Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.De variis hominum Statibus. wird sich einer nicht conserviren. Diese significationem kan man alsonicht allein auf rempublicam imperantem, sondern auch ad hunc, ad il- lum appliciren. Dicis. Man verstehet doch sub ratione Status die welt- liche Regierung. Respond. Es gehet ebenfalls an, denn civitas ist ja auch ein Status, und ist viel schwerer eine Republic zu conserviren, als einen Statum. Man kan hier nachlesen, was Mons. Crousaz in seinem Frantzösischen Traite du beau, seu de eo, quod pulchrum est, geschrieben. Man siehet, daß es in der That schon was grosses, wenn viele Regimenter beysammen stehen, und alle nach dem Winck des Generals sich richten. Noch viel grösser aber ist es, wenn eine gantze Republic gut harmoniret. Man muß nicht dencken, daß Imperantes und Consiliarii wachsen, wie Champignons, man muß ihnen was beybringen, sonst gehet es confus zu. Gleichwie ich nun von einem jeden Menschen, der politisch insinuant ist, sagen kan, er habe rationem Status sich zu conserviren, so braucht man dieses ka[r] exokhen von einer Republic; es mag seyn eine Monar- chie, Aristocratie, oder Democratie; man kan also das Wort generali- ter, und specialiter gebrauchen. §. 20. Daher kommet es, daß die Italiäner ihre Politiquen Ra-2) in Ansehung §. 21. Hier wird nun untersuchet, woher es kommt, daß vieleOb Ratio Sta- die G 3
De variis hominum Statibus. wird ſich einer nicht conſerviren. Dieſe ſignificationem kan man alſonicht allein auf rempublicam imperantem, ſondern auch ad hunc, ad il- lum appliciren. Dicis. Man verſtehet doch ſub ratione Status die welt- liche Regierung. Reſpond. Es gehet ebenfalls an, denn civitas iſt ja auch ein Status, und iſt viel ſchwerer eine Republic zu conſerviren, als einen Statum. Man kan hier nachleſen, was Monſ. Crouſaz in ſeinem Frantzoͤſiſchen Traité du beau, ſeu de eo, quod pulchrum eſt, geſchrieben. Man ſiehet, daß es in der That ſchon was groſſes, wenn viele Regimenter beyſammen ſtehen, und alle nach dem Winck des Generals ſich richten. Noch viel groͤſſer aber iſt es, wenn eine gantze Republic gut harmoniret. Man muß nicht dencken, daß Imperantes und Conſiliarii wachſen, wie Champignons, man muß ihnen was beybringen, ſonſt gehet es confus zu. Gleichwie ich nun von einem jeden Menſchen, der politiſch inſinuant iſt, ſagen kan, er habe rationem Status ſich zu conſerviren, ſo braucht man dieſes κα[ꝛ] ἐξοχὴν von einer Republic; es mag ſeyn eine Monar- chie, Ariſtocratie, oder Democratie; man kan alſo das Wort generali- ter, und ſpecialiter gebrauchen. §. 20. Daher kommet es, daß die Italiaͤner ihre Politiquen Ra-2) in Anſehung §. 21. Hier wird nun unterſuchet, woher es kommt, daß vieleOb Ratio Sta- die G 3
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De variis hominum Statibus.
wird ſich einer nicht conſerviren. Dieſe ſignificationem kan man alſo
nicht allein auf rempublicam imperantem, ſondern auch ad hunc, ad il-
lum appliciren. Dicis. Man verſtehet doch ſub ratione Status die welt-
liche Regierung. Reſpond. Es gehet ebenfalls an, denn civitas iſt ja
auch ein Status, und iſt viel ſchwerer eine Republic zu conſerviren, als
einen Statum. Man kan hier nachleſen, was Monſ. Crouſaz in ſeinem
Frantzoͤſiſchen Traité du beau, ſeu de eo, quod pulchrum eſt, geſchrieben.
Man ſiehet, daß es in der That ſchon was groſſes, wenn viele Regimenter
beyſammen ſtehen, und alle nach dem Winck des Generals ſich richten.
Noch viel groͤſſer aber iſt es, wenn eine gantze Republic gut harmoniret.
Man muß nicht dencken, daß Imperantes und Conſiliarii wachſen, wie
Champignons, man muß ihnen was beybringen, ſonſt gehet es confus
zu. Gleichwie ich nun von einem jeden Menſchen, der politiſch inſinuant
iſt, ſagen kan, er habe rationem Status ſich zu conſerviren, ſo braucht
man dieſes καꝛ ἐξοχὴν von einer Republic; es mag ſeyn eine Monar-
chie, Ariſtocratie, oder Democratie; man kan alſo das Wort generali-
ter, und ſpecialiter gebrauchen.
§. 20. Daher kommet es, daß die Italiaͤner ihre Politiquen Ra-
tionem Status genennet, als wie der Scipio Claramontius, von welchen
Conring etliche piecen drucken laſſen. Ingleichen der Ludovicus Septa-
lius. Die Frantzoſen haben auch viel edirt ſub tit. Raiſon d’Etat. Hie-
von kan man nachleſen den Hertium in ſeiner Prudentia Civili p. 3. & 4.
welcher alle ſpecificirt. Bey denen Scriptoribus Italicis iſt zu mercken,
daß einer Rationem Status weitlaͤufftiger nimmt als der andere. Septa-
lius meynet, ratio Status begreiffe nicht ſo viel in ſich als Politica; her-
gegen Claramontius, welcher zu Padua geweſen, hat gemeynet, ratio
Status begreiffe viel mehrers in ſich, als Politica. Es iſt aber hierunter
kein ſonderliches arcanum, denn wenn Claramontius meynet, ratio Status
ſey weitlaͤufftiger, ſo hat er in mente: Die Prudentia Civilis ſ. Politica
gehe nicht nur auf den modum gubernandi & conſervandi rempublicam,
ſondern auch, wie ein jeder ins beſondere ſeinen Statum conſerviren ſolle;
Das referiret er alles ad rationem Status. Septalius aber, welcher mey-
net, ratio Status ſey anguſtior, hat davor gehalten: Ratio Status zeige nur
modum gubernandi & conſervandi rempublicam. Hergegen in der Politic
wird auch abgehandelt, wie ein jeder ins beſondere ſeinen Statum con-
ſerviren ſolle. Unſer Autor aber nimmt hier das Wort Ratio Status weit-
laͤufftig.
2) in Anſehung
auf die Repu-
blic.
§. 21. Hier wird nun unterſuchet, woher es kommt, daß viele
rationem Status vor was Boͤſes halten. Daher es auch kommt, daß
die
Ob Ratio Sta-
tus was Boͤſes
ſey?
G 3
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