtand der Beurtheilung. Hierzu geſellt ſich endlich noch das ſtete Abmeſ- ſen der Kugelentfernungen. Dieſs alles macht das Spiel kunſtvoll, nützlich und intereſſant, ſo wie es durch Zufall, der die Kugeln bald ſo, bald ſo jagt, ungemein unterhaltend wird. Es verdient daher eine recht allgemeine Aufnahme bey jun- gen und erwachſenen Perſonen. Bey den Fran- zoſen iſt es unter dem obenſtehenden Namen, ſo wie auch unter dem des La Bauche gewöhnlich.
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Durch die Kugeln iſt der Maaſsſtab dieſes
Spiels viel gröſser als der des Scheibenſpiels;
die abzuwerfenden Körper ſind ſchwerer, die
Entfernung gröſser und dadurch wird der da-
mit verbundene Spaziergang beträchtlicher;
denn da von dem letzten Gewinner das Ziel
bey jedem Gange von neuen 10, 16 bis 20
Schritte weit ausgeworfen wird: ſo ſpielt man
ſich unvermerkt einige hundert Schritte auf dem
Platze herum. Das Abwerfen der Kugeln er-
fordert ein genaues Abwiegen der Kraft des Ar-
mes, gehörige Schätzung der Schwere gegen
die Entfernung des Wurfs. Bliebe der Spiel-
platz immer derſelbe, ſo würden ſeine Eigen-
heiten bald bekannt ſeyn; aber er ändert ſich
bey jedem neuen Gange, immer erſcheinen
andere Vertiefungen, Erhöhungen und Abda-
chungen. Dieſe muſs das Auge ausſpähen, und
ſie werden ein Gegenſtand der Beurtheilung.
Hierzu geſellt ſich endlich noch das ſtete Abmeſ-
ſen der Kugelentfernungen. Dieſs alles macht das
Spiel kunſtvoll, nützlich und intereſſant, ſo wie
es durch Zufall, der die Kugeln bald ſo, bald ſo
jagt, ungemein unterhaltend wird. Es verdient
daher eine recht allgemeine Aufnahme bey jun-
gen und erwachſenen Perſonen. Bey den Fran-
zoſen iſt es unter dem obenſtehenden Namen,
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/192>, abgerufen am 16.02.2025.
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